Gefühltes Herz - sieben homoerotische Geschichten
mich erregte, doch auch Panik auslöste. Ein komisches, gemischtes Gefühl, dass mich erzittern ließ. Und dann sah er mir in die Augen, ein sanftes Lächeln überzog sein Gesicht und er nickte. So eine simple Geste, die mehr als tausend Worte sagte.
Bastian
Ich wusste, dass Leonard hier war, hatte es mit einkalkuliert und freute mich ihn zu sehen. Seit gestern war mir so einiges durch den Kopf gegangen. Seine Reaktion hatte in mir Fragen aufgeworfen und ich ahnte, mit meiner Vermutung recht zu haben. Irgendwas war passiert, was in ihm diese Reaktionen hervorrief. Man konnte mich einen Idioten nennen, dass ich die Wohnung, gegen jede Warnung meines Verstands angenommen hatte.
Aber irgendwas in mir hatte Leonard ausgelöst, dass ich in seiner Nähe sein wollte. Ich kam nicht dagegen an, das war mir bewusst. Meine Gefühle für diesen rüpelhaften Kerl, der mir gestern ein stattliches Veilchen verpasst hatte, waren seit einem Jahr penetrant in mir verankert. Ich hasste und genoss es zugleich. Als Chris mir gestern mitteilte, dass Leonard schon umziehen wollte und Lars dessen Hilfe dafür brauchte, wäre ich am liebsten auch mitgekommen, doch getraut hatte ich mich nicht.
Wer hätte schon sagen können, wie Leonard reagieren würde? So hatte ich wach im Bett gelegen und mich gefragt, was genau passiert sein konnte. Es gab einige Möglichkeiten, von einem Überfall bis zu einem Missbrauch, doch konnte ich mir keins wirklich vorstellen. Leonard war ein stattlicher Mann und konnte sich wehren.
Man sah ihm seine sexuelle Veranlagung nicht an und ich wusste von Freunden, dass er es auch nicht an die große Glocke hing, auch wenn er es nicht verleugnete. Leonard war kein Paradiesvogel, wie es so manche in unseren Kreisen gab, also was sollte passiert sein?
Ohne eine Antwort hatte ich mich am Abend noch auf zum Baumarkt gemacht, um mir Mal-Utensilien zu besorgen. Es war wohl die beste Ausrede in der Wohnung aufzutauchen und gleichzeitig auch etwas produktiv zu sein. Ich hatte den Vertrag eine Stunde nach meiner Begegnung mit Leonard unterschrieben und auch gleich den Schlüssel erhalten, somit stand meinem Vorhaben nichts im Wege.
Leonard erwiderte mein Nicken und doch sah ich seine Hand, die die Flasche fest umschloss. Es kam einer Erwürgung gleich, wenngleich es kein wirkliches Opfer gab. Löste ich diese Reaktion aus? Ich wusste es nicht und hoffte inständig, dass die Antwort Nein war. In mir brannte es, ihn anzusprechen, doch was ich sagen sollte, war mir nicht klar. Ein einfaches Hallo war sicher nicht das Richtige, somit blieb ich stumm.
Gerade hatte ich meinen Blick von ihm genommen, als ich sein Räuspern vernahm. „Bastian, wenn es nicht zu viel verlangt ist, könnte ich dich vielleicht bitten, mit anzupacken? Ich bekomme mein Bett nicht alleine aufgebaut und möchte Lars und Chris nicht nerven, nach gestern.“ Ehe ich antworten konnte, bewegte sich mein Kopf schon zu einem Nicken. Vielleicht auch besser so, mein Ton wäre sicher von Freude geschwängert gewesen.
Leonard lächelte erfreut, stellte sein Bier ab und ging über die Balkontür nach drinnen, um mir zu öffnen. Ich vermied jegliche Berührung, versuchte nicht allzu dicht an ihn zu kommen, während wir das Bett aufbauten. Manchmal war es unvermeidlich, dicht aneinander zu gehen, doch ließ ich ihn den Schritt tun und das schien Leonard weniger zu stören als eine Berührung von meiner Seite.
Ein ziemlich seltsames Verhalten, aber ich nahm es hin, was blieb mir auch sonst übrig und auf ein weiteres blaues Auge war ich wirklich nicht scharf. Zumindest schien sein Verhalten wirklich nichts mit mir zu tun zu haben, was mich sehr beruhigte. Innerhalb von einer Stunde stand das Bett, war mit Lattenrost und Matratze versehen und wir saßen auf dem Balkon mit jeweils einer Flasche Bier. Die kühle, herbe Flüssigkeit lief meine Kehle hinab und war bald zu herb, als ich an Leonards Geschmack dachte.
Ob er wirklich noch so schmeckte, konnte ich sicherlich nicht mehr sagen und doch meinte ich es noch zu wissen. Leicht salzig, herb und unverwechselbar nach Kokos. Eine merkwürdige Kombination und doch hatte sie mich gefesselt. Ich hatte alles versucht den Geschmack nachzuahmen, doch war es mir nie gelungen und nun saß er neben mir. In trauter Zweisamkeit genossen wir das Bier und sahen uns die Nachmittagssonne an. Wir schwiegen, aber es war nicht unangenehm. Es war ein Schweigen, das mehr sagte, als es tausend Worte tun konnten. Leonard hatte nichts
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