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Gefürchtet

Titel: Gefürchtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Tante hat Geld geheiratet, und jetzt folgt ihr Sohn ihrem Beispiel.«
    Das Klubhaus war gebaut wie ein Medici-Palast. Rote Fliesen, mehr Bögen als ein römischer Aquädukt, Säulen, die direkt aus Pompeji hätten stammen können. Dazu Brunnen, üppige Gärten und ein eifriger junger Mann mit roter Weste und Fliege, der beflissen auf uns zueilte, um den Wagen für uns zu parken. Noch im Wagen schob Marc seine halbautomatische Pistole hinten in seinen Gürtel und griff nach seinem Sakko.

    »Nur aus Neugier«, sagte ich. »Hast du eine Li zenz für versteckte Waffen?«
    Der junge Mann vom Parkdienst öffnete mir die Tür und grüßte.
    Marc rückte seine Sonnenbrille zurecht. »Hab ich. Und im Handschuhfach nützt mir das Ding gar nichts. Ganz im Gegenteil.« Er öffnete seine Tür und schlüpfte in das Sakko, bevor der junge Mann die Waffe bemerken konnte. Seine Fassade heiterer Gelassenheit schien durch nichts zu erschüttern. »Brian hat mich gewarnt, dass du gelegentlich die Ju ristin raushängen lässt.«
    Hier oben schmeckte die Luft süßer als unten im Tal, und das Sonnenlicht wurde durch das Blätterdach der Bäume gefiltert. Während er das Auto umrundete, knöpfte Marc sein Sakko zu.
    »Mei ne Einwände sind rein emotionaler Art«, sagte ich. »Waffen und Hoch zeiten passen für mich nicht zusammen.«
    »Wirklich? Hast du noch nie davon gehört, dass jemand mit vorgehaltener Waffe zur Heirat gezwungen wird?«
    »Meine Eltern wären begeistert.«
    Tatsächlich hätten sie jedes eindeutige Bekenntnis meinerseits freudig begrüßt, ob ich nun heiratete, ins Kloster ging oder mich ei nem Hexenzirkel anschloss. An meterhohen Terrakottakübeln mit orange leuchtender Bougainvillea vorbei marschierten wir auf den Eingang zu.
    Marc öffnete mir die Tür. »Jetzt mal im Ernst. So schlimm es auch werden mag, du darfst mir unter gar kei nen Umständen die Waffe entreißen und die Braut erschießen.«
    Ich fühlte, wie die Anspannung von mir abfiel. Trotz seiner flapsigen Bemerkungen strahlte er echte Zuversicht aus.

    »Aber unter die Nase halten darf ich sie ihr doch?«, fragte ich.
    Damit betrat ich die ebenfalls im italienischen Stil gestaltete Eingangshalle. Ein paar schwatzende Hochzeitsgäste warteten bereits auf Anweisungen. Am Fuß der geschwungenen Marmortreppe am anderen Ende der Halle entdeckte ich Jesse, der mit zwei jungen Männern plauderte. Dem Aussehen nach mussten es Blackburns sein: Sie waren groß, breit gebaut und grinsten jovial.
    Jesse trug seinen besten schwarzen Anzug mit einer silbernen Krawatte, die seine blauen Augen zur Geltung brachte, und sah einfach umwerfend aus. Als er mich entdeckte, sprach er zwar noch einen Augenblick weiter, doch dann verstummte er. Schließlich gab er einen Laut der Bewunderung von sich. Sei ne Cousins drehten den Kopf nach mir, und das Gespräch verstummte. Ganz langsam malte sich ein verzücktes Lächeln auf Jesses Gesicht. Seine Verliebtheit war ihm deutlich anzusehen, und obwohl ich versuchte, die unterkühlte Blondine zu spielen, war mir klar, dass mein Lächeln ebenso strahlend war wie seines.
    Ich wusste nicht mit Sicherheit, ob die beiden die Cousins waren, die auf seine Kosten Witze gerissen hatten, aber die Chancen standen gut. Also steuerte ich direkt auf Jesse zu.
    »Dei ne Krawatte ist verrutscht.« Ich fasste nach dem silbernen Stoff, beugte mich vor und küsste ihn mit geschlossenen Augen. Seine Hände schlangen sich um meine Arme. Ich schaute ihn an, strich die Krawatte glatt und wischte ihm mit dem Dau men Lippenstift vom Mund. Die Cousins hatten nicht mit der Wimper gezuckt.
    Jeder Frau sollte einmal in ihrem Leben ein solcher Augenblick vergönnt sein.

    Jesse stammelte etwas von »Evan«, »Cousins« und »New York«. Die beiden schüttelten mir die Hand, als wäre sie ein Pumpenschwengel. Jesse warf ei nen Blick über mei ne Schulter.
    »Marc?«
    »Guten Morgen.« Er nahm die Sonnenbrille ab. »Brian ist verhindert. Ich will mich nicht aufdrängen, sondern nur ganz unauffällig ein Auge auf Evan halten.«
    Die beiden Cousins sahen einander an.
    Jesse tippte sich an die Stirn. »Entschuldigt.« Sein Lächeln verflog. »Das ist Commander Marc Dupree von der US Navy.«
    In diesem Augenblick fiel die Braut mit ihrem Gefolge im Atrium ein. Die Mädchenstimmen hallten in dem hohen Raum wie Vogelgezwitscher. Caroline führte die Meute an. Ihr Haar war noch auf Lockenwickler gedreht, und das Brautkleid hatte sie in einer Hülle über ihre Schulter

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