Gefangene der Dunkelheit
sogar die schmalen Sonnenstrahlen, die durch die hölzernen Wände drangen, bedeuteten Qual und brannten sich durch seine verfluchte Haut wie Stangen geschmolzenen Eisens. Er riss eine Lederdecke von dem schmalen Bett des Bauern, kauerte sich darunter und rollte sich in einer schattigen Ecke wie eine Ratte zusammen. »Was zur Hölle ist das?«, murmelte er wütend und ängstlich zugleich. Aber die seltsame Müdigkeit wurde auch in seiner Angst und seinem Zorn stärker und ließ seinen Körper schwer und seinen Geist wie betäubt werden. Er schlief ein, fast bevor er die Worte gesprochen hatte, und wartete auf die Dunkelheit.
Gaston diente dem Baron von Callard schon, seit sie beide Kinder waren, und er hegte keinen Zweifel an dessen Bedeutung. Aber seiner Meinung nach wäre abergläubischer Unsinn sein Verderben. Er war die ganze Nacht von der Ruine des Schlosses DuMaine hierhergeritten, um Bericht zu erstatten, ohne Schlaf, ohne Essen und ohne eine Frau, die ihn für seine Mühen belohnt hätte. Und nun musste er sich die Beine in den Bauch stehen und warten, während sein Herr eine Hexe konsultierte.
»Ihr habt eine finstere Geschichte, Mylord«, murmelte das alte Weib über ihren Knochen. Gaston unterdrückte ein schnaubendes Lachen. Jedes Kind von fünf Jahren hätte das innerhalb dieser Mauern sagen können, ohne dafür Magie zu benutzen. Der Baron sah seinen treuen Diener mit finsterem Blick an, sodass diesem das Blut in den Adern gefror, bevor er die Knochen selbst wieder betrachtete. Auf dem Boden neben dem Stuhl des Barons kauerte seine neueste Mätresse, ein Rotschopf im Gewand einer Adligen. Sie schaute auch zu Gaston hoch, und er sah das Mal eines Brenneisens auf ihrer Wange. Also der baldige Abschied, Hübsche?, dachte Gaston und zwinkerte ihr zu.
»Ich kenne meine Geschichte, altes Weib«, sagte der Baron. »Erzählt mir etwas über meine Zukunft.« Er warf Gaston einen freundlicheren Blick zu. »Sagt mir, ob meine Pläne scheitern werden.«
»Nein, Mylord«, versicherte ihm die Hexe eilig. Sie trug grobe Kleidung, und sie sprach Englisch mit dem schleppenden Akzent der Schotten. Wie weit hatte eine arme Patrouille reiten müssen, um sie zu finden?, dachte Gaston und seufzte innerlich. »Ihr werdet erfolgreich sein.« Sie warf die Knochen erneut aus und beugte sich dicht über den Tisch. »Ihr habt bereits gesiegt.«
Gaston nickte seinem Herrn zu, und das Lächeln des Barons wurde breiter. »Ihr habt großartige Kräfte, altes Weib«, sagte der Baron. »Nur erzählt mir etwas, das mir mein eigener Mann nicht sagen konnte.«
»Euer Vorhaben wird euch ungeahnte Kraft verleihen, Mylord«, antwortete die Hexe, eine gehorsame, unbrauchbare Antwort. Aber sie sprach nicht aus Gründen der Anbiederung. Ihre Stimme klang vor Ehrfurcht gedämpft, und ihre wässrigen Augen waren geweitet. »Ihr werdet sogar den Tod täuschen … aber nein.« Sie schaute auf und begegnete dem Blick des Barons. »Ihr seid nichts.«
Gaston hielt den Atem an, als vertraute Röte das Gesicht seines Herrn überzog und das Mädchen auf dem Boden wimmerte und sich an das Bein ihres grausamen Geliebten klammerte, als suchte sie Schutz vor seinem Zorn. »Wie könnt Ihr es wagen«, flüsterte der Baron.
»Einer wird kommen und sich Eures Schicksals bemächtigen«, sagte die Hexe ohne ein Anzeichen dafür, dass sie ihn fürchtete oder seinen Zorn überhaupt bemerkte. »Seine Bosheit übersteigt Eure düstersten Träume.« Sie lächelte erneut. »Er ist wirklich ein Teufel.«
»Lügnerin.« Der Baron schlug sie mit der Faust, stieß sie seitlich weg und warf ihr dann den schweren Holztisch hinterher. »Schafft sie mir aus den Augen«, befahl er seinen Wachen. »Eine Woche im Stock wird ihre Visionen wahr werden lassen.«
»Aber … Mylord«, sagte einer der Wächter, während das alte Weib auf dem Boden in ihrer Sprache, dem Gälischen, das Gaston stets an eine in einem Dickicht gefangene Katze erinnerte, zu psalmodieren begann. »Sie ist eine sterbende Steinalte – sie wird keinen Tag mehr leben …«
»Vielleicht wird ihr Teufel sie retten.« Der Gedanke schien ihn zu beruhigen. Die Röte schwand wieder. »Lasst es mich wissen, wenn er kommen sollte.« Er erhob sich von seinem Stuhl und warf der jungen Frau, die sich noch immer an sein Bein klammerte, einen ungeduldigen Blick zu. Sie zog sich zurück, aber Gaston bemerkte, dass sie aufschaute und einen Blick mit dem mitleidigen Wächter wechselte.
»Ja, Mylord«, sagte der
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