Gefechte der Liebe: Roman (German Edition)
wenn er sie als seine Gefangene betrachtete, würde er seine wohlverdiente Strafe erhalten, sobald sie mit ihrem Vater gesprochen hatte. Sie trank noch einen Schluck. Es beruhigte ein wenig ihren Ärger darüber, dass er sie so besitzergreifend umschlungen hielt. Sie fühlte sich vorgeführt, und das entsprach auch den Tatsachen. Der Hauptmann zog viel zu viele Blicke auf sich, und dadurch eben auch auf sie. Anscheinend wollte er, dass die Leute sich in seiner Gesellschaft wohlfühlten. Es schien auch zu funktionieren – er erntete Grüße und freundliche Blicke –, aber die Leute wussten dennoch, wer er war.
»Bist du hier, um das Fest zu beaufsichtigen oder um jemanden zu treffen, oder darfst du es mir nicht sagen?« Er antwortete nicht, was einer Antwort gleichkam, also fügte Alana hinzu: »Wenn du dich wirklich unters Volk mischen willst, warum machen wir dann nicht eines von diesen Spielen?«
»Welches möchtest du denn ausprobieren?«
»Ich? Ich würde das Pistolenschießen bevorzugen, und ich würde auch gewinnen. Aber ich vermute, den Männern ist es nicht recht, geschlagen zu werden – und das von einer Frau.«
»Das stimmt. Es ist in Ordnung, wenn Frauen mit ihren Fähigkeiten angeben, aber nur in der Küche – und im Schlafzimmer.«
»Also bitte!«, entgegnete sie trocken. »Du hast schon wieder den Barbaren hervorgekehrt. Das ist wirklich eine sehr schlechte Angewohnheit von dir.«
»Ich selbst zu sein? Interessant! Aber um den anwesenden Männern die Peinlichkeit zu ersparen, kann ich ja auch für dich bei irgendetwas mitmachen. Was schlägst du vor?«
Sie blickte sich zweimal um, und jedes Mal wurde ihr Blick von der Ringer-Plattform angezogen, auf der zwei Männer mit nacktem Oberkörper miteinander kämpften. Ja, dort oben wollte sie ihn sehen!
Sie nahm noch einen Schluck Bier und zeigte auf die Plattform. »Das ist doch etwas für dich. Zeig ihnen, wie es geht!«
»Zu einfach.«
»Oho!« Sie lachte. »Ein Barbar und auch noch ein Aufschneider?«
Christoph hob eine Augenbraue. »Bist du nach dem bisschen Bier schon betrunken?«
»Nicht dass ich wüsste, ich war noch nie betrunken. Aber du hast gesagt, ich darf mir etwas aussuchen, und das habe ich getan. Und jetzt will ich sehen, aus welchem Holz der Herr Hauptmann geschnitzt ist.«
Er lachte. »Eine Herausforderung, die ich annehmen muss? Na schön.« Er ging auf die Plattform zu.
»Ich nehme an, das Ziel ist, den anderen Mann von der Plattform zu stoßen?«
»Genau.«
»Na dann – viel Glück!«
»Du meinst, ich brauche Glück?«
»Das wirst du schon brauchen, wenn ich mit dir dort hinaufsteige«, sagte eine Männerstimme von hinten.
Beide drehten sich um – Alana hatte allerdings keine Wahl, da Christoph seinen Arm so eng um sie gelegt hatte. Der Mann, der sich ihnen genähert hatte, war blond, braunäugig und gut aussehend, so groß wie Christoph und etwa im selben Alter. Anscheinend nahmen auch Adlige an diesen Volksfesten teil, denn die feine Kleidung des Mannes sprach für sich. Er hatte nicht nur eine, sondern gleich zwei junge Frauen im Arm, eine auf jeder Seite.
»Schön, dich wiederzusehen, Christo«, sagte der Mann sarkastisch. »Aber ich fürchte, wenn du auf Rebellenjagd bist, wirst du hier wenig Spaß haben. Hier sind nur gute Leute, die loyal gegenüber Frederick sind.«
»Und du? Es gibt verschiedene Möglichkeiten, einem König gegenüber illoyal zu sein, Karsten.«
Die Anspannung zwischen den beiden stieg, Karsten machte ein finsteres Gesicht angesichts Christophs Bemerkung. »Was willst du mir damit sagen?«
»Sehe ich aus, als sei ich heute im Dienst?«, konterte er. »Ich war nur neugierig, nachdem ich so Großes von dir gehört habe, ob du wirklich begonnen hast, ein bisschen Verantwortung für deine Familie zu übernehmen. Das letzte Mal, als ich dich gesehen habe – wann war das doch gleich, vor zwei Jahren? –, warst du jedenfalls noch dabei, dich durch deine Zwanziger zu zechen.«
Karsten lachte. »Und du nicht?«
Christoph zuckte mit den Achseln. »Ich habe die meiste Zeit im Palast verbracht. Aber wenn ich nicht im Dienst bin …«
Er beugte sich zu Alana herab und küsste ihren Nacken. Es kostete sie alle Willenskraft, nicht zu erröten und ihre Hand auf seine Wange zu legen, als würde sie seine Zuwendung begrüßen. Doch damit zog sie Karstens Aufmerksamkeit auf sich.
Der junge Adlige blickte sie interessiert an und fragte Christoph: »Wer ist denn deine neue Gespielin?«
»Sie ist
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