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Gefürchtet

Titel: Gefürchtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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mich?«
    »Wie wär’s mit einem Welpen für den Commander?«
    »Wir sprechen uns morgen.«
    Als ich mein Handy weglegte, spähte Luke über seine Karten hinweg wie ein Pokerspieler in einem Wildwestsaloon.
    Brian fächerte die Karten in sei ner Hand auf. »Was kann ich tun?«
    »Im Augenblick nichts.«
    »Kriegt diese Rodriguez das auf die Reihe?«
    »Wir werden sehen.« Ich nickte Marc zu. »Ich kaufe eine Karte.«
    Er gab mir die Herzkönigin.
    »Ich ziehe auch eine.« Luke gab sich große Mühe, souverän zu klingen, kratzte aber ständig an den Mückenstichen
an seinem Arm herum. Sein Gezappel erinnerte mich an Merlin Ming. Marc gab ihm ein Ass.
    »Noch eine«, sagte ich zu Marc.
    Er gab. »Der schwarze Bube auf die rote Dame.«
    »Das ist nicht Solitär. Die Dame liegt oben.«
    »Wie du meinst. Auf jeden Fall gewinnst du.«
    »Sehr richtig. Einundzwanzig.« Ich legte meine Karten offen auf den Tisch. »Vielleicht ist das ja ein Omen.«
    Er sammelte die Karten ein. »Können wir nur hoffen.«
    Später lag ich im Bett und lauschte dem aufs Dach prasselnden Regen. Es war schon nach Mitternacht, als das Telefon auf dem Nachttisch klingelte. Ich fuhr zusammen und hob mit pochendem Herzen ab.
    »Du bist ganz schön schwer zu finden.«
    Ich ließ mich in das Kissen zurücksinken. »Mensch, hast du mich erschreckt.«
    »Ich habe es zuerst auf deinem Handy versucht«, erwiderte J esse.
    »Das habe ich nicht gehört.«
    »Weil es nebenan liegt. Commander Marc ist rangegangen.«
    Ich schlug mir im Geiste gegen die Stirn. Nach dem Kartenspiel hatte ich es auf dem Tisch vergessen.
    »Ein richtiger Kavalier, dass er dir sein Zimmer abtritt.«
    Seine Aussprache ließ die gewohnte Deutlichkeit vermissen. Außerdem atmete er schwer.
    »Jesse, geht es dir gut?«
    »Das Probeabendessen war eine Schau. Da hast du echt was verpasst. Ein richtiger Blackburn-Klassiker mit allem Drum und Dran.«
    Es klang, als hätten sich seine Gedanken verselbstständigt.

    »Wo bist du?«, fragte ich.
    »Im Restaurant. Tante Deedee musste furchtbar weinen, weil ihr kleiner Junge plötzlich groß ist und seine Mami verlassen will.«
    »Lass dich nach Hause fahren.«
    »Caroline steht voll unter Strom. Ich glaube, PJ hat ihr Ecstasy als Diätpillen verkauft.«
    »Ist dein Vater da? Lass mich mit ihm reden.«
    »Gern.« Seine Stimme wurde leiser. »Dad, die Frau, die du steinigen wolltest, will mit dir sprechen.«
    Keith meldete sich. »Mein Sohn behauptet, du hast eine gute Entschuldigung dafür, dass du uns versetzt hast. Aber zur Hochzeit kommst du doch wohl?«
    »Keith, du musst Jesse nach Hause fahren.«
    »Jesse geht’s gut. Sieh lieber zu, dass du morgen früh um zehn im Country Club bist.«
    Ich fuhr mir mit der Hand durchs Haar. Bevor ich irgendwas erwidern konnte, war Jesse wieder dran.
    »Bei mir ist alles okay, Süße. Ich bin weder schläfrig noch bediene ich schwere Maschinen. Alles bestens.«
    »Was ist mit deinen Cousins? Ich meine das ernst. Kann David dich nach Hause fahren?«
    »Kein Problem.« Seine Stimme entfernte sich wieder. »David - kannst du mich mitnehmen? Evan denkt, ich bin blau.« Ich hörte Gelächter und Stimmengewirr. »Ich soll eine Li nie entlanggehen.«
    Ich ließ den Kopf gegen das Kopfende des Bettes sinken.
    »Schaff ich nicht. Dann wäre ja alles klar. Evan, sei vorsichtig. Ich liebe dich.«
    Dann war die Leitung tot.

    Loser, alles Loser, die ihm das Leben versauten und glaubten, damit würden sie durchkommen. Ihn kleinhalten wollten sie, ihm den verdienten Erfolg vermasseln. Erst die Hits, den Erfolg beim Publikum - und jetzt das Geld. Er hatte das ungute Gefühl, dass das Geld verloren war. Sein Geld; Geld, das für ihn bestimmt war.
    Das Konto bei der Allied Pacific war verloren, das war ihm klar. Vermutlich hatte Brittany gar nichts damit zu tun gehabt. Ein unangenehmer Gedanke. Sollte sein großer Auftritt völlig umsonst gewesen sein?
    Trotzdem, denen würde er es zeigen. Es sollte ein Kassenschlager werden, bei dem das Publikum tobte. Er hatte sogar schon den Titelsong: das Stück von Slink. Er sang es seinem Spiegelbild vor.
    You’re the thorn in my crown
    The thorn in my side
    Genau das würde er sein. Ein verdammt scharfer Dorn.
    You’re the thumb in my eye
    Und wie sie sei nen Daumen im Auge spü ren würden. Sie wussten es nur noch nicht.
    You’re the light when I die
    Und der Tod sollte ein wahres Feuerwerk werden. Wenn das kein Titelsong war!

19. Kapitel
    Kurz nach sieben am nächsten

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