Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)
nur eine Frucht«, murmelte Nat, die sich etwas von Galnor löste.
Aeriel putzte die feinen Härchen von der Aprikose und hielt sie dem Gargoyle hin. Der aß gierig, fast verzweifelt. Seine große graue Zunge schleckte die Ströme blutroten Saftes auf. Als sie nur noch den Stein in der Hand hielt, wollte der Gargoyle auch daran nagen, aber Aeriel wies ihn sanft zurück.
»Nicht den Stein«, sagte sie zu ihm. »Ich habe versprochen, die Steine aufzuheben.«
Sie barg ihn in Hadins Gewand und streichelte unentwegt den Kopf der grauen Bestie, denn sie winselte und zitterte noch.
»Zauberei«, hörte sie jemanden murmeln. Eine andere Stimme rief quer durch den Raum: »Sie wird uns noch alle verzaubern.«
Da blickte Aeriel auf, sah, wie die Menschen zurückwichen, als sie sie ansah. Die harten Gesichter der Arlisch-Banditen jagten
ihr Schauder über den Rücken. Der Gargoyle starrte sie mit gebleckten Zähnen an.
»Komm, Grauling«, murmelte sie. »Die Gesellschaft, in der wir uns befinden, gefällt mir nicht. Lass uns gehen.«
Sie legte ihre Laute auf die gelbe Seide, verknotete das Bündel und griff nach ihrem Wanderstab. Der Gargoyle sprang knurrend auf. Aeriel sah sich um und entdeckte einen der Banditen mit gezogenem Säbel auf sie zu kriechen. Der Gargoyle stieß einen schrillen Schrei aus und sprang ihn an. Der Mann ließ seine Klinge fallen und kroch zurück.
»Ein Dämon!«, schrie jemand.
Aeriel drehte sich verwirrt um. Dann sah sie die Sandlanguste auf ihrer Schulter stehen; sie fuchtelte mit ihren winzigen Scheren herum. Aeriel versteckte sie in den Falten ihres Gewandes, warf ihren Reisemantel und ihre Laute über die Schulter.
»Und was ist mit diesen beiden?«, fragte ein Mann. »Sie teilten ihre Mahlzeit mit der Hexe.«
Galnor und Nat standen einen halben Schritt hinter Aeriel. Sie sah, wie das blauhäutige Mädchen scheinbar aus dem Nichts einen Dolch hervorholte. Galnor griff nach einem dicken Holzscheit, das neben dem Kamin lag.
»Nehmt ihren Stab!«, rief der Anführer der Banditen. »Ohne ihn hat eine Hexe keine Macht.«
Einer der Räuber schnellte vor und ergriff den langen Stab, ehe Aeriel ihn daran hindern konnte. Doch ehe noch seine Hand das Holz umschloss, erwachte der Reiher mit einem Schrei. Aufgeregt schlug er mit den Flügeln um sich: »Lass mich los!«
Der Bursche schleuderte den Stab mit einem Schreckensschrei
von sich. Aeriel fing ihn und legte die andere Hand auf das Halsband des Gargoyles. Sie ging auf den Anführer zu.
»Warum hetzt du deine Leute gegen mich auf?«, fragte sie. Galnor und Nat waren ihr gefolgt. »Ich habe dir nichts getan.«
Der Bandit sah sie voller Unbehagen an und zupfte an seinem Schnurrbart.
»Du hast meine Bestie gestohlen«, antwortete er schließlich, »du mit deinem Singen und deiner Zauberei.«
»Ich bin keine Hexe«, sagte Aeriel.
»Die Bestie ist so viel Lösegeld wert wie eine Königin«, sagte der Bandit.
»Soll ich dich bezahlen?«, fragte Aeriel. Zum ersten Mal stieg Ärger in ihr auf. Sie griff in den Ärmel von Hadins Robe und holte eine Handvoll tiefblauen Sandes hervor. »Ich besitze nur wenig, was den Dieben von Talis gefallen könnte, aber vielleicht entschädigt dich das für deine Mühe.«
Sie hielt ihm ihre zu einer Schale geformte Hand über den Tisch hin.
»Berühr es nicht, Herr«, sagte einer seiner Leute. »Es ist verzaubert. «
Aber der Anführer der Banditen starrte auf Aeriels Hand. »Ah, aber Hexen können wunderbare Geschenke machen«, murmelte er. »Nicht wahr?«
Er zog seinen Dolch. Der Gargoyle knurrte, aber der Bandit berührte mit der stumpfen Seite der Klinge nur Aeriels Hand, so dass der Sand, gleich einem blauen Strom, auf den Tisch rieselte, zwischen leergegessene Teller und dann wie Wasser auf die Dielen des Fußbodens floss.
»Echter Korund«, murmelte der Bandit. »Das Blut des Meeres. «
Er fegte alles mit der Hand in einem leeren Teller zusammen. Einer seiner Leute leerte seinen Becher und fing den noch immer vom Tisch rinnenden Strom auf. Ein anderer kroch auf dem Fußboden herum und sammelte die Reste ein.
Aeriel hatte ihre Hand noch nicht zurückgezogen. »Ist das genug?«
»Genug?« Der Anführer der Banditen lachte. »Es ist ein Vermögen, fünf Vermögen wert.«
»Das ist Hexenstaub!«, rief eine Frau. »Nur ein Traum. Morgen früh wird er sich in Wasser und Sand verwandelt haben.« Aber der Bandit goss bereits den Korund in eine Weinflasche, die er an seinem Gürtel trug. »Wir werden
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