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Gefechte der Leidenschaft

Titel: Gefechte der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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»Wahrhaftigkeit sein.«
    Wahrhaftigkeit —auf Französisch verite, doch die Bedeutung war dieselbe. Blackford wollte also schwören, für die Wahrheit einzutreten. Das war eine gute Losung. Caid sah zu Nicholas hinüber, der ihm zunickte, und wandte sich dann wieder dem Engländer zu.
    »Wir treffen uns heute Abend. Es wird eine kleine Zeremonie geben, etwas melodramatisch, aber das gehört nun einmal dazu. Wir geben Ihnen Bescheid.«
    Blackford stand auf. »Zeremonien«, sagte er freundlich, »sind Fixpunkte im Leben. Ohne sie verlieren die meisten Dinge ihre Bedeutung.« Er tippte sich an den Hut. »Bis später.«
    Nicholas blickte dem Engländer stirnrunzelnd nach und fragte dann: »War das klug?«
    »Ich habe keine Ahnung«, erwiderte Caid, »aber es war notwendig oder schien in dem Moment zumindest so.«
    »Ich habe schon Männer kennen gelernt - wie du wohl auch — die maitres d'armes wurden, weil ihnen das ein geeigneter Weg zum Selbstmord erschien.«
    Caid nickte grimmig. »Ich hatte aber nicht den Eindruck, dass es ihm darum geht.«
    »Es zeigt sich meist nicht so offen.«
    »Nein. Aber es gibt auch welche, die wollen einfach das Unrecht wieder gutmachen, das andere begangen haben — oder sie selbst.«
    »Und dürfen sie das? Das ist die Frage.«
    »Hoffen wir, dass es die Einzige ist.«
    Wieder in seinem Studio nahm Caid ein Bad und zog sich eines seiner zwei Dutzend Leinenhemden an, ein Ritual, das immer häufiger erforderlich war, je heißer das Wetter wurde - zuweilen drei- oder viermal am Tag. Während er seine Manschettenknöpfe wechselte, überlegte er, wie er mit Lisette sprechen konnte, ohne ihr die gleiche übertriebene Aufmerksamkeit zu schenken, die er Pasquale vorgeworfen hatte. Schließlich entschloss er sich,
    Maurelle zu besuchen und sich ihr auf Gedeih und Verderb anzuvertrauen.
    Die Dame geruhte, freundlich zu sein. Auf der Stelle schickte sie einen Diener mit einer Nachricht zu Lisettes Stadthaus.
    Kaum eine Stunde später kamen Lisette und ihre Anstandsdame mit raschelnden Seidenröcken in Maurelies Salon marschiert. Mit heiteren Mienen schälten sich die beiden aus ihren Hauben und Schals. »Wir haben es gerade noch vor dem Regen geschafft! Haben Sie gesehen, wie dunkel es geworden ist? Ich hoffe, wir dürfen bei Ihnen Unterschlupf suchen, bis der Schauer vorbei ist.«
    »Aber selbstverständlich, ma chere «, antwortete Maurelle. »Es wird wirklich immer dunkler draußen. War das schon ein Donner? Würde Monsieur O’Neill vielleicht so liebenswürdig sein, ein paar Kerzen anzuzünden?«
    »Mit Vergnügen«, entgegnete Caid, der sich mit dem Ellbogen auf den Kaminsims stützte.
    Lisette fuhr so heftig herum, dass sich ihre Röcke wie eine Krone bauschten. »Monsieur! Ich habe Sie gar nicht gesehen.«
    »Madame.« Mit seiner Verbeugung gestand er ein und verbarg zugleich, dass er sie angestarrt hatte. Sie hatte so frisch und natürlich gewirkt, wie sie sich lachend ein paar Regentropfen von der Wange wischte! Sein Magen zog sich zusammen, als er sah, wie ihr fröhlicher Ausdruck einer gewissen Wachsamkeit Platz machte, doch gleichzeitig drängte es ihn, die Regentropfen auf ihrem Gesicht zu schmecken.
    Auf einmal erschien ihm das Zimmer viel zu warm. Er nahm ein Schwefelhölzchen aus einer Vase auf dem Kamin und riss es an. Dann entzündete er damit die Kerzen in den Leuchtern neben dem Marmorsims.
    »Caid ist schon seit einer Weile bei mir«, sagte Maurelle gelassen. »Könntet ihr euch wohl ein paar Minuten allein beschäftigen? Ich muss nachsehen, ob die Fenster in den anderen Räumen geschlossen sind, und außerdem wird gerade das Essen vorbereitet.«
    Sie wartete die Antwort nicht ab, sondern erhob sich mit träger Anmut und schickte sich an, das Zimmer zu verlassen. An der Tür blieb sie noch einmal stehen und wandte sich um. »Mademoiselle Stilton, wären Sie wohl so liebenswürdig, Ihr Urteil über mein neues Rezept für Krebssuppe abzugeben? Wir werden nur ganz kurz wegbleiben, das versichere ich Ihnen. Und überdies ist bei einer Witwe die ständige Anwesenheit einer Anstandsdame nicht im gleichen Maße erforderlich wie bei einem jungen Mädchen, finden Sie nicht auch?«
    Das war mehr, als Caid erwartet hatte. Er warf Maurelle einen dankbaren Blick zu und erntete dafür eine Grimasse, die sowohl Belustigung als auch Missfallen ausdrücken konnte. Im nächsten Moment war er mit Lisette allein.
    »Sie hätten sich dieses Theater ersparen und einfach in die Royal Street kommen

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