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Gefangene der Sehnsucht

Gefangene der Sehnsucht

Titel: Gefangene der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kris Kennedy
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die aus »Ich schlage … dann haust du … und wir laufen davon …« zu bestehen schienen.
    Plötzlich steckte Angus, der vor dem Stall Wache gestanden hatte, den Kopf herein. »Die Sonne geht auf«, war alles, was er sagte.
    Jamie drehte sich um, und ohne eine Erklärung Ry oder Roger gegenüber, obwohl sie sicherlich auch keine brauchten, packte er Eva um die Taille, hob sie hoch auf die Zehenspitzen und gab ihr einen einzigen, harten Kuss, der ihr Herz zum Hämmern brachte. Dann ließ er sie herunter und wandte sich ohne ein Wort ab.
    Die drei gingen in die neblige Morgendämmerung hinein, um den Sklavenhändler Mouldin zu treffen und den Priester auszulösen.
    Sie gingen durch die erwachende Welt. Das Stadttor war geöffnet, und frühe Marktbesucher und reisende Kaufleute und die Menschen, die für Unterhaltung sorgten – Akrobaten, Jongleure, die Männer, die die Hundekämpfe veranstalteten –, strömten in die Stadt und verteilten sich auf den Straßen.
    Das alte Zunfthaus der Weinhändler war ein Eckhaus und zu beiden Seiten von Werkstätten und Läden eingerahmt. Gegenüber lag eine Schenke, aber in der würde noch nicht gezecht werden.
    Der Ort war klug gewählt. Es gingen genügend Leute vorbei, unter die sich seine Männer unauffällig mischen konnten, und es gab genügend dunkle Winkel und Söller, die dem Gegner Sorgen machen mussten, weil Mouldin dort seine Männer postiert haben könnte.
    Jamie wusste natürlich genau, wo die Männer waren: Dort, wo er und Ry sie vor fünf Tagen als Leichen zurückgelassen hatten, im Wald.
    Einige frühe Einkäufer waren bereits unterwegs. Roger, Ry und Angus gingen die Gasse hinter dem Zunfthaus hinauf, und Jamie ging entschlossen auf die Tür zu. Wie erwartet, näherte sich ihm keine Menschenseele.
    Er blieb stehen, schloss die Augen, damit sie sich schneller an die Dunkelheit gewöhnten, die im Zunfthaus herrschen würde. Dann schloss er die Hand um den Schwertgriff. Wie viele Male hatte er schon so dagestanden, bereit, hineinzugehen und FitzWalter Bericht zu erstatten, seinem alten Mentor und Anstifter zum Meuchelmord. Oder dem König. Immer Männern, für die er keinen Respekt empfand, an die er aber trotzdem gebunden war.
    Doch das war jetzt vorbei.
    Er war damit fertig. Er hatte Eva die Wahrheit gesagt. Er wollte sehr gern ihr kleines Haus sehen, dessen Dach reparieren, sich in ihrem Körper verlieren, dafür sorgen, dass sie sich sicher fühlte. Er würde Eva nehmen, und alles andere konnte zur Hölle fahren.
    Er zog sein Schwert. Er hielt die Augen weiter geschlossen, als er die Tür auftrat, zur Seite sprang, aus der Tür, aus dem Licht. Das höhlenartige Innere atmete eine Kälte aus, als wäre es lebendig. Es roch nach altem Holz und Spinnweben.
    Er öffnete die Augen.
    Ein Moment der Stille verstrich, dann sagte eine Stimme ruhig: »Tretet ein.«
    Zwei Fackeln brannten, beleuchteten ein paar Gestalten und ließen sie wie Schemen wirken. Sonnenlicht sickerte schwach durch die Reihe lädenverschlossener Fenster in den oberen Etagen.
    Er hörte jemanden sich bewegen.
    »Herrgott!«, zischte die Person. FitzWalter. Gut, er war hier. »Du warst schon immer gut im Anschleichen, Lost.«
    »Aye. Ihr habt mich gut unterwiesen.«
    Schweigen für einen Moment. Jamies Blick schweifte durch das Hausinnere. Dort war FitzWalter, er stand in einem Nebel aus blassem Licht. Er lächelte leicht.
    »Ah ja. Ich hörte, du hast Chance getroffen.«
    »Es war nur ein flüchtiges Treffen.«
    Ein weiteres kleines Grinsen hob Baynards schimmernden Bart. »Sie war gefesselt und hatte einen Knebel im Mund, und ihr wurden fast die Hände gebrochen.«
    »Was ich meinte, war, dass es nicht lange gedauert hat.«
    Baynard lachte ein heiseres Lachen.
    »Jamie Lost.«
    Mouldins raue Stimme war überall wiederzuerkennen, selbst für Jamie, der sie nur einmal gehört hatte, auf einer Straße Londons. Jamie wandte sich ihr zu.
    »Ich fühle mich geehrt«, sagte Mouldin. »Nie und nimmer hätte ich erwartet, dass Ihr hier auftaucht. Aber ich bin erfreut, zwei so geschätzte Sendboten König Johns hier zu haben.« Mouldin wandte sich um und wies auf die andere Gestalt, die im Dunkel des Hauses an der gegenüberliegenden Wand stand. Cig. Verdammt. »Wie traurig für euch alle, dass Ihr mich nicht töten könnt.«
    Jamie begegnete Cigs Blick.
    »Du Bastard«, sagte Cig leise.
    Aus dem Augenwinkel sah Jamie, dass FitzWalter grinste.
    Mouldin sprach weiter, er klang amüsiert. »Sagt mir, Jamie,

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