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Gefangene der Dunkelheit

Gefangene der Dunkelheit

Titel: Gefangene der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Blue
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aber sein Blick wich nicht von Tristans Gesicht. »Was wollt Ihr?«
    Tristan dachte über die Frage nach. Er könnte diesen Mann töten, seiner Racheliste eine weitere Tötung hinzufügen, aber das schien der Mühe kaum wert. »Informationen«, antwortete er. »Ihr gehört zu Seans Leuten, nicht wahr?« Michael schwieg, aber der plötzliche Widerstand in seinen Augen genügte als Antwort. »Ich will genau wissen, was Euer Hauptmann plant, bis ins kleinste Detail.«
    »Niemals«, sagte Michael. »Ich kann nicht.«
    »Niemals ist eine sehr lange Zeit, Michael«, erwiderte Simon und lächelte ernst. »Und Ihr könnt tun, was immer Ihr tun müsst.« Seine Stimme hatte sich verändert, wie Tristan erkannte, war zu dem hypnotischen Grollen geworden, das er in der Nacht, in der er Siobhan verführt hatte, auch aus seiner eigenen Kehle hatte dringen hören. »Warum seid Ihr hierhergekommen?«
    »Der Schatz«, antwortete der Brigant, die Augen in Trance geweitet. »Der Schatz in den Gängen.« Er deutete auf einen Stapel zerbrochener Kisten und schmutziger Lumpen in einer Ecke des Unterschlupfs. »Der Abgesandte des Königs kommt, und Lord Tristan ist ein Monster. Er fürchtet, mit Siobhan fliehen zu müssen.« Er runzelte die Stirn. »Aber sie wird nicht gehen. Das weiß er.«
    »Welcher Schatz?«, drängte Simon und wurde augenblicklich wachsamer. Auch Orlando hatte sich angespannt. »Welche Gänge?«
    »Der Schatz, den wir gestohlen haben«, antwortete Michael. »Wir haben ihn in den Gängen versteckt, die wir fanden, als wir den Unterschlupf gruben. Siobhan weiß das nicht.« Er runzelte erneut die Stirn, als störte ihn das. »Sean wollte nicht, dass sie sie sieht. Er sagte, ihre Mutter habe sie mit Aberglauben verdorben, habe sie dazu gebracht, die alten Geschichten zu glauben.«
    »Zeigt ihn mir«, befahl Simon. »Zeigt mir den Weg zu den Gängen.«
    Der Blick des Briganten schweifte erneut zu Tristan, und seine Miene wurde traurig. »Siobhan hat um Euch geweint, DuMaine«, sagte er. »Vom ersten Tag an, seit sie glaubte, Ihr wärt tot. Ich habe sie selbst gehört, als ich vor der Tür zu Eurem Zimmer stand. Sie lag in Eurem Bett und schluchzte so, wie ich es noch nie von ihr gehört hatte – es brach mir das Herz.«
    »Die Gänge«, drängte Orlando.
    »Lasst ihn sprechen«, befahl Tristan, den irgendwelche Gänge nicht im Geringsten interessierten.
    »Sie weint auch jetzt um Euch, genau an diesem Tag«, fuhr Michael fort.
    »Warum hat sie mich dann zu töten versucht?«, wollte Tristan wissen.
    »Warum habt Ihr sie zu töten versucht?«, konterte der Brigant. »Sie denkt, Ihr wollt uns alle vernichten, weil Ihr eine Art Dämon seid. Sie hat etwas in einem Buch gelesen.«
    »Natürlich«, murmelte Orlando.
    »Ihr sagtet, der Abgesandte des Königs käme«, bemerkte Tristan, und seine Gedanken rasten und durchbrachen die Erstarrung, die ihn niederdrückte. Die Sonne musste wohl bereits untergehen. »Wann?«
    »Auch jetzt«, antwortete Michael. »Ich muss mich beeilen, muss den Schatz bergen und mich auf die Flucht vorbereiten.« Er schaute zu dem Stapel Gerümpel zurück. »Sean glaubt, die Gänge könnten ganz bis zum Schloss führen, aber es ist ein Labyrinth.«
    »Räumt dieses Gerümpel fort«, befahl Orlando, aber Simon handelte bereits. Er schob die zerbrochenen Kisten aus dem Weg und legte so eine Falltür im Boden frei. »Habt Ihr die nicht gesehen?«, wollte der Zauberer von Tristan wissen.
    »Ich habe nicht hingeschaut.« Er trat einen Schritt auf Michael zu. »Will Sean fliehen, bevor der Abgesandte des Königs eintrifft?«
    »Nein«, antwortete der Brigant. »Er setzt noch immer ebenso viel Vertrauen in Callard wie zuvor. Aber wenn Callard versagt, will er bereit sein. Es geht ihm nur darum, Siobhan zu retten.«
    »Zumindest glaubt Ihr das«, sagte Tristan verbittert.
    »Nein, Mylord«, erwiderte Michael. »Ich schwöre, dass es die Wahrheit ist. Siobhan wollte, dass die Normannen vertrieben werden. Sean hat das alles für sie getan.«
    Simon öffnete die Falltür und spähte hinein. »Da sind Gänge«, sagte er, ließ sich durch die Öffnung hinunter und stand dann schultertief im Boden. »Reicht mir ein Licht.«
    »Und warum sollte Sean das tun?«, fragte Tristan Michael. Er wollte nicht seine Vampirkräfte der Überredung benutzen, aber der junge Mann antwortete dennoch.
    »Sie ist seine Schwester, seine Verwandte«, erklärte er. »Er liebt sie mehr als alles andere auf der Welt. Er wollte Rache für

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