Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)
glänzte im kühlen Licht von Oceanus. Aeriel erkannte Gärten. Zwischen den Grünflächen standen Brunnen mit Fontänen.
Durch einen Torbogen ritten sie in einen Hof. Sobald der Fürst sein Pferd zum Stehen gebracht hatte, sprang Aeriel auf die Erde. Erst dann sah sie, dass er sich im Sattel umgedreht und ihr seine Hand angeboten hatte.
Dann stieg der Fürst vom Pferd, und obwohl er noch immer lächelte, konnte Aeriel einen harten Zug in seinem Lächeln sehen. Nun gut, dachte sie, denn sie liebte es nicht besonders, wie ein Gepäckstück auf Pferderücken transportiert zu werden.
Erin war auch hinter ihrem Reiter abgestiegen. Der Fürst befahl seinen Jägern mit einem Kopfnicken, sich zu entfernen. Er war groß, das merkte Aeriel jetzt, als er vor ihr stand. Erin, die sich wortlos neben sie gestellt hatte, betrachtete ihn ebenfalls.
Diener mit Tabletts und Bechern erschienen. Aeriel merkte,
wie hungrig sie war. Man reichte ihr eine warme, dampfende Schale. Der Fürst leerte die seine mit einem Zug; Aeriel nippte. Die gesalzene Suppe wärmte sie wunderbar. Sie nahm einen Bissen von einem Tablett, sah aber, dass Erin Speise und Trank ablehnte.
Nach kurzer Zeit klatschte der Fürst in die Hände, und die Diener verschwanden. Aeriels Hunger war kaum gestillt, und sie blickte sehnsüchtig hinter den Tabletts her.
Der Fürst sagte: »Komm, mein Gast. Ich weiß, du bist müde, aber lass uns erst in den Gärten spazieren gehen. Hinterher verspreche ich dir ein Willkommensmahl, das deiner würdig ist.«
Der Fürst wanderte mit ihr durch die Gärten seines Schlosses. Nach einer Weile stellte Aeriel mit Unbehagen fest, dass sie von Erin getrennt worden war. Aber so sehr sie auch ihren Schritt verlangsamte, ständig war sie von Höflingen umgeben.
Der Fürst gestattete ihr auch nicht zurückzubleiben. Er führte sie verschlungene Pfade entlang, erzählte ihr die Geschichte des Landes, bis Aeriels Kopf brummte und sie sich fragte, ob er jemals aufhören würde.
Dann führte sie der Fürst aus den Gärten auf eine breite, mit Steinen geflieste Terrasse. Auf dem Boden lagen Kissen und weiße Tischtücher. Kohlebecken und Lampen brannten. Diener trugen kniend Speisen auf.
Es gab Platten mit geröstetem Fleisch, Früchte, Suppe. Brotlaibe nicht größer als eine Faust lagen da, kandierte, mit Nüssen verzierte Früchte und gebackener Fisch, auf Kresse gebettet.
Aeriel war schwindlig vor Hunger. Ihre Beine gaben fast unter ihr nach. Sie merkte kaum, dass der Fürst seine Hand auf ihren
Arm legte. Sie kniete und nahm von jeder Speise in ihrer Reichweite.
Erin war nicht da, merkte sie plötzlich, und ihr Unbehagen kehrte zurück. Sie blickte in Richtung des Gartens und glaubte, eine Gestalt bemerkt zu haben. Aeriel runzelte die Stirn. War das Erin, und was hatte sie vor? Niemand sonst schien vom Verschwinden des dunkelhäutigen Mädchens Notiz zu nehmen.
Eine Weile speisten alle schweigend. Erst als Aeriel ihren Hunger gestillt hatte, merkte sie, dass sie seit ihrer Ankunft noch nichts getrunken hatte. Sie sah, dass alle Höflinge Becher hatten. Sie warf dem Fürsten einen Blick zu. Auch er besaß einen Becher, aus dem er trank. Aeriels Kehle fühlte sich trocken an.
Der Fürst bemerkte ihren Blick und schien zusammenzuschrecken. »Wein!«, rief er, dann murmelnd: »Nachlässige Diener.« Lauter: »Wo ist der Wein, den ich für meinen Gast bestellte?«
Ein Diener näherte sich, murmelte etwas ins Ohr seines Herrn. »Kümmere dich darum«, sagte der Fürst. Der Diener eilte fort. Der Fürst wandte sich lächelnd an Aeriel. »Irgendeine Panne in der Küche, nehme ich an.«
Aeriel schwieg, sie fragte sich nur, warum der Fürst nicht einen der leeren Becher nahm und ihn aus einem der Weinkrüge füllte, die herumstanden. Aber sie wartete nicht lange. Der Diener kam wieder und schob einen anderen Dienstboten vor sich her.
»Sei vorsichtig!«, rügte ihn der Fürst, als der Dienstbote beinahe Wein aus dem Krug verschüttet hätte.
»Ich bitte vielmals um Entschuldigung, Herr«, murmelte der Diener und gab dem Dienstboten ein Zeichen, den Becher zu
füllen. »Die Kräuterkundigen sagten, sie hätten Schwierigkeiten gehabt …« Auf den Blick des Fürsten hin unterbrach er sich abrupt und stammelte dann weiter: »Mit … Mit den richtigen Gewürzen, Herr.«
Der Bedienstete goss den Wein ein. »Wieso?«, fragte Aeriel. »Habe ich etwa anderen Wein?«
Der Fürst zuckte verärgert die Schultern. »Ach, kann ich denn immer
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