Gefechte der Liebe: Roman (German Edition)
guten Händen.«
Kapitel 36
C hristoph ging zur Tür hinaus, mit jeder Faser seines Körpers ganz der Hauptmann im Dienst, um sich seiner unangenehmen Aufgabe zu widmen. Alana hätte ihn dennoch lieber begleitet. Es machte ihr nichts aus, fremde Menschen kennenzulernen, aber diese Leute waren seine Verwandten. Ob sie wohl dieselben barbarischen Tendenzen aufwies wie er? Seine Mutter natürlich nicht, aber die restliche Familie? Er war immerhin in diesem Haus aufgewachsen, wo sonst also hätte er ein solches Benehmen lernen sollen?
Aber Ella Becker schenkte ihr einfach nur ein warmes Lächeln, und sofort fühlte Alana sich wohler. Ella sah nicht anders aus als die meisten anderen Engländerinnen ihres Alters, denen Alana in London begegnet war. Ihr hellbraunes Haar war sorgsam frisiert, und das lavendelfarbene Tageskleid entsprach der aktuellen englischen Mode. Christophs Mutter war nicht größer als Alana und hatte genauso dunkelblaue Augen wie Christoph. Ansonsten konnte Alana keinerlei Ähnlichkeit zwischen Mutter und Sohn feststellen.
Ella führte Alana ins Wohnzimmer, wo ein Kaminfeuer loderte. Hier war es so warm, dass sie ablegen konnte. Der Raum war in englischem Stil eingerichtet, mit Tischen und Schränken aus dunklem polierten Holz, die Sessel und Sofas waren mit beigefarbenem und dunkelbraunem Brokat überzogen.
Alana fiel erst wieder auf, dass sie sich in einem fremden Land befand, als sie bemerkte, dass eine ganze Wand mit einem Mosaik dekoriert war. Es zeigte ein Panoramabild der Hauptstadt im Sommer. Sie fand es atemberaubend schön. Die Fenster des Raumes waren von Samtvorhängen mit Quasten umrahmt und boten einen Ausblick auf die schneebedeckte hügelige Landschaft. Die steileren Berge waren ebenfalls nicht weit entfernt.
Über dem Kamin hing ein Familienporträt. Alana fragte sich, ob Christophs Großmutter es wohl gemalt hatte. Sie erkannte Ella und Hendrik, die beide damals noch um einiges jünger gewesen waren. Es gab noch zwei weitere Männer, eine viel ältere Frau und einen kleinen Jungen – blond, blauäugig und hübsch. Sie zweifelte nicht, dass das Christoph sein musste. Es fühlte sich etwas seltsam an, ihn als Kind zu sehen.
Alana riss sich von dem Porträt los und setzte sich, aber kaum hatte sie es sich bequem gemacht, fragte Ella schon frei heraus: »Ist es etwas Ernstes zwischen Ihnen beiden? Ich gehe davon aus, wenn Christo Sie schon zu uns nach Hause bringt.«
Eine ziemlich logische Frage, nach dem, was Hendrik bereits geäußert hatte, als er sie beim Küssen erwischt hatte. Alana schaffte es immerhin, nicht wieder zu erröten. Aber was sollte sie jetzt nur antworten? Christoph hatte ihr nicht gesagt, dass sie frei sprechen könnte.
»Nein, nein, wir haben nur wegen des Schneesturms hier angehalten. Er begleitet mich weiter hinauf in die Berge zu einem Chalet.«
»Zum Chalet des Königs?«, erkundigte Hendrik sich, der gerade eintrat.
Alana musste verwundert blinzeln ob seiner korrekten Annahme, aber Ella lachte nur. »Sie brauchen nicht überrascht zu sein. Die Adligen leben nicht so weit oben, sondern am Fuße der Hügel. Ihre Ländereien erstrecken sich bis in die fruchtbaren Täler hinunter. Nur der König besitzt Land so hoch oben in den Bergen. Es ist nichts anderes als ein Rückzugsort.« Dann runzelte Ella die Stirn. »Entschuldigen Sie meine Direktheit, aber hat Frederick jetzt doch eine neue Mätresse?«
»Nein!«, keuchte Alana. »Also, zumindest nicht dass ich wüsste. Ich habe den König noch nie gesehen.«
»Gut. Es würde mir nämlich überhaupt nicht gefallen, wenn der Aufstand im Land ihn dazu zwingen würde, mit so verzweifelten Maßnahmen für einen Thronfolger zu sorgen – und das, obwohl die Königin gar nicht unfruchtbar ist. Sie hatte einfach nur verdammtes Pech mit ihren Schwangerschaften. Es tut mir so leid für sie. Genauso ein Pech hatte ich auch, nach Christophs Geburt – bis vor kurzem.« Sie beendete den Satz mit einem Lächeln.
»Vor kurzem?«
»Christophs Bruder Wesley ist noch keine drei Jahre alt. Er kam ziemlich unerwartet, nachdem Geoffrey und ich schon lange aufgegeben hatten, noch ein Kind zu bekommen.«
Zwanzig Jahre Unterschied zwischen zwei Brüdern? Erstaunlich, dachte Alana. Man würde sie für Vater und Sohn halten und nicht für Geschwister.
»Ihr Akzent ist mir vertraut«, fügte Ella hinzu. »Sie sind Engländerin, nicht wahr?«
»Genau wie Sie. Ich bin dort aufgewachsen, ja.«
»Und was führt Sie so weit von
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