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Gefürchtet

Titel: Gefürchtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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an seine Fersen hängte, wobei ich den Abstand so bemaß, dass ihm der Motor bedrohlich in den Ohren dröhnen musste. Sechzehn Kilometer pro Stunde, da war doch noch mehr drin. Ich legte den Leerlauf ein und trat das Gaspedal durch.
    Er legte einen rasanten Sprint hin. Dreißig Kilometer pro Stunde. Schon besser.
    Leider verließen ihn nach siebzig Metern die Kräfte, und er geriet ins Taumeln. Als er in Schritttempo fiel, schloss ich auf und öffnete das Fenster.
    »Von mir aus können wir das beliebig lang fortsetzen«, sagte ich. »Mein Tank ist voll.«
    Er rang mit offenem Mund nach Luft. Die Fassade gerechter Empörung bröckelte. Als er sich auf einen Felsbrocken an der Straße fallen ließ, bremste ich und stieg aus.
    »Ich habe deine Restaurantrechnung bezahlt«, sagte ich.
    »Toll«, keuchte er.

    »Sonst wäre das an Devi hängen geblieben. Aber das Geld gibst du mir zurück. Und nicht nur dieses.«
    Er starrte auf seine Füße und schüttelte den Kopf. »Spar dir das! Ein Jesse reicht mir.«
    Wären die gebrochenen Rippen nicht gewesen, ich wäre in hysterisches Gelächter ausgebrochen. »Ich fürchte, du meinst das noch nicht mal ironisch.«
    »Der erhobene Zeigefinger vor meiner Nase. Immer perfekter, immer schlauer als alle anderen. Und über jede Kritik erhaben, wegen allem.«
    »Ach, PJ.«
    Ganz langsam glitt er zu Boden. Sein Sakko rutschte in die Höhe, seine Hände wühlten sich in sein Haar. Dann schlang er die Arme um die Knie und legte den Kopf darauf.
    »Musst du es ihm wirklich erzählen?«
    Hielt er Jesse wirklich für sein größtes Problem? Dem Jungen war echt nicht zu helfen.
    »Seit wann machst du das? Wie viele Leute hast du schon über den Tisch gezogen?«, fragte ich.
    Er hob nicht den Kopf, aber sei ne Knie zuckten. »Ich bin erledigt.«
    »Hatte Brittany damit zu tun?«, fragte ich.
    Er schaukelte vor und zurück. »Nein.«
    Seine Stimme war kaum hörbar, aber die Antwort traf mich wie ein Schlag in den Magen.
    »Warum, PJ?« Als er nicht reagierte, drehte ich sei nen Kopf zu mir. »Warum hast du mir das angetan?«
    »Ich dachte, dir passiert schon nichts.«
    Ich musterte sein Gesicht, sein attraktives, gequältes, dummes Gesicht. Die Luft war kühl, und das Sonnenlicht blass. Trotzdem kniff er die blauen Augen zusammen, um sie vor
dem Licht zu schützen. Der Verkehr raste so dicht an uns vorbei, dass mir der Lärm durch Mark und Bein ging.
    »Das glaubst du doch selber nicht«, erwiderte ich.
    »Du haftest nicht für den finanziellen Schaden. So steht’s im Gesetz. Die Banken können dir gar nichts.«
    »Die Banken vielleicht nicht. Merlin und Murphy schon.«
    »Ich wusste ja nicht, dass die ins Spiel kommen. Ehrlich.«
    »Was dachtest du denn, was passieren würde?«
    »Ich weiß nicht.« Er bohrte seinen Absatz in den Dreck.
    »Die Geschichte von Brittanys Kleptomanie …«
    »Das war nicht fair von mir.«
    »Die Kleptomanin ist Sinsa, stimmt’s?«
    Er lehnte den Kopf an den Fels.
    »Hör auf, sie zu schützen«, sagte ich.
    »Du musst das verstehen. Nach außen hin sieht es so aus, als hätte Sin alles, aber sie sitzt in der Falle. Nichts gehört ihr persönlich. Wenn sie nicht genau tut, was ihre Eltern ihr sagen, kriegt sie keinen Cent.« Er streifte seine Krawatte ab und öffnete den obersten Knopf an sei nem Hemd. »Ich weiß schon, dass du das nicht begreifst. Aber wir haben nicht alle dieselben Mittel zur Verfügung wie du und Jesse.«
    »Bist du völlig übergeschnappt?«
    »Schau dir doch bloß den Anzug an, den ich trage. Den hätte sich Jesse ohne Weiteres kaufen können. Ich will einfach auch mal Glück haben wie alle anderen. Was ist daran so falsch?«
    Ich war sprachlos.
    »Sin brauchte Hilfe. Nur ein bisschen Bares, um ihr Projekt in Schwung zu bringen. Und ihre Eltern wollten ihr nichts geben. Was hätte sie tun sollen?«

    »Arbeiten?« Ich hob die Hände. »Eine rhetorische Frage, ich weiß. Und Sinsa hat dich überredet, Jesse zu spielen?«
    »Das war der entscheidende Faktor. Immerhin arbeitet er für die Kanzlei, die ihre Eltern vertritt, da …«
    »Wie oft, PJ?« Ich knirschte mit den Zähnen. »Wie viele Frauen?«
    »Eigentlich müsste er sich bei mir bedanken. Die sind alle begeistert von ihm und finden ihn total süß.«
    Ich ballte die Fäuste. »Du hast dafür gesorgt, dass er als Frauenheld bekannt wird?«
    »Die finden ihn zum Knuddeln. Und sie freuen sich, dass sie - weil er doch so dankbar ist, meine ich …«
    Ich verpasste ihm eine Ohrfeige.
    Er

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