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Gefechte der Leidenschaft

Titel: Gefechte der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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sie in dem Moment im Stich gelassen hatten, als sie das Haus der Moisants betrat? Da war es doch nur natürlich, dass sie nun ihr Leben führte, als gebe es diese ganze Clique gar nicht. Und hatte sie mit der Einrichtung ihres eigenen Haushalts denn nicht bewiesen, dass sie für sich selbst sorgen konnte?
    Es war ein wenig bewölkt und daher angenehm kühl. Die vom Fluss herüberwehende Brise war frisch, trotz des Geruchs nach Schlamm und verrottenden Pflanzen, die sie mit sich trug, und kleine Windstöße fuhren unter Lisettes Schleier und ließen ihn um ihre Schultern flattern. Aus den Wäldern drang der betörende Duft des gelben Jasmins, der Gesang der Vögel und das gelegentliche Keckern eines Eichhörnchens. Das gleichmäßige Trommeln der Pferdehufe wirkte so einschläfernd auf Lisette, dass sie in eine Art Dämmerzustand versank.
    Der Weg vor ihr war ausgefahren und führte von der Uferstraße weg. Bei ihrer raschen Fahrt hatte sie sich keine Gedanken darüber gemacht, ob sie auf dem schmalen
    Pfad würde wenden können. Endlich zog sie doch die Zügel an, um den Grauen zum Stehen zu bringen, und der Wagen schlingerte, bevor er schließlich zum Halten kam. Unter den gegebenen Umständen schien ihr der Versuch, das Pferd rückwärts gehen zu lassen, nicht ratsam und daher blieb ihr nichts anderes übrig, als ihren Weg fortzusetzen.
    So weit hatte sie eigentlich gar nicht fahren wollen und hätte es auch nicht getan, wenn ihr aufgefallen wäre, wie bald hinter den letzten Ausläufern der Stadt bereits Sumpfgewächse den Weg überwucherten und wie wenige Stellen es gab, die breit genug waren, um den Wagen für die Rückfahrt zu wenden. Ihr kamen Bedenken. Vielleicht hatte Caid Recht und es war wirklich eine närrische Idee allein auszufahren.
    Als sie um eine Kurve bog, die dem Lauf des Flusses folgte, lag vor ihr die Abzweigung zu einem anderen ausgefahrenen, unbefestigten Pfad, der noch weiter vom Ufer fort führte. Mit angehaltenem Atem wählte sie diesen Weg. Wenn sie Glück hatte, führte er ja zu einer Plantage mit einer Auffahrt, auf der sie wenden konnte. Sie ließ den Wallach im Schritt gehen und hielt in dem vor Nässe triefenden Wald nach einer menschlichen Behausung Ausschau.
    Es war nichts zu sehen. Doch da sie nicht wusste, wann die nächste Abzweigung kommen würde, holte sie tief Luft, lenkte den Grauen vorsichtig den steilen Flussdamm hinunter und folgte den Fahrspuren, die sich zwischen den Bäumen verloren.
    Unvermittelt umgab sie die unbewegte, dumpfige Luft des Sumpflandes, in der das Klappern und Quietschen der Kutsche und das gedämpfte Trommeln der Pferdehufe auf dem schwammigen Boden die einzigen Geräusche waren. Der zerfurchte Weg schien einem kleinen Hügelkamm zu f olgen, an dessen Fuß sich morastiges Gelände ausbreitete, bestanden mit Riesenzypressen, Amberbäumen, Ahorn,
    Weiden und vereinzelten Eichen, die auf uralten Hügeln aus Muschelschalen wuchsen. Ein wucherndes Dickicht aus Weinranken und Fächerpalmen, durchzogen von Farnen und Moos, säumte die Wegränder wie eine fast undurchdringliche Wand. Als sich Lisette immer weiter vom Fluss entfernte und noch immer kein Haus in Sicht kam, schwante ihr, dass sie mit ihrer Wahl des Weges alles noch schlimmer gemacht hatte. Hier, wo der Pflanzenwuchs bis dicht an die Wegränder kroch, gab es sicherlich keine Möglichkeit, den Wagen zu wenden.
    Überlegungen schossen ihr durch den Kopf, was sie tun sollte, wenn ein Rad in eines der Schlaglöcher auf dem Pfad geriete und eine Achse bräche, oder wenn der Graue auf die Idee käme durchzugehen. Das Pferd wirkte ein bisschen nervös auf diesem verlassenen Waldweg, vielleicht spürte es ihre eigene Furcht. Es erschrak, als ihm ein Schmetterling um die Nase flatterte, und scheute vor einem umgestürzten toten Baum, der, mit den Wurzeln in der Luft, in Ranken von wildem Wein schaukelte und halb in den kümmerlichen Trampelpfad hineinragte. Dann wieder sträubte sich das Tier, einen stinkenden Wasserlauf -halb Bach, halb Morast - zu überqueren, und musste mit Nachdruck zum Weitergehen gezwungen werden.
    Plötzlich bäumte sich der Wallach im Geschirr auf und stieß ein gellendes, entsetztes Wiehern aus. Lisette stemmte die Füße gegen das Bodenbrett und versuchte mit aller Kraft, ihn zu halten. Dabei hatte sie das Gefühl, als würden ihr die Arme ausgerissen. Mit verrutschter Haube wurde sie auf ihrem Sitz hin und her geschleudert. Trotzdem zwang sie sich, mit ruhiger Stimme auf den

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