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Gefürchtet

Titel: Gefürchtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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bremste am Stoppschild und fuhr dann langsam auf die Überführung. Offenbar suchte er nach mir. Als er au ßer Sichtweite war, steckte ich den Kopf zum Fenster hinaus und lauschte auf das Motorengeräusch der Suzuki.
    »Ich hab ihn abgehängt, aber ich habe kei ne Ahnung, ob er den Freeway nach Norden genommen hat oder auf der San Ysidro Road geblieben ist und in die Berge fährt«, sagte ich ins Mikrofon. Ich legte den Rückwärtsgang und setzte mit durchdrehenden Rädern aus der Einfahrt.
    »Das war knapp«, meinte Jesse an meinem Ohr.
    Erst jetzt sah ich den Mustang hinter mir vorbeischießen. Am Stoppschild schnitt er die Ecke und raste in Richtung Norden auf den Freeway.

    »Ich bin mir zu neunzig Prozent sicher, dass er an der Küste bleibt«, erklärte Jesse. »Aber für den Fall der Fälle nimmst du die San Ysidro Road.« Im Hintergrund hörte ich Marcs Stimme. »Und Dupree lässt dir ausrichten, vorwärts fährt der Wagen schneller.«
     
    In der Dunkelheit bretterte ich über die San Ysidro Road, an einem Eichenwäldchen vorbei, immer auf die Berge zu. An jeder Seitenstraße verlangsamte ich das Tempo und hielt nach Shaun Ausschau, aber vergeblich.
    »Wir haben ihn«, sagte Jesse in mein Ohr.
    Ich bremste.
    »Er fährt auf dem Highway 101 nach Norden. Der Verkehr ist so dicht, dass er uns mit Sicherheit nicht bemerkt. Mal sehen, ob er uns zu Price führt.«
    Ich wendete und fuhr zu rück. »Soll ich Detective Rodriguez informieren?«
    »Noch nicht.«
    Wir rasten durch die Nacht. Obwohl ich viel zu schnell fuhr, holte ich Jesse erst in Goleta ein. Shaun blieb auf dem Freeway. Wir wechselten uns bei der Beschattung ab und achteten darauf, dass immer ein paar andere Autos zwischen uns und der Suzuki blieben. Nachdem wir die Neonreklamen der Stadt hinter uns gelassen hatten, rollten wir durch endlose Vororte, bis wir schließlich offenes Land erreichten. Der Highway wand sich über Berg und Tal, an Canyons mit Eukalyptuswäldern und großen Ranchs vorbei, wo preisgekröntes Vieh auf den Hängen graste. Aus den Obstgärten drang der Duft von Zitronen. Der Wind rüttelte am Auto, und der Verkehr wurde sehr dünn. Ich fuhr hundert Meter hinter der Suzuki, Jesse noch einmal hundert Meter hinter mir.

    »Hier wird’s ziemlich einsam«, sagte ich über das Telefon.
    »Viele Abzweigungen gibt es nicht. Wenn du nervös wirst, lass dich zurückfallen.«
    »Wir dürfen ihn auf keinen Fall verlieren.«
    Jetzt hatten wir die Häuser end gültig hinter uns gelassen. Zu mei ner Rechten ragten die Berge in den Himmel, links erstreckte sich die schimmernde Weite des Ozeans bis zum Hori zont. Nur gelegentlich leuchtete in der Finsternis das Licht ei ner Ölplattform vor der Küste auf. Wir passierten die Strände von El Capitan und Refugio. Unbefestigte Pisten führten zu Buchten und Steilhängen, eine halb versteckte Straße schlängelte sich durch die Bäu me zu ei ner Ölraffinerie.
    »Ich glaube, ich weiß, wo er hinfährt«, sagte Jesse an der Brücke über den Tajiguas Canyon.
    »Wohin?«
    »Zum Cojo-Ölpier, hinter dem Strand von Gaviota. In der Dunkelheit wäre eine Segeljacht, die dort liegt, von der Straße aus überhaupt nicht zu erkennen.«
    »Dann rufe ich Lily Rodriguez an.«
    Ich hörte über Kopfhörer, wie er mit Marc redete. »Noch nicht. Erst wenn wir entschieden haben, welche Straße wir nehmen. Auf der, die jeder kennt, gibt es Viehzäune, einen Bach und Tore. Man kann also nicht schnell fahren. Für die Abfahrt zur zweiten Straße müssen wir noch ein Stück auf dem Freeway bleiben, aber wenn wir aufs Gas treten, können wir Shaun den Weg abschneiden.«
    »Dann nehmt die zweite.«
    »Das Problem ist, dass die erste Straße auch nach Aubrey’s Cove führt. Wenn man in der Bucht Anker wirft, kann man mit einem Schlauchboot an Land paddeln. Falls das Shauns
Ziel ist, müssen wir umkehren. Dadurch verlieren wir mindestens eine halbe Stunde. Das ist viel zu viel.«
    »Du entscheidest«, sagte ich.
    Der Motor röhrte. »Okay, häng dich an mich dran.«
    »Was hast du vor?«
    »Improvisieren.«
    »Dann rufe ich jetzt Detective Rodriguez an. Wir sind hier am Ende der Welt. Es wird ewig dauern, bis die Polizei uns einholt, aber zumindest können sie Fahrzeuge in die Bucht und zum Pier schicken.«
    »In Ordnung.«
    Lily Rodriguez h atte ihr Telefon ausgeschaltet. Stattdessen sprach ich mit Gary Zelinski, der sehr gereizt klang.
    »Sie verfolgen Shaun Kutner? Einen mit Haftbefehl gesuchten Mörder? Sie hätten

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