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Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Titel: Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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den letzten Wochen sogar Freundinnen geworden waren.
    „So – und jetzt denkst du an deinen Lover“, befahl Jack und senkte die Stimme. „Schau mich an, Zoe, und lächle leicht … nur ganz leicht. Ja, so ist es richtig. Perfekt. Streck deinen Fuß und heb die Schultern noch ein bisschen höher … ja, genau so …“
    Das Surren des Motors von Jacks Kamera mischte sich mit dem Klatschen der Wellen, die unablässig gegen den Strand schlugen. Es war ein herrlicher Tag, die Sonne strahlte von einem wolkenlos blauen Himmel herab. Becky Lynn lebte in einem der Hochglanzfotos, die sie damals in Miss Opals Frisiersalon in sich eingesogen hatte wie ein Lebenselixier.
    „Becky Lynn? Kamera.“
    Sie schreckte aus ihren Gedanken hoch und schaute zu Jack. Als sie die Verärgerung auf seinem Gesicht sah, fragte sie sich, wie lange er wohl schon versucht hatte, sie auf sich aufmerksam zu machen. „Oh, Entschuldigung.“ Sie nahm die Kamera entgegen und hielt ihm die hin, in die sie einen neuen Film eingelegt hatte.
    „Den Film habe ich absichtlich nur zur Hälfte verschossen“, sagte er nun. „Schreib’s bitte drauf.“
    Sie nickte und ging zu Jacks Kameratasche hinüber. Sie kniete sich in den Sand, spulte den Film zurück, nahm ihn heraus und beschriftete ihn. Nachdem sie die Kamera neu geladen hatte, ging sie zu Jack zurück.
    „Nein, Zoe“, schrie Jack und ließ die Kamera sinken. „So geht das nicht.“
    Er reichte Becky Lynn den Fotoapparat und schlenderte auf Zoe zu. Während Becky Lynn ihm hinterherschaute, stieg Verlangen in ihr auf, ihn zu berühren. Nicht etwa, weil sie im Moment Lust auf Sex mit ihm gehabt hätte, und auch nicht deshalb, weil sie vor Zoe irgendwelche Besitzansprüche geltend machend wollte. Nein, sie sehnte sich nur einfach nach einem bisschen Körperkontakt mit ihm, sie hätte ihm gern mit den Fingerspitzen über den Unterarm gestrichen oder seine Finger mit den ihren verflochten.
    Aber das war tabu.
    Becky Lynn holte tief Luft. Jack hatte die Grundregeln für ihre Beziehung festgelegt. Bei Shootings keinerlei Vertraulichkeiten, lautete der Leitsatz Nummer eins. Um die Professionalität zu wahren. Die meisten Leute wussten sowieso nicht, dass sie ein Liebespaar waren. Nicht einmal Zoe hatten sie es gesagt, obwohl Becky Lynn vermutete, dass sie zumindest etwas ahnte.
    Ab und zu sprang ihr der Teufel in den Nacken und flüsterte ihr ins Ohr, dass Jack sich hinsichtlich ihrer Beziehung nur deshalb so geheimnistuerisch verhielt, weil er sich ihrer schämte. Es verlangte Becky Lynn jedesmal beachtliche Anstrengung ab, diesen Teufel davonzujagen.
    Doch jeder dieser Besuche ließ eine kleine Narbe zurück. Wie hätte es auch anders sein können, wo sie doch Jack über alles liebte?
    Becky Lynn dachte an den Tag zurück, an dem sie erfahren hatte, dass ihre Mutter tot war. An den Tag, an dem sie und Jack sich zum ersten Mal geliebt hatten. Sie hatte sich ihm damals rückhaltlos geöffnet und ihm nichts verschwiegen. Die Worte waren aus ihr herausgesprudelt mit der Wucht von Wassermassen, die den Damm sprengen. Sie hatte den Schmerz, die Angst und die Demütigung noch einmal in allen Einzelheiten erlebt, doch hinterher verspürte sie große Erleichterung, und ihr schien es so, als sei es ihr gelungen, die Dämonen, die sie seit diesem traumatischen Erlebnis immer wieder heimsuchten, ein für alle Mal in die Flucht zu schlagen.
    Jack hatte sie ganz fest im Arm gehalten und getröstet, während sie weinte, und sie spürte, dass sie einen Menschen gefunden hatte, der nicht nur an sie glaubte, sondern ihr auch Halt gab. Der stark genug war, sie aufzufangen, wenn sie fiel.
    Und das ist Jack, dachte sie und lächelte ihn an, als er wieder auf sie zukam. Stark und selbstbewusst. So stark, dass er niemanden brauchte.
    Er braucht dich nicht.
    Ihr Lächeln verblasste. Rasch schob sie den verstörenden Gedanken beiseite. Das bedeutet doch gar nichts, versuchte sie sich einzureden. Er brauchte sie vielleicht nicht, weil er so stark war, dass er überhaupt niemanden brauchte, aber das war in Ordnung so. Auf jeden Falll spürte sie, dass er sie mochte.
    „Nach dem Film machen wir Schluss für heute“, sagte Jack, nachdem er auf gleicher Höhe mit ihr war.
    Sie reichte ihm die Kamera. „Ich glaube, heute hast du ein paar echte Volltreffer gelandet.“
    „Ja.“ Er nickte erfreut. „Scheint mir auch so.“
    Jack verschoss seinen letzten Film und erklärte dann wie angekündigt das Shooting für beendet.

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