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Gefürchtet

Titel: Gefürchtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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eindringlich.
    »Und Sinsa ist eine alte Freundin von dir? Hat sie dich deswegen an Jesses Kanzlei verwiesen?« Ich ließ die Hand mitsamt Gabel auf meinen Schoß gleiten.
    »Jesse kennt sich mit den juristischen Feinheiten in der Unterhaltungsindustrie aus, hat sie gesagt. Und Sinsa muss es schließlich wissen.«
    Ich stach PJ mit der Gabel in den Oberschenkel. Seine Schulter zuckte.
    »Was ist mit deiner Mutter?«, fragte ich.
    »Die ist Prozessanwältin«, lautete die verwunderte Antwort. »Mit Unterhaltung hat sie nichts am Hut. Kennst du meine Mutter?«
    »Natürlich. Lavonne Marks. Eine hochkarätige Juristin.«

    Die Farbe wich aus PJs Gesicht. Also war es Ignoranz. Er hatte keine Ahnung gehabt, dass Devi mit Jesses Chefin verwandt war. Ich stach erneut zu, diesmal fester. PJ fing an zu schielen.
    Devi war ebenfalls blass geworden, aber aus anderen Gründen. »Mom weiß nicht … Sie will nicht … Ich mei ne, das hier ist ganz allein meine Sache.«
    »Sie weiß nicht, dass du einen Plattenvertrag unterschreibst?«
    »Noch nicht.«
    »Weil sie findet, du solltest lieber Jura studieren, als in einer Rockband singen«, sagte ich.
    »Genau.« Sie entspannte sich sichtlich.
    Der Kellner brachte meinen Drink. Mit den vom Rum aufsteigenden Alkoholdünsten hätte man die Farbe von den Wänden lösen können.
    »Wer schießt das Geld für den Plattenvertrag vor?«, fragte ich.
    Ihr Blick wanderte zu PJ, als warte sie auf sein Stichwort. Das Pochen an meinen Schläfen verstärkte sich.
    »Lass mich raten. Du zweckentfremdest das Geld für dei ne Studiengebühren?« Ich packte die Gabel und stach zwei mal zu.
    PJ holte scharf Luft. »Kathleen, ich will dich nicht aufhalten. Komm, ich bringe dich zum Auto.«
    Er stieß sich vom Tisch ab und setzte ungeschickt mit dem Rollstuhl zurück. Von mir aus. Dann kam ich eben gleich zur Sache.
    »Hast du Feuer?«, fragte ich.
    Er wendete mühsam und warf mir einen misstrauischen Blick zu. »Warum?«

    »Devi? Was ist mit dir?«, fragte ich.
    »Klar doch.« Sie holte ein Feuerzeug aus ihrer Handtasche und reichte es mir.
    Ich schob meinen Stuhl zurück, als wollte ich aufstehen, und versperrte dabei PJ den Weg. »Ach, Moment - ich wollte dir ja noch erzählen, was mir zugestoßen ist.«
    »Natürlich.« Devi stützte sich auf die Ellbogen und beugte sich vor. »Wenn es nicht zu persönlich ist.«
    PJ trat der Schweiß auf die Stirn. »Ist es aber.«
    »Nein, ist es nicht«, widersprach ich.
    Er schob sich zentimeterweise vor. »Tu dir das nicht an. Das ruft nur unangenehme Erinnerungen wach.«
    »Ganz im Gegenteil, ich muss Dampf ablassen.« Ich beugte mich über den Tisch. »Bei den Dreharbeiten ist was schiefgelaufen.«
    Sie riss die Augen auf. »Dreharbeiten? Fürs Fernsehen?«
    »So in der Art. Hast du schon mal von der Serie Vertauschte Identität gehört?«
    Ihr Ausdruck wurde vage. »Kommt mir bekannt vor.«
    »Das Genre nennt sich Extreme Reality. Dabei nimmt eine andere Person ohne Wissen des Betroffenen eine fremde Identität an. Dann wird ermittelt, wer von beiden die größeren Schwierigkeiten kriegt.«
    »Klingt echt extrem«, meinte sie.
    »Hat aber hohen Unterhaltungswert«, versicherte ich ihr.
    PJ fuhr sich nervös über die Nase. »Ev …«
    Ich fixierte ihn drohend.
    Die Augen traten ihm fast aus dem Kopf. Offenbar hatte er nicht damit gerechnet, dass ich ihm so dicht auf den Fersen war. »Ev … Es kommt alles wieder in Ordnung, aber du nimmst jetzt besser deine Medikamente.«

    Ich wandte mich wieder Devi zu. »Das Problem bei Vertauschte Identität ist, dass kei ner absehen kann, wann die Konsequenzen zu Buche schlagen. Deswegen bleiben wir auch nicht im Studio, sondern drehen vor Ort.«
    Sie nickte fasziniert.
    »Man weiß nämlich nie, worüber ein Hochstapler stolpert.« Ich fixierte PJ. »Stimmt’s?«
    »Kathleen, du bist furchtbar blass. Ich bringe dich jetzt besser nach Hause.«
    »Zum Beispiel wüsste ich gern, wo dein Schwerpunkt liegt«, sagte ich.
    »Ich …«
    »Knie, Hintern, Hinterachse?«
    Er lehnte sich zu rück und hob die Hände, bevor ihm offenbar klar wurde, dass er das hätte wissen müssen. »Hüfthöhe. Mitte des Sitzes.«
    Ich nickte lächelnd und blickte von ihm zu Devi. »Siehst du?« Ich erhob mich. »Deswegen ist es eine Live-Sendung.«
    Ich ging um ihn herum, sodass ich am Fenster stand und er ins Restaurant schaute, als wären die Gäste sein Publikum. Zu spät merkte er, was ich vorhatte. Ich packte ihn an der Schulter und kippte

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