Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms
über das weiße Kissen gebreitet, den Mund halb geöffnet. Zum Küssen, ging es ihm durch den Sinn, während er auf ihre Lippen starrte. Sie hatte einen Mund, der zum Küssen aufforderte. Warum eigentlich war ihm das nicht schon längst aufgefallen?
Er zerquetschte einen Fluch zwischen den Zähnen. Der Sex mit Becky Lynn war … gut gewesen. Als sie sich vor Begehren wimmernd an ihn geklammert hatte, hatte er sich fast … gottähnlich gefühlt. Er hatte große Lust, wieder mit ihr zu schlafen, doch er befürchtete Komplikationen. Und Gefühle machten alles nur schwieriger. Gefühle ruinierten den Sex. Mit Becky Lynn aber würde er keinen Sex haben können ohne Gefühle.
Er konnte die Uhr nicht zurückstellen. Ihre Beziehung hatte eine zusätzliche Dimension bekommen. Eine körperliche Dimension, die keiner von ihnen verneinen konnte. Nichts hatte sich zwischen ihnen geändert, und schon gar nicht ihre Gefühle füreinander. Doch er war entschlossen, ihr keine Versprechungen zu machen.
Er würde sie dennoch nicht verlieren.
Sie öffnete die Augen und schaute ihn an. Ihr Blick war klar wie der Sommerhimmel. Er zwang sich zu einem Lächeln, wobei er hoffte, dass es ihr nicht gelang, den Zweifel in seinen Augen zu entziffern. „Geht’s dir gut?“
Sie nickte. „Jack?“
„Ja?“
„Sie haben mich vergewaltigt. Deshalb bin ich weggelaufen.“
28. KAPITEL
Becky Lynn hatte in Bezug auf Zoe Recht behalten. Die Kamera liebte sie. Ebenso wie umgekehrt. Zoe warf sich mit Freuden in alle erdenklichen Posen. Sie kannte weder falsche Scham noch unangebrachte Bescheidenheit, sie liebte es, ihren Körper zur Schau zu stellen; niemals zögerte sie oder schreckte vor irgendetwas zurück, das Jack von ihr verlangte.
Und sie hatte eine rasche Auffassungsgabe bewiesen. Becky Lynn hob den Kopf und schaute Zoe zu, die in der Brandung umhertollte. Vom ersten Augenblick an hatte sie wie ein Spürhund gewittert, welche Erwartungen Jack an sie stellte. Sie wusste immer ganz genau, wie sie sich vor der Kamera zu bewegen hatte. Wenn Becky Lynn ganz ehrlich war, musste sie zugeben, dass sie Zoe dafür, dass sie mit ihrem Körper vollkommen eins war, glühend beneidete.
„So ist’s gut, Zoe“, rief Jack ihr zu. „Du fühlst dich großartig, die warme Brise streichelt sanft deine Haut, du schnupperst den Duft des Meeres …“
Zoe war bei Jack durch eine harte Schule gegangen. Er war mit ihr gnadenloser umgesprungen als mit allen anderen. Nach der zweiten Sitzung hatte Becky Lynn von Jack den Grund dafür wissen wollen. Weil sie zwar ein Naturtalent ist, aber anmaßend und eingebildet, hatte er ihr zur Antwort gegeben. Anmaßende Models, das wusste man in dieser Branche, neigten zur Selbstüberschätzung, so dass sie meist recht schnell Probleme bekamen. Sie brachten ihrer Arbeit nicht die nötige Aufmerksamkeit entgegen, weil sie ihnen so leicht fiel.
Becky Lynn musste zugeben, dass Jack mit seiner Einschätzung richtig gelegen hatte. Und je höher er die Messlatte hängte, desto besser schien Zoe bei der Sache zu sein und desto mehr Mühe gab sie sich. Jetzt, nach knapp vier Monaten Zusammenarbeit, war sie so weit, ihren ersten professionellen Auftrag annehmen zu können.
Becky Lynn verengte die Augen und beobachtete jede Bewegung, die Zoe machte. Die heutigen Shots würden Zoes Mappe ein weiteres Glanzlicht aufsetzen. Jack dachte wohl dasselbe wie Becky Lynn, denn er lachte laut und rief Zoe ermutigende Worte zu. Etwas, das er sonst nie zu tun pflegte.
Anfangs hatte Becky Lynn sich nicht vorstellen können, Zoe jemals zu mögen. Im Gegenteil. Wenn sie ganz ehrlich war, musste sie zugeben, dass sie sie zuerst überhaupt nicht leiden konnte. Doch nach und nach gelang es ihr, hinter Zoes Maske zu schauen, und was sie dahinter entdeckte, war tiefe Verunsicherung. Zoe brauchte Bestätigung, konstante und nie endende Bestätigung bezüglich ihres Aussehens, ihres Könnens, ihrer Zukunft als Model. Fast erschien es Becky Lynn, als müsste sich Zoe immer wieder selbst beweisen, dass sie überhaupt existierte.
Becky Lynn spürte ihre Sehnsucht nach Anerkennung und Zuneigung, ihre Sehnsucht nach einem Menschen, der sich etwas aus ihr machte. Deshalb verhielt sie sich so, wie sie sich verhielt.
Und daraus konnte Becky Lynn Zoe keinen Vorwurf machen, denn im Grunde genommen waren die Dinge, nach denen Zoe hungerte, dieselben, nach denen sie selbst sich auch verzehrte. Diese Gemeinsamkeiten waren der Grund dafür, dass sie in
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