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Gefangene der Dunkelheit

Gefangene der Dunkelheit

Titel: Gefangene der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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hatte. Ich wollte, dass mir V’lane seinen Namen zurückgab, und das schnell, damit ichmich ins Haus schleppen, duschen und in ein warmes, vertrautes Bett kriechen konnte. Ich wollte mir die Decke über den Kopf ziehen und versuchen, ganz schnell einzuschlafen, damit ich nicht mehr nachdenken musste.
    Die Welt ins Verderben stürzen.
    Auf keinen Fall. Nicht ich. Sie hatten die falsche Person, die falsche Prophezeiung. Ich schüttelte den Kopf.
    V’lane verstand das falsch. »Es ist ein Geschenk«, sagte er verschnupft.
    Verletzter, stolzer Prinz. Ich berührte sein Gesicht. Er hatte mir meine Eltern gegeben, meine Heimatstadt, den gesamten Staat Georgia. »Ich habe den Kopf geschüttelt, weil ich an etwas dachte, nicht wegen deines Angebots. Ja, ich denke, ich hätte gern deinen Namen zurück, V’lane.«
    Er strahlte mich wieder an, dann drückte er seinen Mund auf meinen. Als er mich dieses Mal küsste, glitt der unaussprechliche Feenname wie Honig über meine Zunge, nistete sich dort warm ein, füllte meinen Mund mit einem köstlichen Geschmack und unbeschreiblichen Empfindungen. Anders als sonst fühlte sich der Name auf meiner Zunge natürlich und dezent an. Und ich musste diesmal nicht gegen eine erotische Attacke und die Orgasmen, die seine Berührung verursachte, ankämpfen. Es war ein außergewöhnlicher Kuss, aber er lud ein, ohne mich zu bedrängen, gab, ohne zu nehmen.
    Er zog sich zurück. »Wir lernen voneinander«, sagte er. »Allmählich verstehe ich Adam.«
    Ich blinzelte. »Den ersten Menschen? Du kennst die Geschichte von Adam und Eva?« V’lane schien mir nicht der Typ zu sein, der sich mit dem menschlichen Schöpfungsmythos auseinandersetzte.
    Â»Nein. Adam ist einer meiner Artgenossen, der sich freiwillig entschieden hat, ein Mensch zu werden«, erklärte er. »Ah, Barrons kommt; er ist nicht gut gelaunt.« Er kicherte erschreckend menschlich und verschwand. Instinktiv tastete ich nach meinem Speer. Er steckte im Holster. Ich runzelte die Stirn. War er je weg gewesen?
    Ich drehte mich um.
    Â»Nicht gut gelaunt« war noch milde ausgedrückt. Barrons stand in der Eingangstür, und wenn Blicke töten könnten, hätte mir seiner bei lebendigem Leibe die Haut abgezogen.
    Â»Man sollte meinen, Sie hätten schon mehr von den Feenwesen in den Mund genommen, als Sie verkraften können, Miss Lane.«
    Â»Man sollte meinen, ich hätte mehr von einem Mann in den Mund genommen, als ich ertragen kann. Eines Tages werde ich selbst entscheiden, ob ich einen Mann küssen möchte. Nicht weil ich vergewaltigt werde, nicht weil man mich als Pri-ya von der Straße aufliest, und nicht weil man mir eine Art mystische Handynummer in die Zunge implantiert, sondern weil ich es, verdammt noch mal, will!«
    Ich schob mich an ihm vorbei. Er bewegte sich keinen Zentimeter. Es knisterte, als sich unsere Körper berührten.
    Â»Morgen Abend. Zehn Uhr. Seien Sie hier, Miss Lane.«
    Â»Ich kämpfe mit den anderen Sidhe- Seherinnen«, rief ich über die Schulter,
    Â»Gehen Sie früh zu Bett, oder suchen Sie sich ein anderes Quartier.«

    Zu Mittag am folgenden Tag versammelten sich die Sidhe-Seherinnen, inklusive Dani und ich, in einem der riesigen Speisesäle der Abtei. Wir saßen an runden Tischen und hörten Rowenas Ansprache zu. Oh, die Frau wusste, wie man Emotionen schürte!
    Die schlaue Großmeisterin war eine vollendete Politikerin. Ich hörte zu und prägte mir ihre Taktik ein. Ich analysierte die Worte, die sie benutzte, die Art, wie sie sie aneinanderknüpfte, wie sie mit den Gefühlen anderer spielte.
    Ja, sagte sie, sie würde die Differenzen mit der jungen einzelgängerischen Sidhe-Seherin beilegen, die nie ordentlich ausgebildet worden und deren Schwester der ganzen Welt in den Rücken gefallen war, indem sie ihrem Liebhaber – dem schurkischen Lord Master – geholfen hatte, die Unseelie zu befreien und ihnen die Gelegenheit zu geben, Milliarden Menschen rund um den Erdball, inklusive zweihundert von uns, zu töten. Ja, sie würde allem zustimmen, was die Frauen für nötig hielten, um den wichtigsten Krieg in der Geschichte der Menschheit zu gewinnen. Sie konnte nicht mit gutem Gewissen abtreten oder die Robe ausziehen, die sie siebenundvierzig Jahre getragen hatte. Siebenundvierzig – die einzelgängerische Sidhe -Seherin

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