Gefuehlsecht
schmeckt echt genial.«
7
Ich habe noch nie etwas Verbotenes getan
Die Sache mit dem Sex ist so eine Sache. Wann ist Sex gut? Und wann ist er schlecht? Eigentlich schlafe ich gerne mit Jürgen. Ich meine, Jürgen macht seine Sache eigentlich gut. Aber eben nur »eigentlich«. Natürlich weiß er, dass meine Klitoris nur kirschkerngroß ist und die weibliche Anatomie aus vier Schamlippen besteht. Das wissen angeblich die wenigsten Männer. Habe ich mal in einer Frauenzeitschrift gelesen, in einem Artikel über vorgetäuschte Orgasmen. Nur dreißig Prozent aller Frauen sollen beim Sex einen Orgasmus bekommen. Jürgen ist nicht doof. Außerdem denkt er sehr wissenschaftlich. Er informiert sich immer gründlich, bevor er irgendwas tut. Er weiß ganz genau, wie ein weiblicher Körper funktioniert.
Vielleicht ist es manchmal genau das, was mich daran so stört. Das ist irgendwie schwer zu erklären und vielleicht bin ich ja wirklich total bescheuert. Erst beschwere ich mich darüber, dass Jürgen mir einen Heiratsantrag gemacht hat, und jetzt fange ich an zu jammern, weil er genau weiß, wie er mir einen Orgasmus verschaffen kann. Jürgen ist ein Gentleman. Es würde gegen seine Ehre gehen, wenn er vor mir kommen würde. Eigentlich müsste mich das doch schon glücklich machen. Immerhin gehöre ich zu den dreißig Prozent der Frauen, die einen Orgasmus bekommen und ihrem Kerl nichts vorspielen müssen. Wenn es nicht immer so verdammt mühsam wäre!
Nämlich dann, wenn Jürgen mich mit seiner Hand streichelt. Und zwar in einer immer schneller werdenden Bewegungsabfolge, sodass ich ab einer gewissen Geschwindigkeit ganz genau weiß: Jetzt soll ich kommen, jetzt ist es gleich so weit. Würde ich ja dann auch gerne, wenn Jürgen nicht immer seinen Johann – so hat er ihn getauft – in mich reinstecken würde, sobald ich kurz davor bin. Dann wird es anstrengend. Weil ich mich dann immer so biegen muss, dass Johann meine empfindlichen Stellen auch außen trifft. Meinen G-Punkt habe ich leider noch nicht gefunden. Wäre der liebe Gott eine Frau, hätte sie die Klitoris bestimmt nach innen gepackt. Witziger Gedanke. Alle Menschen haben zumindest eins gemeinsam: Sie sind aus einem männlichen Orgasmus entstanden.
Wenn Jürgen so weit ist, fängt er an zu sprechen. »Ich liebe dich, komm jetzt, ja, schön, gut machst du das!« Was ich daran gut machen soll, das verstehe ich ehrlich gesagt nicht, weil ich in diesem Moment eigentlich gar nicht viel mache. Außer natürlich, dass ich Jürgen machen lasse. Und mich etwas verbiege. Aber ich weiß, dass ich mich dann beeilen muss. Ein »Ich liebe dich« im Bett heißt also so viel wie »Ich komme gleich. Könntest du dich bitte etwas beeilen?«
Es wäre schön, würde Jürgen mich mal bis zum Ende streicheln, einfach nur für mich. Und dazu eine Liebeserklärung ohne Johann in mir! Aber das würde ja bedeuten, dass ich Johann gar nicht brauche und damit könnte er wahrscheinlich nicht so gut leben. Ich habe sogar schon versucht, Jürgen auszutricksen und habe so getan, als ob ich noch nicht so weit bin. Damit er mich noch weiterstreichelt und ich dann einfach heimlich kommen kann. Doch leider kann ich mich nicht gut verstellen. Jürgen hat es sofort gemerkt.
»Babsi, stimmt etwas nicht? Geht es dir nicht gut?«, fragte er besorgt.
»Doch, doch, alles in Ordnung. Ich dachte nur, du könntest … noch ein wenig weitermachen.«
»Wieso? Spürst du mich denn nicht gerne in dir?«
Mann, ob es am Grappa liegt, dass ich so komische Gedanken habe? Ich weiß noch, wie wir einmal in der Fußgängerzone bummelten und plötzlich an einem Sexshop vorbeikamen. Jürgen ist das ganze Gesicht entgleist, als ich ihn, nur so aus Spaß, zum Schaufenster hingezogen habe.
»Guck mal, die vielen bunten Dildos. Wollte ich schon immer mal ausprobieren. Schenkst du mir einen?«
Jürgen wäre damals fast gestorben. »Reiche ich dir etwa nicht mehr?«, fragte er betroffen.
Daraufhin hat er fast eine ganze Woche nur das Nötigste mit mir gesprochen. Ich glaube, er hat sämtliche Schubladen und Kisten nach seiner Konkurrenz aus Plastik oder Gummi durchwühlt. Jürgen war erst beruhigt, nachdem er definitiv nichts gefunden hatte. Wenn er wüsste, was ich ab und zu in der Badewanne veranstalte, würde er wahrscheinlich das Wasser abstellen, wenn ich alleine zu Hause bin. Einmal Baden kostet zwei Euro, wie schon erwähnt. Was kostet eigentlich ein Dildo? Vielleicht wäre das auf Dauer ja viel
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