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Gefangene der Dämmerung: Ravenwood 2 - Roman (German Edition)

Gefangene der Dämmerung: Ravenwood 2 - Roman (German Edition)

Titel: Gefangene der Dämmerung: Ravenwood 2 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia James
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Motto: Das hier ist unser Hoheitsgebiet, also haut gefälligst ab, sonst blüht euch genau dasselbe Ende. Wie konnte nur so viel Bösartigkeit auf der Welt herrschen? Sie rollte sich auf die Seite und zog sich die Decke über den Kopf. Es dauerte lange, bis sie endlich in den Schlaf fiel; in einen unruhigen Schlaf mit beängstigenden Träumen von verzweifelten Verfolgungsjagden, tiefer Finsternis und einem Vogel, der mit seinem gelben Schnabel ihr das Auge auszuhacken versuchte.

Achtzehntes Kapitel

    J ack the Ripper war kein Psychopath«, erklärte Miss Holden, »zumindest nicht im klassischen Sinne. Er hat all diese Verbrechen nicht begangen, weil er unfähig war, seine Triebe zu kontrollieren, was die klassische Definition des Psychopathen ist. Stattdessen handelte er in vollem Bewusstsein und überaus methodisch.«
    April und Benjamin tauschten einen Blick. Unmittelbar nach Laylas gewaltsamem Tod im Geschichtsunterricht ausgerechnet den legendären Serienmörder zu behandeln, war besonders gruselig. Wieso musste sie ausgerechnet jetzt damit anfangen? Die ganze Schule war wie betäubt. Alle sprachen nur im Flüsterton und schlichen bedrückt durch die Flure. Mittlerweile hatte April sich an die scheelen Seitenblicke und die halblauten Kommentare gewöhnt. »Siehst du die da? Dieses seltsame Mädchen, auf das Marcus Brent losgegangen ist? Sie hat schon wieder eine Leiche gefunden.« Wie erwartet, hatten die anderen Schüler eine »Layla«-Wand vor der Cafeteria eingerichtet – mittlerweile schon fast eine traurige Ravenwood-Tradition. Erst hatten die Schüler eine »Milo«-Wand im Gedenken an Laylas toten Freund aufgehängt, die im Handumdrehen von Gedichten und Fotos übersät gewesen war, und nun dasselbe für Layla. »Milo und Layla – endlich für immer vereint« schien besonders beliebt zu sein.
    Miss Holdens Worte rissen April wieder ins Hier und Jetzt zurück.
    »Das Einzige, was der Ripper nicht unter Kontrolle hatte, war sein Bedürfnis zu töten. Das war das Einzige, was er nicht im Griff hatte«, sagte Miss Holden. »Und er hatte eindeutig keine allzu große Angst davor, geschnappt zu werden. Vielmehr sollten die Leute sogar sehen, was er getan hatte. Er drapierte seine Opfer mit großer Sorgfalt, als wollte er sie ausstellen. So als sollten sie den Menschen eine Botschaft übermitteln.«
    Vielleicht wie eine Warnung ?, dachte April.
    Miss Holden versuchte, anhand des Ripper-Falls aufzuzeigen, wie eine Reihe grauenhafter Morde – die im Whitechapel der 1880er-Jahre mit deprimierender Regelmäßigkeit verübt worden waren – die Gesellschaft geradezu fundamental verändern konnte. Die Ripper-Morde hatten sowohl umfassende Reformen innerhalb der Polizei eingeläutet als auch zu gewaltigen Fortschritten in der Forensik und massiven Veränderungen in der Berichterstattung der Zeitungen geführt. Heute jedoch hatten sie eine völlig andere Bedeutung: Nach dem Tod von Layla, dem Vorfall mit Marcus und all den anderen Ereignissen schien der Horror, der das East End vor Jahrhunderten heimgesucht hatte, mit einem Mal unmittelbar vor ihrer Haustür zu lauern. April fragte sich, was Miss Holden in Wahrheit damit bezweckte. Ihr musste doch klar sein, dass sie alle heute Morgen nur einen Gedanken hatten – Layla.
    »Und wie hat er all die Frauen ermordet, Miss Holden?«, fragte Carl Newton, ein dicklicher Junge in einem Mohairpulli, und musterte die Lehrerin besorgt, als fürchtete er, der Ripper lauere bereits hinter der nächsten Ecke auf ihn.
    »Entgegen der allgemeinen Auffassung hat er sie zuerst gewürgt und ihnen dann die Kehle aufgeschlitzt, Carl. Er hat sie nicht getötet, indem er sie aufgeschlitzt hat, sondern um sie nach Eintritt des Todes aufschlitzen zu können. Das untermauert meine These, dass er überaus kontrolliert vorgegangen ist. Dieser Mann war kein Irrer, der seine Opfer in einen dunklen Hauseingang gezerrt und wie von Sinnen auf sie eingestochen hat. Stattdessen hat er sich alle Zeit der Welt gelassen und ist mit großer Sorgfalt und Umsicht vorgegangen.«
    »Glaubt man deshalb, dass er Chirurg war?«
    »Ja, er hat seinen Opfern ganze Organe am Stück entnommen und die Schnitte mit einer Präzision gesetzt, wie sie nur jemand mit fundierten Kenntnissen der menschlichen Anatomie bewerkstelligen kann.«
    Unvermittelt musste April an Gabriel denken. Auch er besaß medizinische Kenntnisse – dank dieser Kenntnisse hatte er sogar April das Leben gerettet. Und er hatte ihr von dem

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