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Gefangene der Dunkelheit

Gefangene der Dunkelheit

Titel: Gefangene der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Blue
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zurücksank. Die Woge in ihr explodierte, und Verzückung überschwemmte sie vollkommen. Er stieß immer noch zu und ließ die Woge weiterrollen. Erst als sie glaubte, sie müsste gewiss sterben, spürte sie, wie auch er kam, mit einem letzten, kraftvollen Stoß, der ihre Seele berührte.
    Er nahm sie in seine Arme und hob sie von der Brüstung. Sie seufzte, so leise und anschmiegsam wie ein neugeborenes Lamm, und er küsste sie und fühlte sich trunken. »Süße Dämonin«, sagte er beruhigend und ließ sie auf ein weiches Nest aus Stroh hinab. Sie wollte ihn festhalten, als er Anstalten machte, sie loszulassen.
    »Nein«, sagte sie. »Du sollst nicht …« Sie klang ebenso verloren, wie er sich fühlte, und ihr armer, kleiner Körper war erschöpft. Aber sie wollte sich dennoch gegen ihn wehren. Sie griff nach ihrem Schwert.
    »Still, Mylady.« Er umfasste ihre Hand, küsste ihre Handfläche und presste sie einen Moment an seine Wange, bevor er sie losließ.
    »Niemand«, sagte sie mühsam. »Niemand muss mehr sterben.«
    Er lächelte und streichelte ihr Haar. »Wie du willst.« Er zog den Umriss ihres Mundes nach und war auch selbst verzückt. »Du brauchst mich nicht zu suchen, um mich zu töten, Liebste.« Sie blickte zu ihm hoch, und ihre blauen Augen waren von derselben seltsamen Qual erfüllt, die er empfand. »Ich werde wiederkommen.« Er beugte sich herab und küsste sie ein letztes Mal, bevor er sie losließ.
    Der alte Stallbursche hatte seine junge Herrin und ihren Liebsten seufzen hören und hatte Abstand gehalten, um sie nicht zu stören. Solche Schönheit verdiente es, geliebt zu werden. Aber als er den Mann sah, der aus dem Stall kam, glaubte er zu träumen. »Nein«, murmelte er und verschmolz wieder mit den Schatten, um unentdeckt zu bleiben. »Das kann nicht sein.« Er bekreuzigte sich um des Erbarmens willen, während Tristan DuMaine in die Nacht verschwand.
    Tristan ging um die Ecke des Stalls herum und nahm gerade die Gestalt eines Hundes an, als sich zwei Menschen von der nahen Wand lösten. Einer war ein Fremder, der auf die Tore zuschlich. Der andere war Gaston, der Höfling, den er mit Lebuin gesehen hatte und der nun offen auf den Turm zuging.
    Als sie fort waren, lief Tristan zu der Stelle, wo sie sich getroffen hatten, und sah einen toten Mann auf dem Boden liegen. Seine Augen waren geöffnet und starr und seine Lippen zu einer Grimasse des Zorns und des Entsetzens verzerrt. Er war Tristans Feind, ein Angehöriger der Streitmacht, die dieses Schloss eingenommen und ihm das Leben genommen hatte. Aber der Vampir empfand seinen Tod nicht als Genugtuung, während er auf ihn hinabblickte. Heute Nacht stirbt niemand mehr , hatte Siobhan gesagt, und er hatte zugestimmt. Ich kann nur für mich selbst schwören, Liebste, dachte er und wandte sich ab. Deine Freunde sind eine andere Sache. Der Himmel war noch immer pechschwarz, aber er konnte die Dämmerung herannahen spüren – ein weiteres neues Talent seiner Dämonennatur. Wenn er seinen Unterschlupf im Wald erreichen wollte, musste er gehen. Eine seiner Jagdhündinnen kam um die Ecke, blieb stehen und schnupperte an dem Leichnam. Sie schaute mit fragenden, feuchten Augen zu Tristan hoch. Dann wandte sie sich ab und lief in den Schutz des Zwingers, ein wohliges, kleines Nest am Fuß des Turmes, das gut vor der Sonne geschützt war. Tristan trottete hinter ihr her, während er in seiner magischen Verkleidung lächelte.

9
    Siobhan hörte Stimmen, Menschen, die aus weiter Ferne riefen. Sonnenlicht fiel in einzelnen Strahlen durch das Strohdach. Sie hatte die ganze Nacht durchgeschlafen.
    »Siobhan!« Sie hörte Seans Stimme, und Erleichterung durchflutete sie. Er lebte.
    »Hier«, rief sie und setzte sich auf. Ihre Kleider waren um sie verstreut – gütiger Himmel, sie war noch immer halb nackt. »Sean, ich bin hier!« Sie zog gerade ihre Hose an, als ihr Bruder hereinplatzte.
    »Herr Jesus«, murmelte er und sank neben ihr auf die Knie. »Du lebst.« Er nahm sie in die Arme.
    »Natürlich.« Sie war so müde und fror … und sie konnte nicht denken. Tristan war zurückgekehrt. »Sean …« Er drückte sie einen Moment in einer wohlig warmen Umarmung an sich.
    Michael eilte herein und blieb stehen, als er sie sah. »Oh, nein …«
    »Es ist alles in Ordnung«, sagte Sean. Er zog sich zurück und sah die Wunde an ihrer Kehle. »Wer hat dir das angetan?«, fragte er.
    »Ich …«, begann sie und hielt inne. Sag es ihm , verlangte Tristan in ihrem

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