Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms
konzentrieren. Das Verlangen nach ihr drohte ihn fast zu ersticken und brachte ihn vollkommen aus dem Gleichgewicht.
Alles, woran er in diesen Wochen denken konnte, war, dass er wieder mit ihr schlafen wollte.
Jack betrat den Fahrstuhl des Plaza-Hotels und drückte den Knopf für das Stockwerk, wo der große Ballsaal lag. Heute Abend würde er Becky Lynn wiedersehen. Endlich. Als Carlos angebetete Ehefrau würde sie nicht darum herumkommen, an dem großen Ereignis, das heute bevorstand, teilzunehmen.
Die Tonangebenden der Modewelt schmissen heute für den großen Giovanni, der seinen fünfundsechzigsten Geburtstag feierte, eine Riesenparty.
Jack verengte entschlossen die Augen. Heute Nacht würde er Becky Lynn zur Rede stellen.
Er stieg aus dem Fahrstuhl und schlenderte in Richtung Ballsaal. Unterwegs begegnete er verschiedenen Leuten, die er flüchtig kannte, und nickte ihnen zu.
Becky Lynn.
Der Ort des Geschehens war mit Luftballons, bunten Bändern und kunstvolllen Blumenarrangements geschmückt. Eine ganze Wand wurde von Giovannis gelungensten Fotografien eingenommen.
Jack ließ seinen Blick darüber hinwegschweifen, wobei er sich einmal mehr widerwillig eingestehen musste, dass ihn die Kraft der Bilder in ihren Bann zog. Gleichviel was man von Giovanni als Mensch halten mochte, als Fotograf hatte er sich bereits jetzt unsterblich gemacht.
Gleich nachdem er die Schwelle zum Ballsaal überschritten hatte, fiel sein Blick auf Becky Lynn, die mit dem Rücken zu ihm stand und durch ihr leuchtend rotes Haar aus der Menge herausstach. Während er sie anstarrte, klopfte ihm das Herz bis zum Hals, und das Blut rauschte in seinen Ohren.
Als ob sie seinen Blick gespürt hätte, drehte sie sich um und schaute ihm direkt in die Augen. In diesem Moment war für ihn das unsichtbare Band zwischen ihnen fast mit Händen greifbar. Ohne den Blick von ihr zu nehmen, bahnte er sich seinen Weg durch die Menge.
Als er nah genug war, um die Wachsamkeit in ihren Augen erkennen zu können, wandte sie sich abrupt um und ging davon. Von da an schlichen sie den ganzen Abend umeinander herum wie Katzen um den heißen Brei, es war eine Art frustrierender erotischer Tanz, bei dem die Tanzpartner niemals wirklich zueinander gelangten. Er spürte verschiedentlich spekulative Blicke auf sich ruhen, doch es war ihm egal, ob irgendjemand seine Absichten durchschaute, ja vielleicht wollte er es sogar. Wer und was hinderte ihn daran, seine Ansprüche auf Becky Lynn geltend zu machen?
Sie würde nicht bei Carlo bleiben. Nicht nach dem, was zwischen ihnen geschehen war. Nein, das würde sie nicht.
„Hallo, Sohn.“
Jack zog die Augenbrauen zusammen, als er hinter sich Giovannis Stimme hörte. Er wandte sich um.
Bereits ein paar Mal an diesem Abend hatte er mit Verwunderung zur Kenntnis genommen, dass Giovannis Blicke auf ihm ruhten. Giovanni hatte ihm bisher noch niemals irgendwelche Aufmerksamkeit geschenkt, warum also heute?
Jack hob kühl eine Braue. „Hallo, Giovanni.“
Der ältere Mann lächelte. „Ich sehe, ich habe dich überrascht.“
Jack neigte leicht den Kopf. „Wir haben schon lange nicht mehr miteinander gesprochen. Anscheinend gibt es dafür keinen Anlass.“
„Nein?“ Giovannis Blick wanderte versonnen über Jack hinweg. „Ich habe dich und deine Arbeit über die Jahre hinweg sehr genau beobachtet.“
„Ach ja?“
Giovanni nickte. „Ich bin stolz auf dich.“
„Wirklich? Stolz?“ Jack schob seine Hände in die Hosentaschen und hob wieder die Augenbrauen. „Ich wüsste nicht, warum du stolz sein solltest. Du hast mit meinem Erfolg nicht das Geringste zu tun.“
„Nein? Immerhin fließt mein Blut durch deine Adern, oder hast du das vergessen?“
Jack verengte die Augen zu Schlitzen. Hier war er, der Moment, den er seit so vielen Jahren herbeigesehnt hatte. Das Seltsame war nur, dass er jetzt für den Mann, der da vor ihm stand, nichts als eine vage Abneigung und milde Empörung empfand. „Wie kommst du denn darauf? Soweit ich mich erinnere, hast du schon einen Sohn. Auch irgendsowas wie ein Abkommen mit meiner Mutter ist mir noch schwach im Gedächtnis, wenn ich mich recht erinnere.“
Giovanni ging mit einen Schulterzucken über Jacks Einwände hinweg. „Dies alles ändert nichts an der Tatsache, dass Triani-Blut durch deine Adern fließt. Du bist ein Teil von mir.“ Er gab ein missbilligendes Schnauben von sich. „Carlo ist tot für mich. Er ist schwach, genauso schwach wie seine Mutter. Und er
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