Gefangene der Dunkelheit
Kopf. Sag ihm, dass ich zurückgekehrt bin. Sag ihm, dass du mir gehörst . »Ich erinnere mich nicht«, log sie. »Ich habe es nicht gesehen.«
»Wir haben einen zweiten Leichnam gefunden«, sagte Michael. »Angus, der Hauptmann, wurde in den Graben geworfen.«
Siobhan spürte, wie aller Atem aus ihrem Körper entwich, aber sie konnte keinen Laut hervorbringen.
»Wie Sam?«, fragte Sean und berührte sanft die Wunde an ihrer Kehle.
»Schlimmer«, antwortete Michael. »Seine Kehle ist so stark zerrissen, dass er fast geköpft wurde. Aber es ist kein Blut zu sehen.«
»Sam?« Sie fühlte sich elend. Der Stall schien sich um sie herum zu drehen. Sie hatte Angus nie besonders gemocht, aber er war einer ihrer Leute, ein Brigant, der vom Anfang ihrer Suche an bei ihnen gewesen war. Und Sam … »Sam ist tot?«
»Ja, Liebes«, sagte Sean und streichelte ihr Haar. »Sein Leichnam wurde heute Morgen in der Nähe der Schlossmauer gefunden. Als du nicht in deinem Zimmer warst …« Er zog sie erneut dicht an sich.
»Sean, hör mir zu.« Sie entzog sich ihm, so gern sie auch getröstet worden wäre. »Ich muss dir etwas sagen.«
»Michael, lass Silas in die Halle bringen«, sagte Sean, aber sein Blick blieb an ihren geheftet. »Und Gaston.« Er stand auf und hob sie mit leichtem Stöhnen hoch.
»Ich kann laufen«, beharrte sie, aber in Wahrheit war sie sich da nicht sicher. Sean hatte sie nicht mehr hochgehoben, seit sie ein Kind war. Aber Tristan hatte es getan, als wäre es gar nichts. War Sam bereits tot gewesen? Tristan hatte versprochen, dass niemand mehr sterben würde. Sie konnte glauben, dass er sie alle aus Rache getötet hätte, aber sie konnte sich nicht vorstellen, dass er gelogen hatte.
»Das werde ich«, sagte Michael gerade. »Und ich werde Cilla schicken, damit sie sich um dich kümmert, Liebes.« Er drückte ihre Hand, als er ging, und sie sank gegen Seans Schulter, die Arme kraftlos um seinen Hals gelegt, während er sie auf den Hof hinaustrug. Am anderen Ende des Hofes konnte sie einen Trupp Sams Leichnam vom Boden hochheben sehen, und Zorn und Angst durchströmten sie und verursachten ihr Übelkeit. Seine Kleidung war blutdurchtränkt, seine Augen starrten blind, und seine Lippen waren zu einer Grimasse verzerrt. »Herr Jesus«, murmelte sie und verbarg ihr Gesicht an Seans Brust.
»Still«, antwortete er und küsste sie erneut auf die Stirn. »Alles wird gut werden.« Siobhan konnte ihn zittern spüren und den kaum unterdrückten Zorn in seinem Tonfall hören. Sean wurde, trotz seines Rufes als Brigant, selten zornig, aber wenn sein Zorn entbrannte, konnte er mit der Hölle selbst konkurrieren. Aber für sie war seine Angst schlimmer. Und er hatte recht damit, Angst zu haben. Sag Sean, dass ich ihm alles nehmen werde, was ihm lieb ist , hatte Tristan ihr befohlen, als er sie auf dem Bett festhielt. Er hatte Bruce und Callum auf der Straße getötet und Angus und Sam innerhalb der Schlossmauern. Er wollte sie alle töten.
Sie schloss die Augen, als sie die Brücke überquerten, und versuchte, an nichts zu denken, bis sie allein wären. Sie hatte ihre Leute und ihr eigenes Blut für die Küsse eines Dämons verraten, der sie alle verachtete. Und nun war Sam, ein tapferer und wahrer Krieger, der sie sehr gemocht hatte, tot.
»Mylady!« Sie öffnete die Augen, als sie in die Halle gelangten, und sah Emma auf sich zulaufen. »Hauptmann, was ist geschehen?«
»Bringt Lady Clare her«, antwortete Sean ihr. »Sie muss mit Siobhan nach oben gehen.«
»Sean, nein«, protestierte Siobhan und wand sich in seinen Armen. »Ich muss mit dir allein sprechen.« Wie sollte sie ihm sagen, dass Tristan ein Dämon war, wenn Tristans Tochter neben ihr stand?
»Ich werde sie suchen«, sagte Emma und nickte. »Wir werden Euch folgen.«
»Alles wird gut werden«, murmelte Sean erneut und küsste Siobhan aufs Haar, während er die Treppe hinaufstieg.
Er trug sie in ihr Zimmer und schloss mit dem Fuß die Tür hinter ihnen. »Jetzt ist alles gut«, sagte er und legte sie aufs Bett. »Du bist in Sicherheit.«
»Nein«, sagte sie drängend und schüttelte den Kopf. »Das bin ich nicht – niemand von uns ist sicher.« Er setzte sich neben sie aufs Bett, und sie nahm seine Hand. »Sean, hör mir zu.« Es war keine Zeit. Emma könnte jeden Moment mit Clare hereinkommen. »Es ist Tristan. Tristan DuMaine ist zurückgekehrt.«
Seine Augen weiteten sich einen Moment, und sein Gesicht wurde bleich. »Liebes, das ist
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