Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gefechte der Leidenschaft

Titel: Gefechte der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
Vom Netzwerk:
seinen großen Händen knackte er die Nüsse und verspeiste die Kerne ebenso wie diejenigen, die ihm seine fürsorgliche Mutter noch zusätzlich reichte. Die übrigen Gäste nähten, schwatzten, rauchten Zigarren und unterhielten sich über die Ernte und die Politik oder waren in ein Kartenspiel vertieft. Zu den Letzteren gehörten Denys Vallier und seine Freunde. Sie spielten mit Begeisterung und ausschließlich nach selbst erfundenen Regeln.
    Für einige Minuten blieb Caid bei ihnen stehen und verfolgte mit verblüfftem Grinsen ihr merkwürdiges Kartenspiel. Doch dann kam Solon, Maurelles Butler, der sie aufs Land begleitet hatte, und teilte Caid mit, dass seine Anwesenheit auf der provisorischen Bühne gewünscht wurde.
    Obwohl er bei dem Theaterstück eigentlich gar nicht mitmachen wollte, empfand Caid doch ein sonderbares Vergnügen an den Szenen, die er mit Lisette als Maria spielte. Es war aufreizend, ihr in aller Öffentlichkeit den Hof zu machen, und die Art, wie Lisette bei ihren Antworten errötete und seinem Blick auswich, erregte ihn und machte ihn zugleich unsicher wie einen grünen Jungen. Zu gern hätte er gewusst, was sie so durcheinander brachte -war es nur Schauspielerei oder die Erinnerung daran, was am Abend zuvor zwischen ihnen vorgefallen war, oder eine gewisse mädchenhafte Scheu angesichts der Fechtübungen, deren Zeugin sie am Morgen geworden war? Nach dem Abendessen bekam er Gelegenheit, sich diese Frage zu beantworten.
    Das Essen begann mit Schildkrötensuppe und endete mit Syllabub, einer Nachspeise aus Sahne und Wein. Dazwischen gab es diverse kalte Speisen, die auf weißem Pariser Porzellan mit Goldrand, dem Stolz des Maison Blanche, angerichtet waren. Maurelle hielt sich an die alten französischen Tafelsitten, daher blieben die Herren nach dem Essen nicht bei Brandy und Nüssen allein an der langen Tafel sitzen, sondern folgten den Damen in den Salon. Dort saß ihre Gastgeberin an dem Klavier und spielte eine Sonate. Nach einer Weile, als sie der Meinung war, dass sich das Essen genügend gesetzt hatte, ging sie zu einem munteren Walzer über, woraufhin einige Paare zu tanzen begannen.
    Hier in dieser zwanglosen Atmosphäre konnte wohl auch ein Mann wie Caid sich wagen, Lisette zum Tanz aufzufordern. Also ging er zu ihr hinüber und verbeugte sich. Sie kam so bereitwillig in seine Arme, dass er annahm, sie würde ihn wegen der besagten Vorfälle nicht allzu sehr verabscheuen. Während sie ihre Runden auf der Tanzfläche drehten, betrachtete er ihr Gesicht, die zart gewölbten Wangen, das fächerförmige Muster ihrer Wimpern, unter denen sie die Augen gesenkt hielt. Dabei überlegte er krampfhaft, wie er ihr mitteilen sollte, was ihn bewegte, doch ihm fiel nichts Besseres ein, als es geradeheraus zu sagen.
    »Es tut mir Leid, dass Sie heute morgen mit ansehen mussten, wie wir übten.«
    »Warum tut Ihnen das Leid?« Sie schaute überrascht zu ihm hoch, wobei eine leichte Röte ihre Wangen überzog.
    »Wir hatten nicht die Absicht, die zarten Gefühle einer Dame zu verletzen.«
    »Sie denken also, ich sei verletzt gewesen?«
    »Die meisten Frauen würden zumindest so tun.«
    »Ich bin nicht die meisten Frauen.«
    Caid gestattete sich fast so etwas wie ein Lächeln. »Das glaube ich langsam auch.«
    »Was an dem Spektakel war denn angeblich so anstößig, der Fechtkampf oder die etwas ...legere Kleidung?«
    »Beides, könnte ich mir vorstellen. Und ebenso die Gefahr, die immer in der Luft liegt, wenn sich zwei Männer mit tödlichen Waffen gegenüberstehen.«
    »Aber das war doch nur eine Übung, bei der kaum Blutvergießen zu befürchten war!«
    »Auch dabei kann etwas passieren. Es braucht nur der Schutzknopf von einem Florett oder Rapier abzufallen oder das Temperament mit den Kämpfenden durchzugehen und schon ist es geschehen.« Er zuckte mit der Schulter, ganz fasziniert von seiner eigenen Schilderung.
    »Nun, ich habe nichts dergleichen gesehen,« sagte sie bestimmt. »Und ich war auch nicht lange genug da, um etwas wirklich Anstößiges zu bemerken. Um ganz ehrlich zu sein, ich bin froh, dass ich einmal einen Blick auf Ihre geheimnisvolle Betätigung werfen konnte.«
    »Was meinen Sie damit? «
    »Die meisten Frauen fragen sich, was die Männer daran eigentlich so anziehend finden.«
    »Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht ganz folgen.«
    »Wie ließe sich sonst der Aufwand an Zeit und Mühe erklären, den sie treiben, um ihr Können zu verbessern? Ich glaube, das hängt alles mit

Weitere Kostenlose Bücher