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Gefangene der Sehnsucht

Gefangene der Sehnsucht

Titel: Gefangene der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kris Kennedy
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allen Rittern«, sagte sie bestimmt.
    »Aye, Mädchen. Ich bin überzeugt, das bist du.«
    »Oh, Ihr denkt, ich spreche von Eurem gefährlichen Jamie, aber so ist es nicht.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich mache mir auch nicht viel aus ihnen, Mädchen.«
    »Noch könnt Ihr Jamie ganz gut leiden.«
    Er sah sie lange nachdenklich an, dann sagte er schlicht: »Nein.«
    Sie beugte sich vor. »Hat er Euch gefesselt?«
    Seine Augenbrauen hoben sich. »Wer? Jamie?«
    »Aye. Ist das der Grund, warum Ihr ihn nicht mögt? Hat er Euch gefesselt?«
    Er sah verwirrt aus. »Nein. Hat er denn dich gefesselt?«
    Sie nickte mürrisch und richtete sich wieder auf. »Das hat er. Aber dann hat er mich schnell wieder losgebunden und beschlossen, mich stattdessen hierherzubringen. Das tut mir leid.«
    Angus brach in Lachen aus. »Dann war es nötig, dich herzubringen. Jamie reist nicht gern mit einem Tross. Solltest du bei ihm sein, dann wärst du jetzt bei ihm.«
    Sie war sich nicht sicher, ob ihr gefiel, wie sich das anhörte. Aber eines sagte ihr das: Dieser Mann vertraute Jamie, respektierte ihn und war sehr, sehr wütend auf ihn. »Ich fühle mich genau so, wie Ihr es beschrieben habt, wie ein Tross. Die Nahrungsmittel vielleicht. Oder die Schweine, die am Ende mitlaufen.«
    Angus trank einen Schluck. »Bist du bei jemandem Magd gewesen?«
    »Sehe ich wie eine Magd aus? Wie eine Gänsemagd, ohne Zweifel.«
    Er musterte sie über den Rand seines Bechers hinweg. »Nein. Du siehst aus wie ein heimatloses Kind.«
    Sie seufzte. »Ist das so deutlich?«
    Er zuckte mit den Schultern. Sie schaute auf seinen Becher. Er folgte ihrem Blick, dann schob er ihr den Becher an dessen hölzernem Griff zu. Sie konnte ihn kaum umfassen. Sie wollte es auch nicht unbedingt, aber man entkam keiner Gefangenschaft, wenn man das Geschenk seines Wärters ablehnte, ganz egal, wie sehr es auch stinken mochte. Aber dies hier, musste Eva zugeben, stank eigentlich nicht allzu sehr. Sie hielt die Nase darüber und schnupperte wieder. Dann nippte sie. Und lächelte.
    »Das ist ziemlich gut.« Und dieses Mal war das keine Lüge. Jamie wäre stolz gewesen. Nicht, dass das wichtig war.
    »Aye, das sollte es wohl auch. Es ist nach dem Rezept meiner Mam gebraut. Hat Jahre gebraucht, es perfekt zu machen, das hat sie. Trink so viel, wie du willst.«
    Sie nahm noch einen kleinen Schluck, dann schob sie den Becher wieder zu ihm. »Eure Mutter war also Brauerin«, sagte sie, und der Gedanke gefiel ihr. Es geschah nicht oft, dass sie so leicht Kontakt zu jemandem bekam.
    »Aye. Bis zu ihrem Tod«, murmelte er und bekreuzigte sich. Eva tat das Gleiche. Dann schwiegen sie.
    Sie schaute auf ihre Stiefel. Die Holzsohlen waren an den Seiten schrecklich heruntergetreten, und das Leder war gebrochen, es war zu oft nass geworden, wieder getrocknet, dann wieder nass geworden. Der Saum ihres blauen Kleides war ausgefranst, und an einer Stelle war das Gewand zerrissen. Sie lamentierte einen Augenblick darüber. Wann hatte sie die Schuhe zum letzten Mal ausgezogen? Es fühlte sich an, als sei das Wochen her. Und ihre Fingernägel … sie ertrug es kaum, daran zu denken. Sie waren mittlerweile bar jeden Schmucks, blassrosa bis auf die lächelnden Halbmonde.
    »Habt Ihr Kirschen?«, fragte sie unvermittelt.
    Angus schaute von seinem Krug auf und sah sie auf eine leicht misstrauische, gänzlich verwirrte Weise an.
    »Falls Ihr eine Kirsche habt oder irgendeine Art Pflaume, könnte ich etwas sehr Bemerkenswertes damit machen.«
    Er lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Es war nicht mehr Misstrauen, sondern Zweifel, Skepsis, entlang der Frage: Wie könnte dieses schmutzige kleine Frauenzimmer etwas Bemerkenswertes mit einer Pflaume tun?
    Doch sie könnte es. Mit Kirschen, Pflaumen, Möhren und vielen anderen Früchten und Gemüsesorten, und sogar mit der Borke eines Apfelbaumes. Mit allem, nur nicht mit einem menschlichen Herzen.
    »Aye«, sagte er zögernd. »Mein Nachbar hat ein paar Kirschbäume.«
    Eva sah skeptisch aus. »Aber wir müssen ihn nicht damit behelligen?«
    Angus wurde unter all seinem Pelz doch tatsächlich rot. »Nein, ich greife einfach über die Mauer.«
    Sie lachte. »Das ist gut. Und vielleicht eine Karotte, aus Eurem Garten? Und ein Ei oder zwei, aber wenn keines da ist, ist das auch nichts, was uns aufhalten wird.«
    »Gut zu wissen.« Angus nahm noch einen Schluck Ale. »Es hört sich nicht nach etwas an, was meine Mam je für uns gemacht

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