Gefangene des Feuers
nichts an ihrer eigenen Situation. „Was andere Frauen betrifft, kann ich nichts dazu sagen, aber ich habe ... ich habe das noch nie getan.“ „Haben Sie es denn schon einmal gewollt?“
Verzweifelt versuchte sie von ihm abzurücken, doch seine Hand lag schwer auf ihrem Bauch, sodass sie sich nicht rühren konnte. Also blieb ihr nur, den Kopf wegzudrehen. „Nein. Eigentlich nicht.“
„Eigentlich nicht“, wiederholte er. „Was soll das heißen? Entweder wollten Sie, oder Sie wollten nicht.“
Inzwischen hatte sie Mühe zu atmen. Die Luft schien schwer und drückend, erfüllt von dem Moschusduft seiner Haut. Da sie sich nicht gut verstellen konnte, verweigerte sie sich schließlich nicht länger seinen drängenden, schockierenden Fragen. „Ich bin Ärztin. Und ich weiß, wie die geschlechtliche Vereinigung vonstatten geht. Ich weiß auch, wie Männer ohne Kleidung aussehen. Also ist es doch selbstverständlich, dass ich über diesen Vorgang nachgedacht habe.“ „Ich habe auch über den Vorgang nachgedacht“, sagte er grob. „Ich habe nichts anderes mehr im Kopf, seit ich Sie zum ersten Mal gesehen habe. Es ist die Hölle! Ich war so krank, dass ich kaum aufstehen konnte, aber das hat mich nicht von dem Wunsch abgehalten, Ihnen den Rock hochzuziehen. Mein gesunder Menschenverstand rät mir, Sie in Ruhe zu lassen und Sie in ein paar Tagen wieder zurück nach Silver Mesa zu bringen. Aber genau in diesem Augenblick würde ich zehn Jahre meines Lebens dafür geben, Sie unter mir zu haben. Ich bin schon seit zwei Tagen hart, Mädchen!“
Es war ein bittersüßer Trost zu wissen, dass er die gleiche hilflose Faszination verspürte wie Annie selbst seit dem Tag, als sie ihn kennengelernt hatte. Ihn zu berühren, auch wenn es seiner medizinischen Versorgung diente, war ein tief gehendes und faszinierendes Vergnügen. Und als er sie eben geküsst hatte, glaubte sie, es kaum aushalten zu können. Sie wollte mehr erfahren. Wollte sich zu ihm umdrehen und ihn all die Dinge tun lassen, über die sie bisher nur mit zurückhaltender Neugier nachgedacht hatte. Doch nichts von dem, was sie nun fühlte, könnte sie mit dem Wort „zurückhaltend“ belegen. Ihre Haut fühlte sich heiß und empfindlich an, und sie spürte ein quälendes Pochen an ihren geheimsten Stellen. Dass sie keine Kleidung trug, machte das Pochen noch schlimmer. Sie wusste, dass er ihr das Hemd nur ein kleines Stück höher ziehen musste ...
Ja, sie wollte ihn. Doch ihm und ihrem innersten Sehnen nachzugeben, wäre der schwerste Fehler ihres Lebens. Er war ein Gesetzloser und würde bald aus ihrem Leben verschwinden. Es wäre mehr als dumm von ihr, sich ihm hinzugeben und zu riskieren, ein uneheliches Kind zu bekommen. Ganz abgesehen von dem emotionalen Schaden, den dies zur Folge hätte.
Sie legte Festigkeit in ihre Stimme und griff zu Vernunftargumenten. „Für mich wäre es ein Fehler, Ihre Annäherungsversuche zu akzeptieren. Ich denke, das wissen wir beide.“ „Oh ja, ich weiß“, murmelte er. „Aber trotzdem gefällt es mir nicht, verdammt.“
„Aber es geht nicht anders.“
„Dann gib mir einen Gutenachtkuss, Schätzchen! Mehr verlange ich nicht.“
Zögernd wandte sie ihm den Kopf zu, und er eroberte langsam und doch fordernd ihren Mund. Wenn ein Kuss alles war, was sie ihm erlaubte, dann wollte er so viel wie möglich davon haben. Er küsste sie, bis sein gesamter Körper danach schrie, sich in ihrem zu versenken. Bis ihr Mund geschwollen war und Tränen hinter ihren Wimpern glitzerten.
Er wischte sie mit dem Daumen fort. „Schlaf jetzt, Schätzchen“, flüsterte er mit rauer Stimme.
Annie hätte beinahe aufgestöhnt. Es dauerte lange, bis ihr von Sehnsucht erfüllter Körper endlich zur Ruhe kam.
6. KAPITEL
Er war nicht da, als sie am nächsten Morgen aufwachte. Panik erfasste Annie. Hatte er sie hier in den Bergen allein gelassen? Dass er ihr die Hände losgebunden hatte, verstärkte ihre Angst noch. Denn warum sonst hätte er sie losbinden sollen? Noch müde stand sie auf, die Haare wirr im Gesicht, stieß die Tür auf und lief nach draußen. Kalte Luft strich über ihre nackten Beine, und Steine und Zweige drückten sich schmerzhaft in ihre Fußsohlen. „Rafe!“ Er trat aus dem Pferdeverschlag, den Wassereimer in der einen, die erhobene Pistole in der anderen Hand. „Was ist?“, fragte er scharf, während er sie mit seinen hellgrauen Augen musterte.
Sie war Hals über Kopf herausgestürzt und blieb jetzt abrupt
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