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Gefangene der Dämmerung: Ravenwood 2 - Roman (German Edition)

Gefangene der Dämmerung: Ravenwood 2 - Roman (German Edition)

Titel: Gefangene der Dämmerung: Ravenwood 2 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia James
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unkontrollierbaren Verlangen der Vampire erzählt, andere zu töten. War der Ripper in Wahrheit ein Vamp gewesen?
    »Aber hat er die Verbrechen denn nicht wahllos begangen? Er hat sich doch willkürlich Frauen geschnappt, die ihm zufällig auf der Straße begegnet sind, oder nicht?«, fragte ein Mädchen in der ersten Reihe.
    »Nein, er hat sie getötet, um seine Ehe mit einer Prostituierten zu verschleiern«, warf Carl ein, worauf allgemeines Gelächter ertönte.
    »Ah, du spielst auf den Film mit Johnny Depp an. From Hell . Ich fürchte, es gibt keinerlei Hinweis darauf, der diese Theorie untermauert. Aber wir wissen heute, dass Jack bewusst versucht hat, Angst in Whitechapel zu verbreiten. Zum Beispiel hat er eine Niere in einen Umschlag gesteckt und an George Lusk geschickt, den Vorsitzenden der Bürgerwehr, der mit seinen Hetzreden die Politik und die Polizei unter Druck setzte. Seine Zielsetzung war eindeutig: Whitechapel mit seinen Taten in Angst und Schrecken zu versetzen.«
    »Aber wieso?«
    »Auch das ist bis zum heutigen Tage leider ein Geheimnis. Meiner Meinung nach hegte er einen tiefen Groll gegen dieses Viertel. Irgendetwas muss dort vorgefallen sein, weswegen er sich rächen wollte. Oder er wollte jemanden bestrafen, der dort lebte. Schwache Menschen versuchen stets, die Macht an sich zu reißen – genau in diese Kategorie würde ich auch Jack the Ripper stecken. Bevor er zum Täter wurde, war er Opfer.«
    April blieb im Klassenzimmer sitzen, während die anderen hinausströmten. Schweigend sah sie zu, wie Miss Holden ihre Sachen zusammenpackte und die Tafel abwischte.
    Schließlich hob die Lehrerin den Kopf.
    »Jetzt ist nicht der richtige Moment, April«, sagte sie.
    »Aber wann dann?« April sah zur Tür. »Sie haben Layla getötet, weil« – sie senkte ihre Stimme zu einem Flüstern – »weil sie sie für die Furie hielten. Was glauben Sie wohl, wie ich mich fühle? Ich habe sie praktisch getötet!«
    »Erstens wissen wir nicht, weshalb Layla getötet wurde. Und zweitens hast nicht du es getan. Es war bestenfalls eine Verwechslung, April … aber wenn sie dachten, die Furie hätte Milo getötet, wieso haben sie dann so lange gewartet, bis sie Layla beseitigt haben? Wenn du mich fragst, wurde sie aus einem völlig anderen Grund getötet.«
    »Und zwar aus welchem? Layla hatte keinem etwas getan.«
    Die Lehrerin stieß ein Schnauben aus.
    »April, mag sein, dass du es nicht mitbekommen hast, aber Layla war in der Clique, die ihr als ›Die Schlangen‹ bezeichnet. Ich glaube, sie wusste ganz genau, was hier läuft. Sie hat sich die Suppe selbst eingebrockt, wie man so schön sagt.«
    »Wie können Sie nur so eiskalt sein?«, rief April. »Sie war doch erst sechzehn.«
    »Ich bin nicht kalt, April. Sondern pragmatisch. Manchmal muss man eben Farbe bekennen. Vor nicht allzu langer Zeit haben sich deine Urgroßeltern gegen die Nazis gestellt. Das war gut, wirst du denken. Aber die Alliierten haben im Zuge der Befreiung selbst Hunderttausende Menschen getötet, darunter auch zahllose Unschuldige – ist das moralisch akzeptabel, weil es im Kampf gegen ein gefährliches Regime passiert ist?«
    »Ich … keine Ahnung. Natürlich sollten wir versuchen, sie aufzuhalten, aber wenn dabei Unschuldige ums Leben kommen …«
    Miss Holden lächelte eisig.
    »Das ist dein Problem, April. Du musst die Konsequenzen gegen die Vorteile abwägen. Ist der Sieg in einer Schlacht ein Opfer wert oder nicht?«
    »Wenn man es so sieht, war Layla entbehrlich.«
    »Nein, ich sage nur, dass den Vampiren Einhalt geboten werden muss. Und ich frage dich, was du zu tun bereit bist, um dieses Ziel zu erreichen. Ist Laylas Tod ein zu hoher Preis dafür?«
    »Ja, ich glaube schon.«
    Miss Holden breitete die Hände aus. »Dann hast du deine Antwort.«
    »Wie lautet Ihre Antwort, Miss Holden?«
    »Im Krieg ist der Preis immer zu hoch, trotzdem muss man die Alternative vor Augen haben.«
    »Und wie sieht diese Alternative aus?«
    »Dass wir alle so enden wie Layla.«
    Dr. Charles Tame sah völlig anders aus, als April ihn sich vorgestellt hatte. Bereits den ganzen Vormittag waren die Schüler einzeln aus dem Unterricht gerufen und in Mr Sheldons Büro zur Befragung durch den Polizeipsychologen gebracht worden. Die Gerüchteküche brodelte. Davina und Chessy hatten ihn vor Schulbeginn im Trenchcoat und mit einer ledernen Aktentasche das Gebäude betreten sehen. Simon, der es bereits hinter sich hatte, beschrieb ihn als »ziemlich

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