Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)
Garten«, antwortete das dunkelhäutige Mädchen, »und klares Wasser. Ich fand noch etwas anderes im Garten.«
Aeriel blickte auf. »Sprich weiter«, sagte sie. Ihre Lider waren schwer. Erin beobachtete sie.
»Einen Jungen, ungefähr in deinem Alter. Kostbar gekleidet. Einen Höfling. Er schlug mit einem Stock Pflaumen von einem Baum. Er schenkte mir welche.«
Aeriel seufzte. Sie fühlte sich, als würde sie ersticken. Ihre Glieder waren schwer.
»Er sagte, ich soll aufpassen, was ich an der Tafel des Fürsten esse«, sagte das dunkelhäutige Mädchen.
Aeriel war verwirrt. »Warum?«
»Als ich Näheres wissen wollte, zeigte er mir ein getrocknetes Kraut, das er in der Küche gefunden hatte.«
»Es war wohl ein Gewürz«, sagte Aeriel und stützte schwer ihren Kopf in die Hand.
»Nein. Er sagte, dass die Wurzel eine tödliche Droge enthält.« Aeriel legte sich auf das Bett; sie war müde. Der Wein des Fürsten verursachte ihr Kopfschmerzen. Erin redete, doch Aeriel konnte ihr kaum folgen.
»Als er das gesagt hatte, lief ich schnell zu der Festtafel zurück, obwohl der junge Mann überrascht rief: ›Junge, was kümmert’s dich, wenn dein Herr vom Gift meines Onkels trinkt? Das wird dir die Freiheit geben.‹«
»Er hat sowohl dich als auch mich aus der Entfernung für junge Männer gehalten. Er folgte mir nicht. Doch als ich die Terrasse erreichte, sah ich, dass dein Becher noch leer war, und dann warf der Fürst deinen gefüllten Becher fort.«
»Er behauptete, der Wein sei nicht gut«, murmelte Aeriel. Sie konnte die Augen nicht mehr offen halten. Sie war keinen Wein gewöhnt, er machte ihre Gedanken träge. Sie verstand nicht, was Erin sagte, es war ihr auch gleich.
»Er sagte, er habe seine Meinung geändert!«, rief Erin zornig, aber Aeriel hörte sie kaum. Der Wein des Fürsten lähmte ihre Glieder. Schon glitt sie in einen tiefen Schlaf.
10
Das Hungergewürz
A ls Aeriel erwachte, stand der Sonnenstern schon seit zwei Stunden am Himmel. Sie fühlte sich nicht wohl. Ihr Kopf schmerzte. Erin saß noch immer am Fenster, sie sah aus, als hätte sie nicht geschlafen. Ihr fiel ein, dass Erin vor Stunden mit ihr geredet hatte.
»Ich glaube nicht, dass ich je wieder Wein trinke«, sagte Aeriel, als sie aufstand. »Er macht mich dumm und schläfrig.«
Erin sagte nichts. Aeriel runzelte die Stirn, sie versuchte zu denken. Irgendetwas hatte sie vergessen. Eine Aufgabe, die sie zu lösen hatte … Gefährten, die auf sie im Wald warteten?
Sonderbar. Es wollte ihr nicht einfallen. Selbst jetzt konnte sie nicht klar denken; sie erinnerte sich nur dunkel, wie sie im Schloss des Fürsten angekommen war. Sie seufzte, schüttelte den Kopf und beschloss, später darüber nachzudenken.
Die Stunden des Tagmonats vergingen. Wann immer der Fürst Aeriel Gesellschaft leistete, fragte er sie über ihre Herkunft und Familie aus. Sie war eine Waise, erzählte sie ihm. Sie stamme aus Terrain.
Aber der Gedanke an Terrain verursachte ihr irgendwie Unbehagen.
Sie schob ihn beiseite. Nach geraumer Zeit fiel ihr Isternes wieder ein, was die Mädchen ihr gesagt hatten und der Reim. Aber das alles war sehr fern.
»Ich muss bald aufbrechen«, sagte sie dem Fürsten einmal, obwohl sie nicht wusste, warum sie es sagte. Der Fürst legte seine Hand auf ihren Arm.
»Jetzt noch nicht. Bleib ein wenig. Pirs ist ein kleines Land, und ich habe nur wenig Besucher.«
Der Fürst zeigte ihr alle seine Gärten und Teiche, in denen Fontänen aufstiegen und rote und goldene Fische schwammen. Aeriel lachte und warf ihnen kleine Bissen zu, manchmal vergaß sie ihre kleine Sandlanguste vollständig, bis das kleine Tier sie in den Arm zwickte.
Und der Fürst zeigte ihr alle Räume seines Schlosses, die große Bibliothek mit ihren vielen Papyrusrollen und Büchern. Er zeigte ihr Bilder, denn sie konnte nicht lesen.
Oft, und wie rein zufällig, kamen sie bei ihren Wanderungen durch das Schloss und die Gärten an einer festlich gedeckten Tafel vorbei, aber keine Diener waren anwesend. Dann legte der Fürst ihr vor und füllte ihren Becher. Nie wieder trank sie Wein, und nach einer gewissen Zeit trank auch er nur Wasser in ihrer Gegenwart.
Einmal musste sie an Irrylath denken, der nie mit ihr spazieren gegangen war, gespeist, so angenehm über Nichtigkeiten geplaudert hatte. Stets war der Fürst bemüht, sich ihrer Stimmung anzupassen. Aeriel verdrängte ihre Erinnerungen. Trotzdem überfiel sie manchmal in Begleitung des Fürsten ein
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