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Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Titel: Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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fast überschwemmt, sie in Tausende und Abertausende kleiner Schnipsel zu zerreißen, wobei sie ihren Oberkörper schaukelnd vor und zurück bewegte und vor sich hinwimmerte wie ein tödlich verwundetes Tier. Sie konnte überhaupt nicht mehr aufhören mit diesem Akt der Zerstörung und beendete ihn erst, als die Schnipsel so klein geworden waren, dass sie sie nicht weiter zerreißen konnte.
    Gleich darauf überfiel sie ein heftiges Zittern, und sie warf sich, von einem rauen Schluchzen geschüttelt, zusammengekrümmt auf die Erde.
     
6. KAPITEL
    Durch die breiten Ritzen der nur achtlos zugezogenen Vorhänge fiel Licht und ergoss sich in die Dunkelheit. Mit einem erstickten Seufzer der Erleichterung kroch Becky Lynn die Stufen zur Veranda hinauf. Aufrecht gehen konnte sie nicht mehr.
    Endlich daheim. Schließlich hatte sie es doch noch geschafft.
    Zu Tode erschöpft legte sie ihre heiße Stirn auf die angenehm kühlen Steinstufen, bis sich ihr fliegender Atem etwas beruhigt hatte. Ihr tat alles weh. Ihr Bauch, ihr Kopf und ihr Kiefer. Und zwischen ihren Beinen brannte es wie Feuer. Doch der körperliche Schmerz war bei weitem nicht so schlimm wie der seelische. Die seelische Verwüstung, die die Jungen in ihr angerichtet hatten, ließ sich nicht mit medizinischen Fachausdrücken belegen und war mit Worten kaum fassbar. Es waren keine Verletzungen, die sich mit Salben und Verbänden heilen ließen. Ihre Seele war in Stücke gerissen worden.
    Sie würde nie mehr dieselbe sein wie vorher. Sie würde nie mehr ganz sein.
    Noch immer an allen Gliedern zitternd hob Becky Lynn den Kopf und zog sich mühsam am Treppengeländer hoch. Sie hatte weder eine Ahnung, wie spät es war, noch, wie lange sie da draußen zerschunden und blutig in der Dunkelheit auf der nassen Erde gelegen und auf die Polizei gewartet hatte, die dann doch nicht gekommen war.
    Bilder, unerwünscht und beängstigend, schossen, grell wie Blitze, in ihrer Erinnerung auf. Rasch schloss sie die Augen, um sie zu verdrängen. Ihr Magen rebellierte, und sie spürte, wie ihr übel wurde. Mit aller Willenskraft, die sie aufbringen konnte, versuchte sie dagegen anzugehen, sich zu übergeben. Sie würde es nicht zulassen, dass Tommy und Ricky ihr auch noch ihren Mageninhalt wegnahmen. Die beiden hatten ihr sowieso schon das Einzige geraubt, was sie besaß: ihre Würde und ihren Kör per. Den letzten Rest kindlichen Glaubens an die Menschheit. Ihre Hoffnung.
    Während sie sich über die Veranda zur Haustür schleppte, kam ihr zum ersten Mal ihre Familie in den Sinn. Noch nie war sie zum Abendessen zu spät gekommen. Sie versuchte sich vorzustellen, wie sie aussah – schmutzig, bedeckt mit Schürfwunden und blauen Flecken und blutverschmiert. Ihre Kleider waren zerrissen. Sie umklammerte die Türklinke. Ob überhaupt irgend jemand ihre Abwesenheit bemerkt und sich Sorgen um sie gemacht hatte? Was würden sie bei ihrem Anblick empfinden?
    Sie öffnete die Tür und trat ein. Wie üblich schlug ihr der vertraute Whiskeydunst entgegen.
    Ihr Vater hing, auch das wie immer, in seinem Sessel und starrte in die Glotze. Neben ihm lümmelte sich Randy. Sein Gesicht wirkte blass und angespannt. Ihr Vater rührte sich nicht, als die Tür quietschte, aber ihr Bruder wandte den Kopf. Er begegnete ihrem Blick und schaute sie einen kurzen, spannungsgeladenen Moment an, dann wandte er sich schuldbewusst ab.
    Schlagartig wurde ihr klar, dass ihr Bruder gewusst hatte, was seine Freunde mit ihr vorhatten.
    Diese Erkenntnis traf sie wie ein Blitzschlag. Sie schnappte nach Luft. Hatte ihr Bruder die drei womöglich noch ermutigt? Hatte er mit ihnen gelacht, als sie beschlossen, ihr eine Papiertüte über den Kopf zu stülpen, damit sie sie nicht ansehen mussten, während sie sie vergewaltigten?
    Plötzlich drohte sie ihre Übelkeit zu überwältigen, ihre Hand zuckte zu ihrem Mund, um sie zurückzudrängen. Tränen schossen ihr in die Augen. „W…wie…“, stammelte sie erschüttert, „wie … konntest du bloß? Du bist doch mein Bruder.“
    Randy hob den Blick und sah sie an. Er fühlte sich ertappt. Sein Gesicht wurde aschfahl.
    „Erinnerst du dich noch, wie wir zusammen gespielt haben?“ flüsterte sie. „Keins der Kinder durfte uns … zu nahe kommen. Weißt du es noch?“
    Randy schaute feige beiseite und rutschte unbehaglich in seinem Sessel herum. Sie schüttelte fassungslos den Kopf, nicht in der Lage, den Schmerz dieser Erkenntnis zu verarbeiten. „Ich hätte alles getan,

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