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Gefangene der Dunkelheit

Gefangene der Dunkelheit

Titel: Gefangene der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Blue
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unähnlich war. »Das würdet Ihr niemals erraten.« Er wandte den Kopf und sah Lilith an, wobei er sich so ruckartig bewegte wie eine Marionette. »Der Baron?«, fragte er erneut und maß sie mit seinem Blick. »Wo ist er?«
    »Dort drinnen«, sagte John. »Habt Ihr den Hauptmann der Wache gesehen? Wo wart Ihr?«
    Der Kutscher trat, ohne ihm zu antworten, zur Tür.
    »Wartet«, befahl John und ergriff seinen Arm. »Ihr …« Sein Gesicht wurde blass. »Gütiger Himmel, Ihr stinkt …«
    »Lasst ihn los«, sagte Lilith. Etwas an Anthonys Miene verursachte ihr eine Gänsehaut. Er lächelte noch immer, aber seine Augen waren tot. »Mylord wird sich um ihn kümmern.«
    »Ja«, antwortete John und ließ den Mann los. Er wischte sich die Hand an seinem Waffenrock ab, während der Kutscher den Raum betrat und die Tür hinter sich schloss.
    Kurz darauf hörten sie jemanden lachen, ein schrilles Kichern, das nach keinem der beiden Männer klang, die sie in dem Raum wussten. Dann nichts mehr. »Er hat ihn gefunden«, sagte Lilith und erhob sich. »Callard ist tot.«
    »Still«, befahl John, aber er bot ihr seine Hand an. »Komm.« Er führte sie mit einer Hand voran und zog mit der anderen sein Schwert, während er den Raum betrat.
    Callard lag auf dem Bett, den Waffenrock halb ausgezogen, und ein Arm hing über die Bettkante. »Wo ist Anthony?«, fragte Lilith leise.
    »Ich weiß es nicht.« Der Geruch eines geöffneten Grabes hing so stark im Raum, dass der Soldat würgen musste. »Herr Jesus …« Die Kleidung des Kutschers lag auf einem Haufen vor dem Kamin und war von Maden und Fliegen übersät. Lilith schrie auf, und John drückte sie einen Moment an sich und bedeckte mit einer Hand ihren Mund.
    »Was ist das?«, flüsterte sie, als er sie losließ.
    »Woher soll ich das wissen?« John näherte sich dem schmutzigen Haufen und stocherte mit seinem Schwert darin herum. Eine Ratte trippelte aus den Lumpen und über die Klinge, sodass Lilith erneut keuchte, den Schrei aber dieses Mal unterdrückte. John hörte ein Geräusch hinter sich und wandte sich um, als die Knie der Frau neben ihm nachgaben.
    Callard erhob sich vom Bett. »Nein«, wimmerte Lilith und griff nach Johns Bein, als könnte sie sich dahinter verbergen. »Das kann nicht sein.«
    »Was für ein Schlamassel«, sagte Callard seufzend. Seine Stimme war noch immer dieselbe, aber sein Tonfall schien verändert, als hätte er einen fremden Akzent. Er legte seinen Waffenrock nun gänzlich ab, blickte an sich hinunter und berührte die harten Muskeln seines Oberkörpers, als hätte er sie noch nie zuvor bemerkt. »Oh, ja«, murmelte er und lächelte. »Das wird gehen.« Eine weitere Ratte huschte an Lilith vorbei, und sie schrie und sprang auf.
    »Verzeiht, dass wir Euch stören, Mylord«, sagte John und schüttelte sie ab, als sie sich an ihn klammern wollte. »Anthony bestand darauf, Euch zu sprechen …« Er blickte zu dem Stapel verrottender Kleidung zurück und suchte in Gedanken nach einer einleuchtenden Erklärung.
    »Kommt her.« Callard lächelte noch immer, das gütige Lächeln, das Fremde so charmant fanden. »Bringt mir Euer Schwert.«
    »Nein«, sagte Lilith und packte den Arm des Wächters. »Tu das nicht.« Aber der Wächter schüttelte sie erneut ab. »John, nein …« Er reichte Callard das Schwert, der es nahm, es noch immer lächelnd anhob und dem Wächter den Kopf vom Hals schlug.
    »Nein!«, schrie Lilith. Sie wollte davonlaufen, aber ihre Beine gehorchten ihr nicht. Johns Körper sank auf dem Boden zusammen, während sein Kopf auf den Kamin zurollte, und Callard trat über ihn hinweg, als bemerkte er ihn kaum. »Lasst mich in Ruhe«, sagte sie schrill, und ihre Stimme wurde zu einem Schrei. »Ihr seid tot!«
    Er hob das Schwert erneut an und blickte bewundernd auf seinen Arm hinab. »Nicht so sehr, meine Liebe.« Er ließ das Schwert fallen und wandte ihr seinen Blick zu. »Wofür ich dir danken muss.« Sie wollte sprechen, aber ihre Stimme versagte, als er näher trat. »In Wahrheit wünschte ich, Gnade walten lassen zu können.« Er packte sie am Hals, zog sie zu sich und küsste sie auf den Mund. Sie spürte, wie ihre Beine nachgaben, und der Geschmack seiner Zunge war widerlich, als er sie an ihren Zähnen vorbeidrängte. Sie wollte ihn beißen, aber allein der Gedanke daran verursachte ihr schon Übelkeit.
    Er packte mit der Faust in ihr Haar und riss ihren Kopf zurück, eine Geste, die sie nur allzu gut von ihm kannte. »Lasst mich los«,

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