Gefangene der Liebe
zahlen.â
âIch bekomme kein Honorar von ihm.â
Mia sah ihn erstaunt an. âAber warum â¦?â
âWarum bist du weggelaufen?â
Sie stand auf. âDarüber haben wir doch schon gesprochen. Ich habe ihn verlassen.â
âNein. Du bist weggelaufen. Das ist ein Unterschied. Ich möchte den Grund für die Flucht wissen.â
âDas geht dich nichts an.â
Matthew fuhr hoch. Eine Sekunde später drückte er Mia fest an die Wand.
âHat er dich geschlagen?â
âNein.â
âDich misshandelt?â
âNein. Lass mich los!â
âBist du deshalb zur Diebin geworden?â
Mia erschrak und dachte an den kleinen USB-Stick, den sie in der Puderdose in ihrer Handtasche versteckt hatte. Ein Stick mit hochbrisantem Inhalt.
âIch habe keine Ahnung, wovon du redest.â
âLass den Unsinn, Baby. Hamilton hat mir alles erzählt. Er hat dich dabei erwischt, wie du den Diplomatenpostsack für deinen Kokainschmuggel benutzt hast. Er hat den Kopf für dich hingehalten, und als Dank läufst du ihm davon. Er weià nicht, warum, aber ich weià es: Du hast dich mit den Drogen aus dem Staub gemacht.â
Sollte sie nun lachen oder weinen? Oder Matthew verraten, dass die Informationen, die sie tatsächlich hatte mitgehen lassen, Douglas Hamilton und einen Drogenbaron des Kartells für immer hinter Gitter bringen würden?
Sie durfte ihn nicht ins Vertrauen ziehen. Wahrscheinlich interessierte es ihn sowieso nicht. Sein Auftrag lautete, sie zu finden und nach Cartagena zurückzubringen.
Aber dorthin konnte sie nicht zurück, denn dort erwartete Douglas sie.
âWo ist es? Wo hast du den Stoff versteckt?â
âDouglas hat gelogenâ, sagte sie und sah ihm in die Augen. âEr hat dir die Geschichte erzählt, damit du mich findest und zurückbringst. In Wirklichkeit sind keine Drogen im Spiel. Ich bin weg, weil er mich nicht in Ruhe gelassen hat.â
Matthew lächelte. âWahrscheinlich hatte er genug von getrennten Schlafzimmern. Das ist nur zu verständlich. Immerhin seid ihr verlobt.â
Mia schluckte. Vielleicht sollte sie es doch mit der Wahrheit versuchen.
âIch habe in den Staaten für ihn gearbeitet. Als ich dann als seine persönliche Assistentin nach Cartagena kam, schlug er vor, bei ihm zu wohnen.â Dadurch hatte ich auch leichter Zugang zu dem Belastungsmaterial, für das der Geheimdienst sich interessierte. Doch das behielt sie lieber für sich.
Matthew überlegte, ob sie wohl die Wahrheit sagte. Immerhin würde das die getrennten Schlafzimmer erklären. Aber so leicht lieà er sich nicht überzeugen.
âWas für eine nette Geschichte.â
âSo war es aber. Eine Zeit lang ging alles gut, aber dann fing er an, anzügliche Bemerkungen zu machen und mich anzufassen.â Auch das stimmte. Allein bei der Erinnerung lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken. Vielleicht sollte sie die Geschichte etwas ausschmücken. âIch habe ihm mit einer Anzeige gedroht.â
âUnd dann?â
âEr meinte, mir würde niemand glauben, weil ich ein Nichts bin und er als Oberst einen untadeligen Ruf genieÃt.â
Jetzt erst lieà Matthew sie los und verschränkte die Arme vor der Brust. âUnd deshalb hast du beschlossen wegzulaufen.â
âGenau.â
âUnd dich ausgerechnet für eine Route entschieden, die für ihre hohe Kriminalitätsrate berüchtigt ist.â Er verzog spöttisch das Gesicht. âDie völlig normale Reaktion einer Frau, deren Verlobter ein wenig kuscheln will.â
âHast du mir denn überhaupt nicht zugehört? Er ist nicht mein Verlobter!â
Offenbar glaubte er ihr kein Wort. Warum sollte er auch? Ihre Geschichte steckte voller Widersprüche. Aber was sollte sie ihm denn sonst erzählen? Vorhin hätte sie fast vergessen, dass er für den Mann arbeitete, der sogar bereit war, sie zu töten, weil er unbedingt wiederhaben wollte, was sie mitgenommenhatte.
Wahrscheinlich spielte Matthew nur mit ihr. Erst den harten Schurken, dann den guten Polizisten. Wenn sein Opfer bebte, sowie er es anfasste, machte ihm das einen HeidenspaÃ.
Plötzlich nahm Mia ihre Umgebung überdeutlich wahr. Die Dunkelheit, die sich auf das Haus herabsenkte, die Stille, den unendlich weiten Wald und die Berge, die sie von der AuÃenwelt abschnitten.
Und nur wenige
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