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Gefuehlsecht

Gefuehlsecht

Titel: Gefuehlsecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Russo
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Barbie. Obwohl ich jetzt eine mit Glitter habe. Mir reicht es.
    Maja lacht mich an. »Was hast du, macht doch Spaß!«
    »Guck dir das doch nur an. Ich habe keine Lust mehr. Das bringt doch sowieso nix. Sieh dir mal die ganzen Idioten an, die hier gemailt haben, was die allein schon für Namen haben!«
    »Komm, hab ein wenig Geduld. Bestimmt ist der Richtige dabei. Warte ab!« Maja nimmt mir die Maus aus der Hand und klickt auf die nächste Mail. Der Absender heißt Gänseblümchen0409 . Seine Nachricht ist ganz kurz:
Hi,
habe einen Bruder, auf den die Beschreibung passt.
Viele Grüße Toni
    »Liebelein, guck doch mal. Das könnte passen. Bruno und Toni. Hat Bruno dir erzählt, wie seine Brüder heißen?«
    »Nein. Aber frag ihn, ob seine Mutter mal ein Glas Nutella in der Mikrowelle hat explodieren lassen. Vielleicht antwortet er ja darauf.«
    »Okay, mach ich. Zuerst guck ich aber die ganzen restlichen Mails für dich durch. Dann habe ich wenigstens heute Abend was zu tun. Bin nämlich bei Victor und der bringt zwischen acht und neun Nadja ins Bett. Mit Vorlesen und so. Weißt du was? Jetzt fahren wir zu Ikea, eine Portion Köttbullar essen. Was hältst du davon?«
    »Und Zimtschnecken. Und ein Stück schwedische Mandeltorte. Gute Idee. Ich wollte mir sowieso einen neuen Tisch fürs Wohnzimmer kaufen. Jürgen hat das blöde Ding übrigens immer noch nicht abgeholt.Und eine neue Lampe brauche ich auch.«
    »Dann pack ihn auf den Sperrmüll. Oder wir zersägen den Tisch und schicken ihm die Einzelteile.«
    »Nee, ich mach mir doch keine Arbeit mehr wegen dem. Wenn er ihn nicht bald holt, schmeiß ich ihn einfach aus dem Fenster. Du kannst ja dann Wache stehen, damit ich keinen mit der Ladung treffe.«
    »Okay, aber wenn Jürgen zufällig vorbeikommt, lass ich ihn reinlaufen, ja?«
    »Damit ich auch noch wegen versuchten Mordes verhaftet werde? Kommt gar nicht infrage!«
    »So gefällst du mir, Puppe. Wir lassen uns nicht unterkriegen. Niemals. Schon gar nicht von einem Kerl, versprochen?«
    »Versprochen.«



33
    Ich verzeihe Jürgen und wünsche ihm ein paar fette Pocken an den Arsch

    Eigentlich habe ich ja gar nichts gegen Jürgen. Trotzdem will ich nicht immer an ihn denken, nur weil ich das Licht anmache. Die neue Lampe und der Tisch machen sich gut im Wohnzimmer. Ich habe Jürgen noch eine SMS geschickt und ihn gefragt, wann er den ollen Couchtisch abholt, aber Jürgen hat bisher nicht geantwortet. Erst sind alle Kerle wie wild hinter mir her und dann sind plötzlich alle weg. Auch Bruno bleibt verschwunden und sogar Ben Kreischmann hat aufgehört, mich mit sorgsam formulierten Kurznachrichten zu bombardieren. Das kann ich ja noch nachvollziehen, immerhin habe ich auf keine seiner Mitteilungen reagiert. Doch dass Jürgen sich nicht meldet, verstehe ich nicht. Natascha Anastasia in allen Ehren, er hätte wenigstens aus Anstand antworten können, dass ich den Tisch behalten oder ihn wegschmeißen kann, irgendwas. Er ist doch sonst immer so pflichtbewusst. Na ja, vielleicht hat seine Mutter ihm ja den Kontakt zu mir untersagt? Jetzt, wo er eine Adelige hat? Was soll’s.
    Und Bruno? Der hat die Anzeige entweder nicht gelesen oder er will mich nicht. Maja hat insgesamt 234 Mails geprüft und eine Menge Spaß mit der Sichtung gehabt. Es waren fast alles Idioten. Ein paar nette Typen seien auch dabei gewesen, hat sie so ganz unauffällig angemerkt. Aber auf irgendwelche neuen Bekanntschaften habe ich überhaupt keine Lust. Meinen Bruno hat sie auf jeden Fall bisher noch nicht gefunden. Manche Dinge bleiben eben doch dem Schicksal überlassen.
     
    Heute ist der 6. Dezember. Und es ist Samstag, halb zwölf. Das war sonst immer die Zeit, in der Jürgen und ich unsere Wochenendeinkäufe bereits hinter uns gebracht hatten. Samstags müsse man seine Einkäufe bis zum Mittag erledigt haben, und zwar komplett mit Hochschleppen, Auspacken und Einräumen, damit man die restliche Zeit sinnvoll für andere Dinge nutzen könne, meinte Jürgen immer. Ich habe das nie wirklich verstanden, denn Einkaufen ist für mich eine der sinnvollsten Beschäftigungen überhaupt. Ich meine, früher sind die Kerle ja auch auf die Jagd gegangen, damit niemand verhungert. Heute geht man eben einkaufen. Ist doch nützlich!
    Als Single darf man selbst bestimmen, welche Dinge sinnvoll sind oder wann man diese für sinnvoll hält. Das gefällt mir. Komisch, da habe ich vier Jahre mit Jürgen zusammengelebt und jetzt ist er weg und er fehlt mir

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