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Gefangene der Dunkelheit

Gefangene der Dunkelheit

Titel: Gefangene der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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mich schützen – du bist meine Welt.
    Aber ich habe ihn nicht geschützt.
    Und ich kann seinen Schmerz nicht lindern.
    Bitterkeit füllt meinen Mund mit Galle. Ich wende mich ab und übergebe mich. Ich hab nie etwas vom Leben verstanden bis zu diesem Augenblick.
    Ich hatte immer nur meine eigenen Vorteile im Sinn. Ein Söldner bis ins Mark.
    Wenn das Kind stirbt, wird nie wieder etwas vonBedeutung sein, weil ein Stück von mir mit ihm gehen wird. Bis jetzt hatte ich nichts von diesem Stück gewusst. Nicht, dass es existierte. Nicht, dass es wichtig ist.
    Ironischerweise fand ich es in dem Moment, in dem ich es zu verlieren drohte.
    Ich hielt den Jungen.
    Ich wiegte ihn.
    Er weint.
    Seine Tränen tropfen auf meinen Arm und verbrennen meine Haut.
    Ich sehe in diese vertrauensseligen Augen.
    Ich sehe ihn. Seine Vergangenheit. Seine Gegenwart. Die Zukunft, die nie eintreten würde.
    Ich sehe seinen Schmerz, und es zerreißt mich schier. Ich sehe seine absolute Liebe und bin beschämt.
    Ich sehe das Licht-das wunderschöne, vollkommene Licht, das Leben ist.
    Er lächelt mich an. In seinen Augen liegt all seine Liebe.
    Sie vergeht langsam.
    Nein!, brülle ich. Du wirst nicht sterben. Du wirst mich nicht verlassen!
    Ich sehe ihm in die Augen. Mir kommt es vor, als würden tausend Tage vergehen.
    Ich sehe ihn. Halt ihn. Er ist da.
    Er ist gegangen.
    Es gibt einen Moment des Todes, des Hinübergleitens. In dem das Leben zum Tod übergeht. Von Voll zu Leer wechselt. Dann war er nicht mehr da. Zu schnell. Komm zurück, komm zurück, möchtest du schreien. Ich brauchte nur noch eine Minute. Nur ein einziges Lächeln. Eine Gelegenheit, alles in Ordnung zu bringen. Aber er ist gegangen. Er ist weg. Wo ist er jetzt? Wasgeschieht mit dem Leben, wenn es den Körper verlässt? Geht es irgendwohin, oder ist es einfach verloschen?
    Ich versuche zu weinen, aber ich habe keine Tränen.
    Etwas rasselt tief in meiner Brust.
    Ich erkenne den Laut nicht.
    Ich bin nicht mehr, was ich einmal war.
    Ich sehe die anderen an.
    Die Bilder verblassten. Ich befand mich wieder im Buchladen. Ich zitterte. Die Trauer war eine große, offene Wunde in meiner Brust. Ich trauerte um das Kind, das ich gerade verloren hatte, um Alina, um all die Menschen, die in diesem Krieg, den wir nicht abwenden konnten, umgekommen waren.
    Ich nahm mich zusammen und sah ihn an. Wenn er glaubte, dass ich ihm ebenfalls tiefe Einblicke gewähren würde, dann hatte er sich getäuscht.
    Ich war verletzt und gehörig aus der Bahn geworfen. Wenn er mich jetzt berührte, würde ich wahrscheinlich nett zu ihm sein. Wenn er nett wäre, würde ich ihn berühren.
    Seine Gesichtszüge waren starr, die Augen ausdruckslos schwarz, die Hände zu Fäusten geballt.
    Â»Barrons, ich .«
    Â»Gute Nacht, Miss Lane.«

SECHSUNDZWANZIG
    Â»Hätten wir nicht was Schnelleres nehmen können?«, beschwerte ich mich, während wir im Schneckentempo um verlassene Autos und IFS herumfuhren.
    Barrons sah mich an. »Alle Jäger haben heute Nacht zu tun.«
    Â»Können Sie dann wenigstens ein bisschen Gas geben?«, nörgelte ich.
    Â»Um in das nächste IFS zu rasen? Sie bewegen sich, falls Ihnen das noch nicht aufgefallen ist.«
    Es war mir aufgefallen, und es erschien mir ausgesprochen unfair. Würden sie an Ort und Stelle bleiben, könnte man ihnen besser aus dem Weg gehen, aber die beiden Letzten, denen wir auf unserem Weg auf das irische Land begegnet waren, drifteten ein paar Meter über der Erde und flogen, wohin der Wind sie wehte. Auf ein stationäres IFS zu treffen war schon schlimm genug, aber mit einem, das im Raum schwebte, vollführte man den Tanz, den man zeigt, wenn man gegen eine andere Person stößt und zur gleichen Seite wie sie ausweichen will. Die schwebenden IFS wollen tanzen, einen in die Arme nehmen und verschlingen.
    Â»Beim letzten Mal haben wir fast eine Dreiviertelstunde gebraucht, um wieder herauszukommen.«
    Das Problem war, dass man sich nie so einfach aus den IFS befreien konnte. Sobald man in eins geriet, schien es sich heimtückisch zu verändern, so dass manden Eingang nicht mehr fand. Man musste lange suchen. »Eins zu null für Sie«, räumte ich ein.
    Ich war gelangweilt, rastlos und ungeduldig, weil ich so schnell wie möglich in das Cottage der alten Frau wollte. Und jetzt saßen wir in einem Alpha-Hummer und schlichen

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