Gefangene des Scheichs: Erotischer Roman (German Edition)
beginnen. Die Steine füllten sich mit Wärme, und diese würden sie auf die beiden Reiter und ihre Pferde abstrahlen. Dass sie keine Rast mehr einlegen würden, bis sie das Dorf erreicht hatten, war ihr klar, und so stellte sie Ali, der all seine Konzentration auf die sie umgebende Landschaft gerichtet hatte, auch keine Fragen mehr. In leichtem Trab ritten sie an den Felsen entlang, wie er verlangt hatte, und Victorias Blicke hielten unvermindert Ausschau nach jener beinahe mystischen Gestalt zu Pferd.
Und dann sah sie ihn! Sein Pferd glänzte, als sei sein Fell aus gelacktem Ebenholz geschnitzt. Der heiße Wüstenwind spielte mit dem weißen Gewand und dem Tuch, das seinen Kopf bedeckte. Ansonsten gab es keinerlei Bewegung. Er saß kerzengerade im Sattel, ein Gewehr vor sich aufgestellt, und beobachtete sie.
Victorias Magen zog sich zusammen. Gänsehaut huschte über ihre Arme und ihren Rücken. Vermochte sie auch das Gesicht des Fremden nicht zu erkennen, so umgab ihn doch eine so machtvolle Aura, dass sich ihr Unterleib zusammenzuziehen begann. Ihre Hände umklammerten die Zügel, und ihr Atem schien von der Hitze in ihre Kehle zurückgedrückt zu werden.
Schien auch keinerlei akute Gefahr von ihm auszugehen, war seine ganze Erscheinung doch die machtvolle Figur eines Herrn über Leben und Tod. Es lag allein bei ihm, ob und wie lange er die beiden Fremden in seinem Territorium leben ließ. Doch plötzlich empfand Victoria eine beinahe bizarre Ruhe. Ein kaum glaubliches Geborgensein. Als wäre es ihre natürliche, fast archaische Bestimmung, hier in der Nähe, im Machtbereich dieses Mannes zu sein.
Sie sagte Ali nichts von ihrer Beobachtung. Hielt ihre Augen auf den Fremden geheftet und ritt voran. Hätte er sie töten wollen, wie Ali befürchtete, so hätte er dies längst tun können.
Kapitel 16
Sie schafften es nicht. Das Dorf – es war eine Ansammlung größerer und kleinerer schwarzer Zelte – hatten sie zwar recht bald erblickt, doch der Weg dorthin war länger, als es Victoria oder die Pferde ohne Ruhepause hätten schaffen können. Die Hitze flirrte über den Zelten und täuschte das menschliche Auge mit Seen und Flüssen, die in der Sonne funkelten und doch nicht existierten.
Also suchten sie sich einen Felsvorsprung und schlugen dort ihr Lager auf.
„Wir werden in der Dämmerung den letzten Teil in Angriff nehmen. Vorher hat es keinen Sinn“, erklärte Ali, während er die Decken ausbreitete und den Pferden das letzte Wasser gab.
Victorias Zunge klebte schmerzhaft an ihrem Gaumen, doch ihr Stolz verbot es ihr, einen Teil der Erfrischung, die nun den Pferden zu neuer Kraft verhalf, für sich selbst einzufordern. Zudem war sie sich sicher, dass die Sidi eine Quelle ihr Eigen nannten, aus der sie würde in wenigen Stunden trinken können. Die Erschöpfung war zu groß, um noch lange nachzudenken. Nicht mal der geheimnisvolle Reiter interessierte sie mehr. Sie legte sich einfach auf den harten Boden und schlief augenblicklich ein.
Als sie brutal auf die Beine gerissen wurde und ein Schlag, brennend und scharf, ihre Wange traf, war sie derart überrascht, dass sie nicht einmal aufschrie oder sich irgendwie gegen die harten Hände zur Wehr setzte, die sie mit sich schleppten wie eine zu groß geratene Puppe. Stolpernd und stürzend suchte sie, auf die Füße zu kommen. Mit dem Mann in dem langen schwarzen Kaftan mitzuhalten, der sie unbarmherzig voranschleifte. Sie griff blind nach den Händen, die ihr Haar und ihren Nacken gepackt hielten. Verwirrt vor Überraschung und Schmerz.
„Ali! Ali!“, schrie sie, doch die einzige Antwort, die sie erhielt, bestand in einer weiteren Ohrfeige.
Der Fremde starrte sie mit wutverzerrtem Gesicht an. Seine lange, dünne Nase passte in seine beinahe ausgemergelten Züge. Fleischlose Lippen, in unbändigem Hass zusammengepresst stießen unverständliche Flüche aus. Im gleichen Moment blieb Victoria mit ihrem Kleid an einem Busch hängen, und die spitzen klingenscharfen Dornen zerfetzten den leichten Stoff. Sie ließ von den Händen des Manns ab und suchte ihre Blöße zu bedecken, wodurch sie abermals ins Straucheln geriet und nur durch denentschlossenen Griff des Fremden auf den Beinen gehalten wurde. Sie wusste instinktiv, dass er nicht jener Mann auf dem Pferd gewesen war, der sie beobachtet hatte, und das wiederum ließ sie das Schlimmste für Ali befürchten.
Als sie nun aber die lüsternen Blicke des schwarz gekleideten Fremden auf ihrer
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