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Gefürchtet

Titel: Gefürchtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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ein bisschen mehr Druck, dann knackst es.«
    Shaun zerrte in alle Richtungen, aber Jesse hatte ungeheure Kraft im Oberkörper. Kutner saß fest. Mit glasigen Augen und brennenden Wangen griff er nach der Fahr zeugtür. Mir war klar, was er vorhatte.
    Jesse auch: Shaun wollte die Tür zuknallen und ihm damit das Bein brechen. Er kugelte ihm das Knie in dem Augenblick aus, indem ich ihn mit dem gesamten Körper rammte und seitlich gegen den Explorer schleuderte. Im nächsten Moment nahm Ted Gaines mich in den Schwitz kasten. Shaun humpelte jaulend vor Schmerz im Kreis herum.
    Gaines drückte mich gegen das Auto. »Sie halten sich da raus!«
    Ich deutete durch das Fahrzeugfenster auf den Rollstuhl. »Das ist seiner. Kapieren Sie jetzt endlich?«

    Gaines glotzte verständnislos. »Was?«
    Shaun hinkte immer noch. »Du Mistkerl, dir trete ich die Visage ein!«
    Jesse wollte sich aufsetzen, zuckte aber zusammen und tastete mit der Hand nach seinen Rippen, wo Shaun ihn getroffen hatte. Jetzt wurde auch Gaines bewusst, dass er nicht versuchte aufzustehen. Entgeistert ließ er die Hände sinken.
    Als sich Shaun erneut auf Jesse stürzen wollte, versperrte Gaines ihm den Weg.
    »Nein. Der Mann sitzt im Rollstuhl. Das ist nicht Blackburn.«
    »Natürlich ist er das!«
    Gaines hielt ihn zurück. Shaun funkelte Jesse wütend an, aber dann wurde er unsicher. Er hob die Hände und wich zurück.
    Gaines streckte Jesse die Hand hin. »Es tut mir furchtbar leid. Kommen Sie, ich helfe Ihnen.«
    »Nein.«
    Jesses Bein klemmte immer noch in der Tür. Er zappelte und zerrte, um sich zu befreien. Ich trat zu ihm.
    »Mir geht’s gut.« Er musterte Shaun. »Du tickst wohl nicht richtig.«
    Shaun rieb sich das Bein. »Du hast mir das Knie gebrochen.«
    »Dann würdest du jetzt heulend am Boden liegen.« Jesse gelang es, sein Bein zu befreien. Er setzte sich auf. »Evan hat durch den Aufprall den Winkel verändert. Glück für dich.«
    »Tut aber trotzdem weh. Vielleicht verklage ich dich.«
    »Nur zu. Ich mag Leute, die sich ihr eigenes Grab schaufeln.«

    »Willst du mich verarschen?« Shaun fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn und hinterließ dabei einen Schmutzstreifen. »Wisst ihr was? Ihr könnt mich alle mal.«
    Damit humpelte er davon. Ich lief ihm nach.
    »Nicht so eilig. Komm zurück.«
    Er hinkte weiter Richtung Apartmentblock. »Kann ich doch nichts dafür, wenn der Kerl aussieht wie PJ.«
    »Das ist alles? Mehr hast du nicht zu sagen?«
    »Meine beste Freundin ist tot, und jetzt ist mein Knie auch noch im Eimer. Nein, mehr hab ich nicht zu sagen.« Sein T-Shirt hatte sich unter den Armen dunkel verfärbt. Er wischte sich über die Oberlippe und blieb stehen. »Spiel dich nicht so auf! Wenn PJ Britt nicht umgebracht hat, war es ei ner von seinen Junkie-Freunden. Wenn ich ihn in die Finger kriege, mach ich Hackfleisch aus ihm. Das kannst du ihm von mir ausrichten.«
    Damit verschwand er im Haus.
     
    Jesse und Ted Gaines hockten neben dem Auto auf dem Randstein. Der Rücken von Jesses Blazers-T-Shirt war völlig verdreckt.
    »Alles in Ordnung?«, fragte ich.
    Er nickte.
    Gaines rieb sich die Stirn. »Es tut mir ehrlich leid. Das war ein schwerer Schlag für Shaun. Für uns alle.« Er sank in sich zusammen, und sei ne Schultern zuckten. »Mein klei nes Mädchen.«
    Er legte die Hand über die Augen, erhob sich schwerfällig und ging mit schwerem Schritt zurück zum Apartmentblock.
    Als er die Tür hinter sich schloss, senkte sich die Dämmerung
über uns. Die regennasse Straße lag verlassen, und der kalte Wind ließ uns frösteln.
    »Was für ein Scheißtag«, sagte Jesse.
    Er rutschte am Randstein entlang und hievte sich in den Türrahmen. Sein Gesicht war schmerzverzerrt.
    »Soll ich dir wirklich nicht helfen?«, fragte ich.
    Er hangelte nach dem Griff über der Tür und zog sich auf den Sitz. »Irgendwann breche ich mir beim Einsteigen die Schultern. Diese Geländewagen sind einfach zu hoch. Ich komme mir vor wie ein Bergsteiger.«
    Jetzt kriegte auch ich noch mein Fett ab.
    Er knallte die Tür zu.
    Auf der Heimfahrt saß er in seinen Sitz zurückgelehnt und starrte aus dem Fenster. Er hatte keine Lust zu reden. Der dunkle Fluss war erneut über ihm zusammengeschlagen. Vor meinem Haus steuerte er direkt auf sein Auto zu, das weiter unten an der Straße parkte.
    »Soll ich rüberkommen?«, fragte ich.
    »Du hast Besuch. Bleib zu Hause.«
    In der Dämmerung wirkte der Efeu am Zaun bedrohlich düster. Jesse hielt auf dem

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