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Gefechte der Leidenschaft

Titel: Gefechte der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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abrupt, da ein Mann in der Tür erschien. Er war groß, unbestreitbar gut aussehend und hatte die braune Haut eines Mulatten. Der Besucher trug einen taubengrauen Gehrock mit dunkelgrauen Hosen, eine blassgrau und pfirsichfarben gestreifte Satinweste und ein schneeweißes Halstuch, an dem eine kunstvoll geschnittene Kamee prangte. Er kam zu ihnen herübergeschlendert, schwang einen Stuhl herum und ließ sich rittlings darauf nieder. »Das trifft sich ja gut, meine Freunde«, sagte er und ließ seinen Blick von einem zum anderen schweifen. »Was heckt ihr denn aus? Ihr müsst es mir auf der Stelle erzählen, denn ich schwöre euch, ich sterbe vor Langeweile. Habt keine Angst, dass ich euch verraten könnte, denn dann wäre der Spaß ja vorbei.«
    Der Neuankömmling war Bastile Croquere, stadtbekannt für seine Kameensammlung, seine vollendet elegante Kleidung und sein Geschick im Umgang mit dem Degen. Er besaß ein Studio nahe den Ruinen des St. Louis Hotels. Wie Caid gehört hatte, war er früher für sein aufbrausendes Temperament berüchtigt gewesen, doch mittlerweile hatte er gelernt, seinen Zorn in die Fechtkunst umzulenken. Sein Salon wurde von den jungen Burschen gut besucht, obwohl man ihn, ebenso wie den berühmten Juan Pepe Llulla, nicht zum Turnier zugelassen hatte, da er kein richtiges Diplom vorweisen konnte. Das war besonders schade, denn ein Wettbewerb, an dem diese beiden Männer nicht teilnehmen durften, zählte eigentlich nicht.
    Caid wechselte einen Blick mit Rio und La Roche. Es war ein verführerischer Gedanke, Bastile in ihren Kreis aufzunehmen, da er eine echte Bereicherung wäre. Andererseits war es vielleicht besser, abzuwarten, wie ihr Vorhaben sich anließ, bevor sie andere ins Vertrauen zogen. Unter Umständen konnte er ja später noch mitmachen.
    »Wir reden von Bräuten und anderen Damen«, sagte Rio leichthin. »Sag mal, hast du gestern Abend Madame Calve in der Oper gehört? Ich fand, sie hat keine gute Stimme, aber Mademoiselle Vallier meint, dass ich Unrecht hätte und die Diva vielmehr an einem Frühjahrsschnupfen litt. Wem von uns beiden gibst du Recht?«
    »Madame Calve in ihrer schlechtesten Form ist immer noch besser als alle anderen in ihrer besten«, antwortete Croquere diplomatisch. Dann brachte er die Sprache auf die Rennen, die jetzt bald auf der Metairie-Rennbahn außerhalb der Stadt beginnen würden, und die Gelegenheit war vorbei.
    Es war schon Nachmittag, als Caid zum Stadthaus der Herriots zurückkehrte. Er hatte eigentlich mit Maurelle allein sprechen wollen, doch Solon führte ihn direkt in das hintere Wohnzimmer, wo sich die Hausherrin mit Lisette und einer Modistin beriet. Bei Caids Erscheinen gab sie gerade Anweisungen, wie der Saum von Lisettes Kleid aufzustecken war, während ihr Gast, mit der Schneiderin zu ihren Füßen, auf einem kleinen Brokatfußbänkchen stand.
    »Verzeihung«, sagte er und wandte sich zum Gehen. »Ich komme später wieder.«
    »Nein, nein!«, rief Maurelle und winkte ihn heran. »Sag uns bitte deine Meinung. Findest du nicht, dass dieses Kleid auch ohne Schultertuch gesetzt genug wirkt? Es ist schon schlimm genug, dass die arme Lisette Schwarz tragen muss, da braucht sie nicht auch noch wie eine Nonne auszusehen.«
    Das Kleid war schlicht, aber gut geschnitten, so weit Caid das beurteilen konnte. Es schmiegte sich eng an die schlanke Taille der jungen Dame, die er gerettet hatte, und gab die Wölbung ihres Busens wunderbar wieder. Die dunkle Seide bildete einen auffallenden Kontrast zu ihren weißen Schultern, der weiche Stoff des Rockes ließ die Weichheit des Körpers darunter erahnen und der tiefschwarze Farbton brachte den kastanienbraunen Schimmer ihres Haares zur Geltung. Falls Maurelle mit Schultertuch das Stückchen Spitze meinte, das Lisette an die Brust gepresst hielt, so war es seiner Ansicht nach wirklich überflüssig. Das sagte er auch und hoffte dabei inständig, dass die Fieberglut, die unvermittelt in ihm aufstieg, sich nicht in seiner Stimme niederschlug.
    »Sehen Sie, was habe ich Ihnen gesagt?« Maurelle schnappte sich das Tüchlein und warf es beiseite. »Fragen Sie immer einen Mann, wenn Sie in diesen Angelegenheiten die Wahrheit hören wollen.«
    »Das hätte sie wohl kaum gesagt, wenn ich nicht ihrer Meinung gewesen wäre«, bemerkte Caid mit einem spöttischen Lächeln und schaute Lisette an. »Aber dürfen Sie denn schon auf sein, Madame Moisant? Ich habe erwartet, Sie noch im Bett anzutreffen, mit einem Tablett

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