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Gefuehlsecht

Gefuehlsecht

Titel: Gefuehlsecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Russo
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vielleicht Ehefrau und Mutter werden – und das beides auf einmal.
    Ich bin ja gerne die Überbringerin guter Botschaften. Früher wollte ich sogar mal Lottofee werden. Einen kurzen Moment überlege ich, ob ich Maja noch ein wenig zappeln lasse. Immerhin habe ich wegen ihr kein Handy mehr, mein Laptop ist im Arsch und meinen Bruno werde ich bestimmt auch nie wiedersehen – es sei denn, mein Telefon mitsamt der eingespeicherten Nummern taucht wieder auf.
    »Wie heißt Victor eigentlich wirklich mit Nachnamen?«
    »Hrachoniva.«
    »Wie?«
    »Hrachoniva. Das kommt aus dem Tschechischen und bedeutet Erbsenschote.«
    Ich grinse und lege Maja das Handy genau unter die Nase. »Na, dann lies mal, du zukünftige Frau Erbsenschote.«



20
    Bruno gesucht

    Mein Handy bleibt verschwunden. Mit Sicherheit werde ich es niemals wiedersehen. Und Brunos Telefonnummer damit auch nicht. Und für das Ersatzhandy musste ich auch noch 79 Euro bezahlen. Wenigstens bin ich ab jetzt wieder erreichbar. Nur meine Kontakte sind fast alle futsch. Warum habe ich blöde Kuh ihm nicht bei unserem letzten Treffen wenigstens meine Nummer gegeben? Dann hätte ich mir das Wochenende nicht in dem Restaurant um die Ohren hauen müssen, in dem ich damals das Schnitzel gegessen habe. In der Hoffnung ihn auf der Straße vorbeigehen zu sehen, habe ich einen Milchkaffee nach dem anderen getrunken und die Zeitung, natürlich die FAZ , mindestens zehnmal gedreht, geblättert und gewendet. Ich habe dreimal so getan, als ob ich den Finanzteil lesen würde. Dann habe ich mich der Politik und dem Feuilleton gewidmet. Dort habe ich einen Artikel gefunden, der mich wirklich interessiert hat. Über irgendwelche spanischen Politiker, die sich nackt ausgezogen haben, nur um zu zeigen, wie sie wirklich sind. Mit vollem Körpereinsatz. Nur Bruno habe ich nicht wiedergesehen.
    Bevor ich mich mittags in dem Restaurant häuslich niedergelassen habe, habe ich am frühen Morgen den Computer angeworfen und die Worte »Bruno«, »Tischler«, »Möbel« und »Schreiner« in die Suchmaschine eingegeben. Dabei habe ich einen Bruno Tischler in Wismar gefunden und eine ganze Menge Brunos, die wirklich und wahrhaftig Tischler sind. Aber keinen in meiner Nähe.
    Daraufhin habe ich mir am Montagmorgen sämtliche Tischlereien und Schreinereien aus den Gelben Seiten vorgenommen. Und Dutzende Male ins Telefon geflötet: »Entschuldigen Sie, ich suche Bruno. Arbeitet bei Ihnen zufällig jemand, der so heißt?« Das war sehr anstrengend. Besonders wenn ich Männer am anderen Ende der Leitung hatte. »Hier gibt es keinen Bruno, wie wäre es mit einem Hubert?« Oder: »Ich kann dir einen Michael, einen Frank und einen Friedrich bieten.«
    Nach dem fünfundvierzigsten Anruf hatte ich dann die Nase voll. Da hatte ich eine Frau am Apparat, die im Büro der Werkstatt arbeitete. Für ihren Ehemann, der Bruno heißt und dort der Chef war. Ich glaube nicht, dass das die richtige Adresse war. Die Frau hat sich angehört, als wäre sie mindestens sechzig. Mir war auf jeden Fall total peinlich, als sie wissen wollte, was ich von ihrem Mann will und ich habe einfach aufgelegt. Hoffentlich denkt sie jetzt nicht, ihr Ehemann hätte irgendetwas angestellt. Hoffentlich ist »mein Bruno« nicht verheiratet oder lebt in fester Beziehung und ist auf der Suche nach etwas Abwechslung, wobei ich das ja eigentlich auch tue.
    Egal, ich brauche Gewissheit. Jetzt bleibt mir nur noch das La Luna . Vielleicht kennt ihn da irgendjemand. Immerhin kam der Tipp dorthin zu gehen, ja von ihm. Ich habe Maja genötigt, mit mir sobald wie möglich dort Cocktails trinken zu gehen und die Lage auszukundschaften. Alleine in einem Restaurant zu sitzen kann ab und zu ganz cool und witzig sein. Hingegen alleine in einer Bar herumzuhängen ist unmöglich. Schon gar nicht als Frau. Also muss Maja dran glauben. Immerhin kann ich ihr die Schuld daran geben, dass aus Bruno und mir nichts geworden ist. Ihr und natürlich Victor.
    Zwischen den beiden ging es noch richtig zur Sache. Maja war stinksauer, dass er ihr nicht von Anfang an die Wahrheit gesagt hat. Und mir kommt es immer noch mehr als komisch vor. Wer weiß, was er ihr demnächst noch so alles offenbart. Aber Maja war diese Lüge eben lieber als der Gedanke, Victor hätte überhaupt kein Interesse mehr an ihr. Letztendlich war der ausschlaggebende Grund, warum Maja sich dann doch noch mal mit Victor getroffen hat, die Tatsache, dass sie schlicht und ergreifend immer noch in ihn

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