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Gefürchtet

Titel: Gefürchtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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einzukaufen.«
    »Aber diese Cherry Dingsbums hatte doch deine Handtasche gestohlen.«
    »Gute Antwort.« Ich ließ ihn los. »Klingt wie auswendig gelernt.«
    Er zögerte gerade lang genug. »Ist es aber nicht.«
    Ich seufzte und erhob mich. »Du hast wohl gedacht, ich schreibe das Ganze Cherry Lopez zu, und die Kreditkarteninstitute übernehmen den Verlust. Richtig?«
    »Du verstehst das völlig falsch.«
    »Dann erklär es mir. Du hast noch neunzig Sekunden. Die Zeit läuft.«

    Seine Augen flackerten, aber er stieg vom Fensterbrett.
    »Ich hab einen Fehler gemacht. Ich habe Brittany erzählt, dass dir die Handtasche gestohlen wurde. Britt …« Sein Gesicht verzog sich schmerzlich. »Britt hatte ein Problem. Sie klaute. Im großen Stil. Keine Ahnung, wieso. Kohle hatte sie jedenfalls genug. Ihr Vater schwimmt in Geld.«
    »Wie ist sie an meine Daten gekommen?«
    »Bei mei nem Auftritt. Du weißt schon, bei dem Bandwettbewerb, zu dem du mit Jesse gekommen bist.« Er hockte sich auf die Fensterbank. »Sie hat dei ne Brieftasche aus dem Rucksack genommen und sich Führerscheinangaben und Sozialversicherungsnummer notiert. Dann hat sie die Brieftasche zurückgesteckt. Du hast gar nichts gemerkt.«
    »Das hast du mir eingebrockt. Du hast eine Kleptomanin auf mich angesetzt.«
    »Mein Fehler, ich weiß. Es tut mir leid.«
    Was für ein Engelsgesicht! Dabei log er, dass sich die Balken bogen.
    »Dei ne Geschichte hat nur ei nen Haken«, sagte ich. »Karen Jimson will mir eine Ladung Schrot in den Hintern jagen, weil ich angeblich Datura-Schecks gestohlen habe. Wie willst du das Brittany in die Schuhe schieben?«
    Seine Miene wurde immer gequälter. »Ich würde die Jimsons nie beklauen.«
    »Wer hat sie umgebracht, PJ?«
    »Keine Ahnung.«
    Ich hielt ihm den Avalon-Flyer unter die Nase. »Kennst du diese Typen?«
    Er fuhr auf wie ein verschrecktes Äffchen.
    »Dachte ich’s mir doch. Der mit dem Zuhälterhut hat mein Auto heute in eine Müllkippe verwandelt.«

    Durch die dünnen Wände hörten wir im Apartment nebenan Stimmen. Bevor ich ihn daran hindern konnte, war PJ zum Fenster hinaus. Ich sprang aufs Bett und kletterte ihm nach, aber er schob bereits im Laufschritt sein Motorrad an. Bis ich draußen war, hatte er sich in den Sattel geschwungen, den Motor angelassen und raste davon.
     
    Da ich keine Lust hatte, in Rock und Stiefeln durch das Fenster zurückzuklettern, nahm ich die Durchfahrt. Auf Höhe von Brittanys Apartment sah ich durchs Schlaf zimmerfenster, wie sich ihre Mitbewohnerin mit einem Mann in den Fünfzigern unterhielt und sich die Augen mit einem Taschentuch betupfte. Er war gebaut wie ein Baumstamm, hatte grau meliertes Haar und Arme wie Dreschflegel. Brittanys Vater. Im dunklen Zimmer hinter ihm tigerte ein jüngerer, größerer Mann auf und ab. Ich hörte, wie sie von »Rechtsmedizin« und »Autopsie« sprachen.
    Ich marschierte um das Gebäude herum zur Vorderseite. Jesse saß immer noch im Auto und telefonierte. Offenbar hielt Lavonne ihm eine Strafpredigt, die sich gewaschen hatte.
    Die Tür von Brittanys Apartment öffnete sich. »Moment mal«, sagte der jüngere Mann, den ich durchs Fenster gesehen hatte.
    Er war Mitte zwan zig, wirkte wie eine Mischung aus griechischem Gott und Kleinkriminellem und steckte in einem Limp-Bizkit-Shirt. Sein Haar war wirr, und die blassgrünen Augen flackerten wild. Irgendwie kam mir sein Blick bekannt vor.
    Ich verlangsamte das Tempo. »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Was fällt dir ein, Privatgespräche zu belauschen?«
    Ich blieb stehen. »Tut mir leid, war keine Absicht.«

    »Bist du von der Presse?«
    »Nein.« Jedenfalls nicht im Augenblick.
    Seine Ausstrahlung war merkwürdig. Er war kräftig gebaut und attraktiv, und die hellgrünen Augen hätten Millionen Teenager in ihren Bann schlagen können. Dennoch schien er unter Komplexen zu leiden, die er durch Arroganz auszugleichen versuchte.
    »Kennen wir uns?«, fragte ich.
    Seine Mundwinkel kräuselten sich verächtlich. »Rock House. Ich bin Shaun Kutner.«
    Genau. Rock House - die Reality Show, bei der Möchtegern-Sänger vor den Großen der Branche auftraten, um einen Plattenvertrag zu ergattern. Jede Woche sangen sich unbegabte Dilettanten die Seele aus dem Leib, und jede Woche teilte ihnen die Jury in aller Deutlichkeit mit, wie unbegabt und dilettantisch sie waren. Es war ein Fest der Schadenfreude. Jesse fand die Sendung furchtbar, während ich sie liebte. Natürlich kannte ich Shaun Kutner. Sein

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