Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefangene der Dunkelheit

Gefangene der Dunkelheit

Titel: Gefangene der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Blue
Vom Netzwerk:
Art töten?« Mit solcher Macht könnte er Lebuin und seine Rebellen von der Erde tilgen wie Ungeziefer, das sie waren. Siobhans Macht wäre bedeutungslos. Er könnte sie im Handumdrehen töten, ohne nachzudenken.
    »Das könnt Ihr«, räumte der Dämon ein. Nun, da er sich nicht mehr nährte, wirkte er, bis auf das Feuer in seinen Augen, wie jeder andere Mensch.
    Tristan lächelte. Er würde sogar wie er selbst aussehen. »Mehr brauche ich nicht zu wissen.« Daimon stand noch immer hinter ihm, nervös aber vertrauensvoll. Tristan sprang schnell wie ein Dämon auf den Pferderücken, drängte Daimon voran und galoppierte in die Nacht. Er hörte den Dämonenritter hinter ihm einen Fluch ausstoßen, hörte ihn geräuschvoll durch den Wald stapfen und die Verfolgung aufnehmen. Er blickte ein Mal über die Schulter zurück und sah den Wolf, der voranpreschte. Aber er konnte mit Daimon nicht mithalten. Tristan beugte sich tief über den Hals des Pferdes, drängte es weiter voran und ließ den Wolfsritter hinter sich.
    Als er sicher war, seinen Verfolger abgeschüttelt zu haben, verlangsamte er das Tempo seines Pferdes, sah sich um und versuchte sich zurechtzufinden. Er war im Gefolge König Heinrichs durch weite Landstriche Britanniens geritten, bevor er seine eigenen Ländereien erhalten hatte, aber hier war ihm nichts von dem, was er sah, vertraut. Als der Wald zu beiden Seiten einer Lichtung wich, sah Tristan, dass er eine große, flache Ebene überquerte – konnten sie so weit nach Süden geritten sein? Er versuchte sich zu erinnern und die Tage zu zählen, die vergangen waren, seit sie das Schloss verlassen hatten, aber es war unmöglich. Schlimmer noch, das magische Gefühl des Wohlbefindens, das er zunächst empfunden hatte, nachdem er den Dämonenritter gebissen hatte, wich rasch dem quälendsten Hunger, den er je verspürt hatte – ein gähnender, leerer Schmerz. Er würde bald jemanden finden müssen, der ihm sagte, wo er war, und ihm etwas zu essen gab.
    Er wandte sich von der Hauptstraße ab auf einen schmalen Weg, als die freie Ebene wieder zu Wald wurde. Er war von dem verlassenen Fleck Erde, wo seine Entführer dem Dämon zum Opfer gefallen waren, viele Meilen entfernt. Er musste gewiss in der Nähe irgendeiner Siedlung sein. Allmählich wurde er sich eines seltsamen Klangs in seinen Ohren bewusst, einer Art von fernem, summenden Trommelschlag, der über das Klappern von Daimons Hufen auf der festgetretenen Erde kaum zu hören war. Ohne nachzudenken, trieb er das Pferd an. Der Hunger in seinem Bauch wurde stärker und ließ ihn zusammenzucken. Er hatte seine letzte Mahlzeit Stunden vor dem Angriff an seinem eigenen Tisch eingenommen. Daher war es kein Wunder, dass er hungrig war. Aber er hatte auf Märschen im Krieg schon oft gedarbt und niemals solchen Schmerz empfunden. Er wurde unkonzentriert. Er konnte sich kaum erinnern, warum er auf der Straße unterwegs war oder was er suchte. Eindeutig schien nur das brennende Bedürfnis, sich zu nähren.
    An der Straße vor ihm stand eine gedrungene Holzhütte, und als er näher kam, wurde das Trommeln lauter. Ein Herzschlag, dachte er leicht erschrocken. Das ist ein Herzschlag. Welches monströse Wesen konnte solch ein Geräusch verursachen? Es kam anscheinend aus der Hütte, aber das war unmöglich – solch eine Bestie musste bestimmt zu groß sein, um in einen solchen Unterschlupf zu passen. Aber ein Instinkt, der stärker war als sein Verstand, führte ihn vorwärts und immer näher an das Geräusch heran. Er hielt sein Pferd wenige Fuß von der Hütte entfernt an und stolperte dann auf sie zu. Er fühlte sich trunken, und der Zorn, den er in den Händen Lebuins und seiner Männer empfunden hatte, kehrte plötzlich mit voller Macht zurück, als versteckten sich seine Feinde selbst in der Hütte.
    »Wer ist da?«, wollte er wissen und hämmerte mit der Faust gegen die Tür. »Kommt heraus und kämpft!«
    »Mylord?« Der Bauer, der die Tür öffnete, war recht groß, aber gewiss kein Unhold. »Mylord, welches Vergehen …«
    Tristan stürzte sich genauso auf den Mann, wie sich der Dämonenritter auf seine Entführer gestürzt hatte, und seine neuen Zähne rissen an der bärtigen Kehle des Mannes. Ohne nachzudenken, drängte er ihn in die Hütte zurück und schleuderte ihn gegen die Wand, ungeachtet der Schmerzensschreie und des Entsetzens des Bauern sowie des Messers, das er ihm in Arme und Brust stieß. Er trank in tiefen Zügen, und das Blut, das ihm hätte

Weitere Kostenlose Bücher