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Gefürchtet

Titel: Gefürchtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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ich darauf, dass sie bremste. Bitte, Jesse, ich bin hier.
    Der Pick-up hatte die Straße erreicht und bretterte davon, ohne auch nur das Tempo zu verringern. Der Mustang raste ihm nach.
    Ich war erledigt.
     
    An das Geländer der bockenden Treppe geklammert, hangelte ich mich zum Landungssteg hi nunter. Mir war hundeelend von dem Geschaukel, vom Brüllen des eiskalten Ozeans. Von dem Wissen, dass Marc verletzt sein musste. Und dass ich ihn nur unter größten Schwierigkeiten würde erreichen können.

    Ich packte das Geländer, so fest ich konnte, und trat auf den nassen, rutschigen Steg, der wild auf den Wellen tanzte.
    »Marc!«
    Die Jacht war noch da, schaukelte direkt am Steg im Wasser.
    »Marc!«
    Eine Welle packte das Boot und warf es gegen den Steg. Metall und Glasfaser kreischten. Durch den Aufprall verlor ich erneut das Gleichgewicht und landete auf dem Hintern. Der Steg bäumte sich auf. Ich geriet ins Rutschen und glitt rückwärts auf den Rand zu. Fluchend hangelte ich mich zur untersten Stufe und krallte mich fest.
    In diesem Augenblick sackte der Steg ab, und das Meer toste durch das Tragwerk des Piers. Ich hielt die Stu fen umklammert wie der Ertrinkende den sprichwörtlichen Strohhalm und schaute mich nach der Jacht um. Rief ein letztes Mal nach Marc.
    Die Jacht rollte und richtete sich dann wieder auf. Die Takelage war in Auflösung begriffen, und die Festmacher schleiften am Rand des Stegs durch das Wasser. Wenn es mir gelang, einen davon zu packen …
    … würde mich die nächste Welle vermutlich direkt vom Steg spülen. Mei ne ein zige Chance war, die Lei ne im Wellental zu erwischen und um das Treppengeländer zu wickeln.
    Nein, das war nicht zu schaffen. Vielleicht war Marc ja auch gar nicht mehr an Bord. Falls er überhaupt noch lebte.
    Marc, der nur hier war, um PJ zu retten, um meinetwillen und um des Mannes willen, für den ich mich entschieden hatte. Marc, der Vater von zwei Kindern. Seine Töchter Hope und Lau ren brauchten ihn. Ich konnte ihn nicht im Stich lassen.

    Das Boot beruhigte sich und legte sich zur Seite. Der Festmacher baumelte frei vom Bug und schleifte über den Steg. Auf allen vieren krabbelte ich über die rutschigen Planken und angelte danach. Die Leine schwang auf mich zu.
    Ich packte zu und kroch, so schnell ich konnte, zurück zum Geländer. Aber nicht schnell genug. Eine auflaufende Welle prallte quer gegen das Boot und trug es vom Steg weg. Die Jacht legte sich zur Seite und wäre um ein Haar gekentert. Die Leine riss an meinen Armen und schleifte mich auf dem Bauch über die Planken. Ich verlor das Gefühl im verletzten Arm. Der Festmacher entglitt meinem Griff und klatschte ins Wasser. Der schwere Seegang trieb die Jacht endgültig ab.
    Ich lag mit ausgebreiteten Armen und Beinen bäuchlings auf dem Steg und musste hilflos zusehen, wie das Boot am Pier entlangschrammte. Selbst ein Rettungsschwimmer hätte jetzt nichts mehr ausrichten können. Die Flut würde es auf den Strand werfen.
    Ich rappelte mich auf und torkelte zur Treppe. Das Meer tobte, und der Wind peitschte gegen Kran und Winden.
    Der Schmerz in Rippen und Schulter wurde heftiger. Den Tränen nahe kämpfte ich mich die Stufen hoch. Alles ging schief.
    Mir blieb nicht viel Zeit. Shaun war unterwegs, und ich konnte mich nicht darauf verlassen, dass die Polizei zuerst eintreffen würde. Irgendwann würde Jesse merken, dass Devi mit dem Pick-up abgehauen war, und umkehren, aber ich hatte keine Ahnung, wann das sein würde.
    Und dann würde ich ihm sagen müssen, was mit PJ geschehen war.
    Er hatte sich gefragt, wie man damit zurechtkam, einen geliebten
Menschen tot aufzufinden. Was würde er tun, wenn man PJs Leiche entdeckte? Ein Schluchzer steckte mir in der Kehle. Der Wind ächzte und stöhnte. Geisterstimmen.
    Oder doch nicht? Als ich mich umschaute, sah ich die Trossen der Winden am Ende des Piers über dem Wasser schwingen. An einer davon war ein großer Metallhaken befestigt, auf dem Murphy Ming stand. Er hatte sich an das Drahtseil geklammert und starrte mich an. Sein polierter Schädel glänzte im Mondlicht.
    Dann kletterte er los.
     
    Ich rannte die Stufen hinauf und sprang auf den Pier. Als ich mich umdrehte, tauchten soeben Murphys Kopf und Schultern über der Kante auf. Die Nieten an seinem Hundehalsband glänzten wie Nägel.
    Mit meinen schmerzenden Rippen hatte ich keine Chance, vor ihm das Ufer zu erreichen. Ich musste mir ein Versteck suchen.
    Vor mir ragten eine Ölpumpe und ein

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