Gefangene der Liebe
Mia fiel fast die Gabel aus der Hand. âEvalina, so warten Sie doch!â Zu spät! Mit einem fröhlichen Winken verabschiedete die Haushälterin sich und verschwand. Verständnislos sah Mia zu Matthew. âWo will sie denn hin?â
âNach Hause.â
Er steckte sich gerade ein Stück Maisbrötchen in den Mund, das er in die letzten Spuren des köstlichen Gulaschs auf seinem Teller getaucht hatte. Evalinas Sancocho und Arepa waren wirklich unübertroffen!
âWohnt sie denn nicht hier im Haus?â
âSie lebt in einem Dorf, etwa fünf Kilometer von hier.â
âAber ich dachte â¦â
âIch weiÃ, was du gedacht hast.â Er legte die Gabel aus der Hand, wischte sich mit der Serviette den Mund ab und lächelte Mia wieder so an, dass es ihr eiskalt den Rücken hinunterlief. âTut mir leid, Baby, aber wir beide verbringen die Nacht allein hier.â
Der Mann, der mit Evalina gescherzt und sie für ihre Kochkünste gelobt hatte, war verschwunden. An seiner Stelle saà jetzt wieder der Fremde am Tisch, der sie entführt hatte.
Mia sah Matthew fest in die Augen. âWenn du es auch nur versuchst, erledige ich dichâ, sagte sie drohend.
Er wusste genau, worauf sie anspielte, und lachte leise. âWie denn? Mit bloÃen Händen?â
Wäre sie eine richtige Agentin, könnte sie das bestimmt. Geheimdienstagenten lernten während ihrer Ausbildung auch solche Techniken. Aber Mias Training hatte nur zwei Wochen gedauert. Man hatte sie direkt von ihrem Verwaltungsjob beim Geheimdienst in diesen Albtraum befördert.
Eines wusste sie aber auch so: Herausforderungen musste man ins Auge sehen.
âDas sehen wir dannâ, antwortete sie so kühl, dass sie stolz auf sich war.
Matthew wurde ernst und stand auf. âGutâ, sagte er leise. âDann lass uns anfangen.â
Mit hartem Griff umfasste er Mias Schulter. Es tat so weh, dass ihr fast die Tränen kamen.
âSteh auf, Mia!â
âNein! Wehe, wenn du â¦â
âSteh auf!â
Sie konnte den Schmerz kaum aushalten, biss die Zähne zusammen, stand auf und lieà sich zurück in die Bibliothek führen. Hier sah sie sich nervös um. Würde Matthew sie wieder in den Geheimraum sperren?
âSetz dich!â
Gehorsam setzte sie sich in einen Sessel, der an einem riesigen, aus Findlingen gebauten Kamin stand.
Matthew ging zu einem Schrank, aus dem er eine Flasche und zwei Ballongläser holte. Er schenkte eine bernsteinfarbene Flüssigkeit in die Gläser und reichte Mia eins. Misstrauisch beäugte sie den Inhalt.
âNun nimm schonâ, befahl er barsch. âDas ist Cognac. Sieh her!â Er setzte sein Glas an den Mund und trank einen Schluck, dann tat er das Gleiche mit ihrem Glas, bevor er esihr wieder reichte. âTrink das, vielleicht bekommst du dann wieder etwas Farbe.â
Jetzt nippte auch sie an dem Glas. Der Cognac schmeckte wunderbar â samtig und stark. Mit geschlossenen Augen genoss sie den Geschmack und lieà die Zunge über die Lippen gleiten, um auch ja keinen Tropfen zu verschwenden.
Als sie die Augen wieder öffnete, begegnete sie Matthews Blick. Offensichtlich hatte er sie beobachtet.
âSchmeckt er dir?â, fragte er rau.
Sie nickte, und er setzte sich ihr gegenüber. Nachdenklich schwenkte er den Cognac im Glas, um ihn zu erwärmen, dann trank auch er einen weiteren Schluck.
âWir müssen reden, Miaâ, sagte er schlieÃlich.
Sofort beschleunigte sich ihr Puls. Verzweifelt versuchte sie, sich ihre Angst nicht anmerken zu lassen.
âWir haben nichts zu bereden.â
âDoch, das haben wir allerdings.â
Ihre Hände, mit denen sie das Glas umschlossen hielt, zitterten. Dabei musste sie doch unbedingt Gelassenheit ausstrahlen! Am besten versuchte sie, ihn mit Aufrichtigkeit zu beeindrucken.
âAlso schönâ, sagte sie schlieÃlich. âIch weiÃ, dass Douglas dich beauftragt hat, nach mir zu suchen. Du hast mich gesucht und gefunden. Dann kannst du ihn ja jetzt anrufen und ihm das mitteilen. Dabei kannst du ihm auch gleich sagen, dass ich nicht zu ihm zurückkomme. Und mich lässt du gehen.â
Matthew rang sich ein Lächeln ab. âDu verschwindest, und ich kehre mit leeren Händen nach Cartagena zurück.â
âDu hast deinen Job doch erledigt. Douglas wird dir dein Honorar bestimmt
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