Gefürchtet
und wenn er sein Leben für PJ opfern musste.
Das wiederum wollte ich auf keinen Fall zulassen.
Rodriguez und Zelinski debattierten miteinander und dem Deputy. Dann telefonierten sie mit ihrem Vorgesetzten.
Jesse küsste mich auf die Stirn und ließ mich los. »Sorg dafür, dass mei ne Eltern nicht durchdrehen - wenn du kannst. Ich bin bald wieder da.«
Ich sprang auf und folgte ihm. »Kommt nicht infrage.«
An der Stu fe zum Eingang wendete er und streckte die Hand nach mir aus. Ohne zu überlegen, half ich ihm hinauf.
Lily Rodriguez drehte sich um. »Wo wollen Sie hin?«
Jesse musterte sie gelassen. »Murphy wird nicht zulassen, dass Price PJ eine Überdosis verpasst. Er soll bei Bewusstsein sein und leiden, wenn er ihn missbraucht.«
Detective Rodriguez blieb stumm.
»Uns bleibt nicht viel Zeit. Falls PJ die Vergewaltigung überlebt, bringt Price ihn mit ei ner Injektion um. Selbst wenn wir einen Aufschub rausschlagen, ist er ein toter Mann. Da helfen keine Verhandlungen. Wir müssen ihn finden, bevor etwas passiert.«
Sie starrte ihn nur mit finsterer Miene an.
»Sie wissen doch selbst, dass ich recht habe«, sagte er.
Dann schaute er mich an. »Sei so nett und hol von oben eine Jacke und ein warmes Hemd für PJ. Die Nacht ist kalt, und er könnte sie brauchen.«
Als ich oben in PJs Kleidern wühlte, steckte Keith den Kopf zur Tür herein. Sein Gesicht wirkte eingefallen.
»Ich habe gehört, wie ihr mit den Polizeibeamten über eine Überdosis gesprochen habt«, sagte er. »Wahrscheinlich wird es Heroin sein, zumindest irgendein Opiat, das sie ihm spritzen.«
»Vermutlich schon.«
Er hielt mir eine Tablettenschachtel hin. »Das ist Naltrexon, e in Alkoholantagonist, d er a uch bei e iner Opiatüberdosis hilft.«
Stirnrunzelnd starrte ich auf das Medikament.
»Die Tabletten hat PJ verschrieben bekommen, als er vor ein paar Jahren in stationärer Behandlung war.« Er senkte den Blick. »Die hier waren für die Nachsorge, damit er nicht rückfällig wird.«
»Hat er sie denn nicht genommen?«
»Gib sie den Polizeibeamten oder mach sonst was damit. Hauptsache, PJ kriegt sie.« Er drückte mir die Schachtel in die Hand. »Aber erzähl Jesse nichts davon. Er weiß nicht, dass noch was von dem Medikament übrig ist. Sonst denkt er, das ganze Geld war verschwendet.«
Schlagartig wurde mir klar, dass Jesse vermutlich für PJs Entzug bezahlt hatte. Und PJ hatte sofort nach der Entlassung wieder zu Alkohol und Drogen gegriffen. Kein Wunder, dass Jesse so enttäuscht war. PJ musste endlich selbst die Verantwortung für sein Leben tragen.
»Ich denke nicht daran, Jesse anzulügen, während er versucht, PJ das Leben zu retten.« Ich steckte die Schachtel ein. »Wie viel braucht er davon?«
»Stopf sie ihm einfach in den Hals.« Als ich mich abwenden wollte, fügte er hinzu: »Ich weiß, du hältst sie für durchgeknallt.«
Auf der anderen Seite des Gangs glitzerte der Schrein, den
Patsy Jesse errichtet hatte. Sein Blick war dem mei nen gefolgt.
»Das Zimmer, die Preise … Die Jungs sind Patsys Ein und Alles. Sie würde ihnen nie bewusst schaden. Wenn PJ etwas zustößt, würde sie das umbringen.«
Darauf wusste ich keine Antwort. Er senkte den Blick.
Ich rannte die Treppe hinunter.
Jesse wartete schon. Ich überreichte ihm PJs Sachen, und er öffnete die Tür.
Draußen stand Marc, der gerade die Hand nach der Klingel ausstreckte. Einen Augenblick lang starrten die beiden Männer einander an. Dann ließ Jesse ihn herein.
»Ich hatte vergessen, Evan ihren Hausschlüssel zu geben. Als ich zurückkam, hat Lieutenant Rome mir alles erzählt«, erklärte er. »Da konnte ich nicht einfach so fahren. Mit diesem Murphy hab ich noch eine Rechnung offen. Was kann ich tun?«
Jesse zögerte nur eine Sekunde. »Verschwinden wir hier, und zwar so schnell wie möglich.«
Jesse breitete eine topografische Karte der Küstenlinie auf seinem Küchentisch aus. Dann legte er den Finger auf das Viertel in Goleta, in dem Devi Goldman wohnte.
»Vor zwei Stunden sind PJ und Devi hier entführt worden«, stellte er fest. »Vor einer halben Stunde befand sich PJ seiner eigenen Aussage nach auf der Jacht von Toby Price. Sie müssen sich also in einem Umkreis von …«
Er spreizte die Hände und fuhr die Küstenlinie nach. »Das ist ein Radius von hundertfünfzig Kilometern. Die können überall sein, von Arroyo Grande bis zum Hafen von Port Hueneme. Verdammter Mist.«
Marc rieb sich mit dem Daumen über die
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