Gefechte der Leidenschaft
paarweise mit Schlagsahne zusammengeklebt und, mit Schokolade und Puderzucker bestreut, in der Form eines Dreispitzes angerichtet wurden. Die beiden Männer hielten Tassen mit heißem, schwarzem Kaffee in der Hand. Nicholas nippte daran und verzog das Gesicht. Dann setzte er die Tasse ab und schaufelte Zucker aus der Dose in das tintenschwarze Gebräu.
»Ich verstehe nicht, wie du das tun kannst«, sagte Caid befremdet.
»Mit dem Löffel«, gab der Italiener zurück und schwenkte das besagte Instrument.
»Eines Tages wirst du maßlos dick und zahnlos sein.«
»Aber glücklich.« Nicholas probierte den gesüßten Kaffee und seufzte zufrieden. »So. Hast du schon die letzten Neuigkeiten über das assa ut d'armes, das Turnier, gehört?«
»Ja, falls du damit meinst, dass es im alten St.-Philips-Theater stattfinden soll.«
»Eine scheußliche Bude, soweit ich sehen konnte. Mindestens dreißig Jahre alt, zugig und mottenzerfressen. Die Bretter, die bei den Quadronenbällen als Tanzboden über das Parkett gelegt wurden, sollen ganz verzogen sein. Da wird man sicher stolpern, wenn man nicht aufpasst.«
Caid zog eine Grimasse. »Das hast du sehr gut beobachtet. Danke für die Warnung. Hast du dich schon angemeldet?«
»Alles ganz offiziell. Und du?«
»Ebenfalls. Ich habe gehört, die Reihenfolge der Kämpfe wurde bereits ausgelost.«
Nicholas nickte nur und sie ließen das Thema auf sich beruhen. Ihnen war klar, dass sie bei diesem Turnier vielleicht gegeneinander würden antreten müssen, doch das machte ihnen nichts aus. Sie hatten sich bereits ein-, zweimal in freundschaftlichem Kampf gemessen und hatten beide einen gesunden Respekt vor der Fechtkunst des anderen. Dennoch sahen sie keine Notwendigkeit, dieses doch etwas heikle Thema auszuwalzen.
Caid verspeiste seinen Napoleon mit wenigen Bissen und spülte ihn mit einem großen Schluck Kaffee hinunter. Als er sich die Finger an der Serviette abwischte, fiel sein Blick zufällig auf einen Mann, der langsam die Straße herunterkam. Er war stattlich und makellos gekleidet. Zu einem Rock in sattem Blau trug er ein weißes Halstuch, eine hellblaue Weste und graue Hosen und spazierte den Bürgersteig entlang, als gehöre er ihm. Er wirbelte seinen
Ebenholzstock herum, verbeugte sich tief vor den Damen, ein bisschen weniger tief vor dem vorbeigehenden Priester und nickte dem Ladeninhaber, der müßig in seiner Tür stand, freundlich zu. Dabei pfiff er gekonnt eine Melodie vor sich hin, die Caid als Greensleeves erkannte. Wie er so vom Schatten ins Sonnenlicht trat, schimmerte seine ganze Gestalt wie kostbares, poliertes Silber.
»Der Engländer«, sagte Caid und machte eine deutende Geste mit dem Kopf.
Nicholas folgte seinem Blick und verzog die Lippen zu einem schiefen Lächeln. »Blackford heißt er, glaube ich. Willst du auch ihn aus der Nähe der holden Madame Lisette verscheuchen?«
Caid fand das gar nicht witzig. »Wenn es sein muss, ja.«
»Ich vermute, er hält sich nicht für inakzeptabel.«
»Dann sollte er sich an die hiesigen Sitten und Gebräuche anpassen.«
»Mein Freund«, entgegnete Nicholas und sein Lächeln verblasste, »ich rate dir, dich zu mäßigen. Nicht jeder ist bereit, auf deine Bedenken Rücksicht zu nehmen.«
Caid wusste, dass diese Warnung berechtigt war, doch ob er sie auch beachten würde, stand auf einem anderen Blatt.
Blackford war lässigen Schrittes so nahe herangekommen, dass er nun entweder um ihren Tisch herumgehen oder stehen bleiben und sie begrüßen musste. »Was für ein Zufall, Gentlemen«, sagte er, als er bei ihnen angelangt war.
»Setzen Sie sich doch bitte zu uns«, erwiderte Nicholas leichthin.
Mochte er die Tatsache auch bedauern, so wusste Caid doch, dass es die Höflichkeit erforderte, ihn einzuladen, und so fügte er hinzu: »Ja, nehmen Sie Platz.«
»Ich möchte keinen Kaffee, würde mich aber wohl ein wenig ausruhen, wenn es Ihnen Recht ist.« Blackford setzte sich, legte beide Hände auf den Knauf seines Spazierstocks und fuhr fort: »Es gibt etwas, worüber ich mit Ihnen beiden gern sprechen würde, jetzt, da wir einmal unter uns sind.«
»Und das wäre?« Caid wechselte einen schnellen Blick mit Nicholas, doch dessen Gesicht war ebenso ausdruckslos wie sein eigenes.
»Geschichten, Andeutungen, Vermutungen - mit einem Wort, Gerüchte, bei denen es sich vielleicht um ausgemachte Lügen handelt.«
»Aber sie beziehen sich doch wohl nicht auf einen von uns?«, fragte Caid mit sanfter Stimme.
»So
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