Gefangene der Dunkelheit
verloren, nicht ein einziges.
Alle Bedenken, die ich wegen meines neuesten Plans gehegt hatte, lösten sich in nichts auf.
»Du hast recht, Dani«, sagte ich. »Du brauchst ein Gewehr. Genau genommen brauchen wir jede Menge Waffen. Und ich weiÃ, wo wir sie finden.«
ZWÃLF
Die Nacht brach schon fast herein, als ich den Schulbus vor der Abtei parkte.
Ich hatte den Range Rover nicht gern aufgegeben, aber ich brauchte ein gröÃeres Transportmittel. Den leuchtend blauen Bus mit der eingedellten Seite und dem abblätternden Lack hatte ich vor einer Jugendherberge gefunden. Dani und ich hatten ihn mit Kisten voller Feuerwaffen und Unseelie-Leichen beladen.
Ich war todmüde. SchlieÃlich war ich vierundzwanzig ereignisreiche Stunden auf den Beinen gewesen. Ich hatte nicht erwartet, viel Schlaf zu bekommen, während ich an meinen Plänen arbeitete, aber ich hoffte, mich wenigstens eine Stunde ausruhen, meine Gedanken klären und all das, was ich gehört hatte und geschehen war, sortieren zu können.
»Die Bibliothek der Drachenlady ist im Ostflügel, Mac«, erklärte Dani, bevor sie auf die Küche zusteuerte. »Sie wurde seit Jahren nicht mehr benutzt.« Sie rümpfte die Nase. »Es ist staubig, aber cool. Ich schlafe manchmal dort, wenn sie mir für irgendwas die Schuld geben oder ich einfach keine Lust habe, mich mit den anderen abzugeben. Der Ostflügel ist zum gröÃten Teil leer. Ich treffe dich dort, sobald ich was gegessen habe. O Ma⦠Liebe Güte, ich bin am Verhungern.«
Als sie losrannte, schüttelte ich lächelnd den Kopf. Sie hatte mir erzählt, dass sie Tage ohne Schlaf auskam,wenn sie nur genügend zu essen hatte. Ständig testete sie ihre Grenzen aus. Ich fragte mich, wie ich in dem Alter gewesen wäre, wenn ich gewusst hätte, was ich bin. Ich konnte mir vorstellen, dass ich auch meine Möglichkeiten ausgeschöpft hätte. Und wahrscheinlich wäre ich jetzt viel nützlicher, als ich mich fühlte. Ich beneidete Dani um ihr Durchhaltevermögen. Das war mir nicht beschieden. Der Schlafmangel machte mich unleidlich, und ich war nicht in der Stimmung, eine flammende Ansprache vor den Sidhe-Seherinnen zu halten und sie zu überreden, sich mir anzuschlieÃen, damit wir den Feenwesen gemeinsam den Garaus machen konnten. Ich rieb mir die Augen. Ich konnte es kaum erwarten, mich auf einem bequemen Sofa auszustrecken.
Ich betrat die Abtei durch einen Seiteneingang und eilte in Richtung Ostflügel. Auf halbem Wege merkte ich, dass mir jemand folgte.
Ich lächelte verkniffen, unternahm jedoch nichts. Ich hatte nicht vor, mich mit der GroÃmeisterin auf einem Flur in die Haare zu kriegen, wenn alle Sidhe- Seherinnen aus ihren Zimmern strömen und ihren Senf dazugeben können, ehe ich bereit dazu war. Sie wollte Streit? Gut, dann aber zu meinen Bedingungen und auf meinem Terrain. Ich nahm mir vor, Dani zu fragen, was sie über die Schutzzauber wusste. Es wäre wunderbar, wenn ich Rowena aus dem Ostflügel verbannen und mir einen kleinen Bereich in ihrer Abtei für mich beanspruchen könnte. Ansonsten würde ich mich hier nie sicher fühlen.
Ich folgte Danis Wegbeschreibung durch die schwach beleuchteten Flure. Ich war erstaunt, dass Rowena meinem hell strahlenden MacHalo nicht näher kam. Obwohl ich mich nicht umdrehte und so tat, als würdeich sie nicht wahrnehmen, sah ich doch, dass hinter mir kein heller Lichtschein Schatten an die Steinmauern warf. Das hieÃ, dass sie höchstens ein paar Taschenlampen bei sich hatte. Wir hatten keine Ahnung, wie viele Schatten sich noch in diesem Gemäuer herumtrieben. Die alte Frau hatte Mumm.
Ich betrat die Bibliothek und ging von einer Lampe zur anderen, um alle anzuknipsen. Ich freute mich, als ich das Brokatsofa sah, auf dem ich ein Nickerchen machen konnte.
Sobald ich Rowena losgeworden war.
»Nicht jetzt, alte Frau«, rief ich über die Schulter. »Ich brauche Schlaf.«
»Komisch. Vor ein paar Tagen noch hast du ihn nicht so sehr gebraucht.«
Ich spürte, wie das Blut aus meinem Gesicht wich. Auf diese Konfrontation war ich nicht vorbereitet. Wahrscheinlich würde ich nie darauf vorbereitet sein.
»Genau genommen war Schlaf das Letzte, woran du dachtest«, fuhr er fort. Er war ärgerlich â das hörte ich seiner Stimme an. Weswegen war er wütend? Ich war diejenige, die emotional in die Mangel
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