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Gefangene der Dunkelheit

Gefangene der Dunkelheit

Titel: Gefangene der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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gegen den Tisch. Er stieß gegen seine Schienbeine. Ich nahm eine Lampe und schleuderte sie. Wieder duckte er sich weg. Ich schnappte mir ein Buch. Es prallte von seiner Brust ab.
    Er lachte; seine dunklen Augen blitzten amüsiert.
    Ich stürzte mich auf ihn und stieß ihm die Faust ins Gesicht. Ich vernahm ein befriedigendes Knirschen und spürte, wie etwas in seiner Nase nachgab.
    Er versuchte nicht, mich zurückzuschlagen oder wegzustoßen. Er schlang lediglich die Arme um mich und drückte mich an sich, so dass ich meine Arme nicht mehr bewegen konnte.
    Und als ich schon dachte, er würde mich erdrücken, ließ er den Kopf nach vorn fallen und legte ihn an meine Schulter.
    Â»Fehlt es dir, dass wir nicht mehr miteinander schlafen, Miss Lane?«, flötete er mir ins Ohr, und seine Stimme vibrierte in meinem Kopf und drängte auf eine Antwort.
    Ich fühlte mich groß, stark und stolz. Niemand ergreift Besitz von mir. Ich brauchte seine Fragen nie wieder zu beantworten, wenn ich nicht wollte.
    Â»Das würden Sie gern wissen, was?«, flötete ich zurück. »Sie wollen mehr von mir, Barrons? Ich bin Ihnen tief unter die Haut gegangen. Ich hoffe, dass Sie süchtig nach mir sind. Ich war eine Wilde, stimmt’s? Ich wette, Sie hatten noch nie in Ihrem ganzen Leben solchen Sex, stimmt’s, Altehrwürdiger? Ich wette, ich habe Ihre perfekt geordnete Welt aufgerüttelt. Ich hoffe, das Verlangen nach mir schmerzt wie die Hölle.«
    Seine Hände umklammerten plötzlich meine Taille.
    Â»Es gibt nur eine einzige wichtige Frage, Miss Lane, und es ist die einzige, die Sie niemals stellen können. Die Menschen können mit verschiedenen Wahrheitsgraden umgehen. Die meisten verbringen ihr ganzes Leben damit, ein feines Gespinst aus Lügen zu weben, sich darin zu verstecken und das zu tun, was ihnen das Gefühl von Sicherheit verleiht. Die Person, die wahrhaft ein paar kostbare Augenblicke der Sicherheit erlebt, lernt, auch bei heftigem Sturm zu bestehen. Die Wahrheit macht aus Ihnen das, was man ist. Schwach oder stark, Lebenoder Tod. Beweisen Sie sich. Wie viel Wahrheit können Sie vertragen, Miss Lane?«
    Ich spürte, wie sich sein Bewusstsein an meinem rieb. Es war ein erschütternd sinnliches Gefühl. Er tastete nach meinen Gedanken, wie ich nach seinen getastet hatte, nur verlockte er mich, ihm mein Bewusstsein zu öffnen, aufzublühen wie eine Blume, die sich der Sonne zudreht; und er lud mich in seine Erinnerungen ein.
    Plötzlich war ich nicht mehr in dem Buchladen und nur noch einen Atemzug entfernt von dem Wunsch, Jericho Barrons zu töten oder – wer, zum Teufel, konnte das wissen? – zu küssen. Ich war .
    In einem Zelt.
    Schnitt einem Mann mit einer blutigen Klinge die Brust auf.
    Holte aus und schlug mit der Faust auf die Knochen ein, die sein Herz schützten.
    Schloss die Hand um das Herz.
    Riss es heraus.
    Seine Frau hatte ich vergewaltigt – sie lebte noch und beobachtete, wie ihr Mann starb. Genau wie sie zugesehen hatte, als ihre Kinder starben.
    Ich hob das Herz über mein Gesicht, drückte es und ließ das Blut tropfen  …
    Barrons versuchte, mich mit den Bildern eines Gemetzels zu ertränken. Er drängte mir jede Einzelheit auf. Aber da war mehr.
    Das wollte ich sehen.
    Ich brachte all meine Willenskraft auf, wich ein wenig zurück und rannte gegen die Szene an, in die er mich gezwungen hatte. Es riss in der Mitte entzwei und enthüllte .
    Mehr Gemetzel. Er lachte.
    Ich suchte den dunkel glänzenden See in meinem Sidhe-Seher-Zentrum. Ich rief nicht das, was in dem See verborgen war. Ich sog nur etwas Stärke aus dem See. Was auch immer in den Tiefen lag, bot mir aus freien Stücken Kraft an, die meine mentalen Muskeln aufpumpte.
    Ich durchschnitt Bild um Bild, bis es keines mehr gab und ich …
    im Sand einer Wüste kniete.
    Es dämmert.
    Ich halte ein Kind in den Armen.
    Ich starre in die nahende Nacht.
    Ich möchte den Blick nicht senken.
    Kann mich dem Ausdruck in seinen Augen nicht stellen.
    Ich kann nicht hinschauen.
    Unabsichtlich senke ich den gierigen Blick.
    Das Kind sieht mich vertrauensvoll an.
    Seine Augen sagen: Ich weiß, dass du mich nicht sterben lässt.
    Seine Augen sagen: Ich weiß, dass du meinen Schmerz lindern wirst.
    Seine Augen sagen: Vertrauen – Liebe – Bewunderung – du bist vollkommen – du wirst

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