Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)
die Hohen Familien misstrauen.«
Der Fürst schüttelte den Kopf. »Du verstehst mich nicht. Nicht einmal Roschka weiß alles. Es ist nicht der Erbe, den ich brauche … Mit den Hohen Familien werde ich fertig. Eine Frau fehlt mir. Ich muss heiraten, Aeriel. Ich muss heiraten.«
Aeriel sah ihn unverwandt an. »Ich heirate dich«, antwortete sie schließlich, »wenn du mir deinen Namen gesagt hast.«
Der Fürst fing an zu lachen. Es klang hart und verzweifelt. Er wischte sich über die Augen.
»Sogar das?«, sagte er. »Hat mein Neffe auch das erraten? Nun, ich werde dir alles erzählen, und vielleicht wirst du mich dann am Ende bemitleiden.«
Aeriel hielt sich bereit, falls nötig, davonzulaufen. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als weit weg von ihm zu sein.
»Als Eryka von Esternesse zum ersten Mal nach Pirs kam«, begann er, »umwarben mein Bruder und ich sie gleichzeitig, aber sie wählte ihn. Sie gebar ihm Kinder, und ich war krank vor Eifersucht. Dann kam der Schwarze Vogel und versprach mir die Erfüllung meines Herzenswunsches für eine winzige Gegenleistung. Er diene der Weißen Königin, sagte er, die mir wohlgesonnen sei.
Aber die Sache gefiel mir nicht. Zweimal schickte ich ihn fort. Doch er kam immer wieder, und in der Zwischenzeit träumte ich von Eryka. Das Wispern seiner Herrin erfüllte meine Träume. Schließlich stimmte ich dem Vorschlag zu und bot ihm alles für die Erfüllung meines Herzenswunsches.
Dann befahl er mir: ›Leg dich nieder‹, und ich folgte ihm. Er
sagte: ›Dreh dein Gesicht auf die Seite‹, und ich gehorchte. Dann fühlte ich eine seiner Krallen an meinem Hals und die andere an meiner Wange. Sie war kalt, so kalt wie die Nacht. Er stieß seinen Schnabel in meine Schläfe. Ich spürte ein Brennen und ein anderes Gefühl, als würde etwas Dünnes und Faseriges von mir fortwirbeln. Dann versank ich in der Dunkelheit. Als ich wieder erwachte, saß der Vogel am Fenster und beobachtete mich.
›Was hast du mit mir gemacht?‹, fragte ich. Blut tropfte aus meiner Schläfe, und in meinen Ohren summte es leise.
›Ich habe mir den Preis meiner Königin genommen‹, krächzte der Schwarze Vogel. ›Eine Kleinigkeit. Nur deinen Namen. Du gebrauchst ihn selbst nie. Niemand wird ihn je wieder benutzen, außer meiner Königin, um dich damit in deinen Träumen zu rufen. Nun wird dir dein Herzenswunsch erfüllt, aber reite am Morgen nicht mit deinem Bruder aus.‹
Dann flog der Vogel fort, und ich ging hinunter. Ich blutete nicht mehr, aber ich fühlte mich sehr krank. An diesem Tag ritt ich nicht mit meinem Bruder aus, und es war der Tag, an dem ihn sein Pferd abwarf. ›Mein Herzenswunsch‹ hatte sich erfüllt!«
Der Fürst lachte.
»Eryka wollte mich nicht heiraten. Ich dachte, die Hexe meinte Eryka: meinen Herzenswunsch. Aber sie meinte Pirs. Meine Liebe tötete sie, und ich bekam stattdessen Pirs. Ich wollte weder das noch den Tod meines Bruders. Ich wollte nur Eryka …«
»Warum bist du dann noch immer Fürst von Pirs?«, stieß Aeriel heftig hervor. »Die Lorelei ist eine wunderbare Gedankenleserin
und kennt die geheimsten Wünsche eines Herzens. Vielleicht hat sie deine wahren Gedanken erraten.«
Der Fürst starrte sie an. »Ich hätte meinen Namen nicht an eine Hexe verkaufen müssen, um herauszufinden, dass ich nach dem Tod meines Bruders in den Besitz seines Landes kommen würde!« Er wandte sich ab und schritt ungestüm auf und ab. Aber bald wurde er ruhiger, und seine Stimme klang gelassener.
»Noch Jahre danach konnte ich den Anblick von Frauen nicht ertragen. Ich schickte sie fort, oder sie flohen vor mir. Aber dann erkannte ich allmählich, dass ich eine Frau nehmen musste, um die Macht der Hexe über mich zu brechen. Es spielte keine Rolle, wer sie war. Aber zu der Zeit gab es in Pirs keine Frau mehr.
Oh, es gab natürlich irgendwo Frauen. Im Verborgenen. Ich schickte meine Reiter aus, um sie zu jagen, aber der Hirsch führte meine Jäger in die Irre. Und die Frauen begingen lieber Selbstmord, als sich fangen zu lassen. Mein Ruf eilte mir voraus, und sie alle kannten den Mann ohne Namen.
Also schickte mir die Königin ihren Engel, ihren geflügelten Sohn, um mir zu helfen. Sie sagte, sie habe volles Verständnis für mich und wäre erfreut, die Bedingungen unseres Abkommens zu erfüllen. Ich musste eine Frau haben. Unbedingt. Ihr Engel nahm Pirsalon gefangen und trug ihn fort. Aber seitdem warte ich vergeblich auf seine Hilfe. Ich bin weniger sein Herr
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