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Gefangene der Sehnsucht

Gefangene der Sehnsucht

Titel: Gefangene der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kris Kennedy
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kümmere mich nicht um Winkelzüge.« Kinder sollten fröhlich durch den Wald streifen. Oder durch die Straßen Londons.
    Sie breitete die Arme aus, und es schien, wenn auch nur für einen Moment, als wollte sie ihn umarmen. Dann winkelte sie die Ellbogen an, hob die Hände, dehnte die Schultern und beugte den Kopf in den Nacken. Abrupt ließ sie die Arme dann sinken.
    »Ich mache keine Winkelzüge, Jamie.«
    Herrgott, wollte sie ihn etwa beruhigen? »Das ist höchst unwahrscheinlich«, entgegnete er knapp und kehrte auf seine Seite des Feuers zurück.
    Er war aufgewühlt, ruhelos … erhaben. Albtraumhafte Geschichten zu hören, die so sehr seiner eigenen ähnelten, brachte normalerweise die dunklen Stimmungen zurück, ungemindert durch irgendetwas Erhabenes oder Ehrfurchtgebietendes.
    Dass es dieses Mal anders war, lag vielleicht daran, dass es inmitten dieses immer größer werdenden Misthaufens königlicher Scheiße eine einzige verlässliche Wahrheit gab, auf die er jetzt setzen konnte: Roger war der d’Endshire-Erbe. Und Eva beschützte ihn.
    Nur ganz kurz nahm Jamie eine warnende innere Stimme wahr, als ihm der nächste Gedanke durch den Sinn ging: Und jetzt beschütze ich sie .

21
    M ouldin? Eine Botschaft von Mouldin? WAS?«
    Das letzte, leise gesprochene Wort strafte die Wut Lügen, die Engelard Cigogné auf dem Gesicht des Königs aufflackern sah. Und er hatte in seiner Amtszeit als einer der getreuesten Captains des Königs schon manch einen Ausdruck in dem königlichen Gesicht gesehen.
    Sie standen im Arbeitskabinett des Königs in Windsor Castle. Im Zimmer herrschte kontrolliertes Durcheinander, und es herrschte ein ständiges Kommen und Gehen. Beamte von Rüstungsamt und Rechnungskammer berichteten über Einnahmen, dem Haushalt angehörende Ritter erhielten Instruktionen oder überbrachten die Bestätigung eingetriebener Zahlungen oder geleisteter Abgaben. Männer der Sheriffs lieferten Untersuchungsberichte. Dazwischen Hunde und Diener und Huren. Es war eine Kakofonie der Menschheit innerhalb der Mauern Windsors, während der Krieg jeden Tag ein Stückchen näher rückte.
    Draußen auf den Korridoren stand auch jetzt wieder eine Reihe von Reumütigen, die das Knie vor dem königlichen Gnadentisch beugen wollten.
    Aber am häufigsten und immer und überall stieß man auf die Sendboten. Sie galoppierten die Straßen des Landes entlang, wie das durch den Körper strömende Blut, brachten lebenswichtige Nachrichten, während das Königreich am Rande des Bürgerkriegs schwankte.
    Der Beweis für die jüngste Botschaft lag noch auf dem Tisch: eine Pergamentrolle und daneben ein Teller mit Aalen, selbst jetzt noch unberührt, Stunden nachdem die fürchterliche Botschaft überbracht worden war.
    London war an die Rebellen gefallen.
    Und jetzt stand ein weiterer Bote vor dem König, die Hand auf die Brust gelegt, während er versuchte, zu Atem zu kommen und Dinge zu sagen, von denen Cigogné wusste, dass sie dazu bestimmt waren, schlecht auszugehen, eben solche wie diese: »Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte«, und: »Ich bringe eine Botschaft von Mouldin.«
    König John schwieg.
    Über den langen geschnitzten Tisch gebeugt, ließ er die Worte des Boten von den Steinmauern widerhallen, dann richtete er sich auf. Sein schwarzes Haar hing glatt hinunter bis kurz unterhalb der Ohren, die Spitzen bogen sich über seinen Schultern leicht nach oben, sein Blick war auf den unglückseligen Boten geheftet.
    »Das ist nicht möglich.«
    Der Bote sah bedrückt aus.
    »Mouldin ist ein Geächteter. Ich habe ihn vor Jahren zerstört, ihn vernichtet. Er würde mir keine Botschaft schicken. Und er würde niemals nach England zurückkehren.«
    Der Bote erblasste sichtlich. »Aber das ist er, Sire. Zumindest wird das in der Botschaft behauptet. Guillaume Mouldin.«
    Mouldin. Der Name konnte einem noch immer einen Schauder den Rücken hinunterjagen. Man hatte ihm in der Vergangenheit viele Namen gegeben: Jäger; Wart der Erben; Mouldin der Schreckliche – diesen letzten Namen benutzten die Mütter im Norden, er stammte aus einer Geschichte, die sie ihren Kindern erzählten, um sie zu erschrecken und zum Bravsein anzuhalten. Er wird dich holen und mit dir davonreiten, so warnten die Eltern. Aber Mouldin war niemals mit ihnen davongeritten. Geschichten wurden immer verdreht.
    Der Bote presste noch immer die Hand an seine Brust und wurde zunehmend blasser, während John ihn anstarrte. »Sagt mir die Botschaft«, fauchte

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