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Gefürchtet

Titel: Gefürchtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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fort. »Wenn du die Waffe ziehst, geht es um Leben oder Tod. Du schießt, um zu töten, nicht um dei nen Gegner zu verwunden, außer Gefecht zu setzen oder zu erschrecken. Ist das klar?«
    »Absolut.«
    »Tatsächlich? Du darfst nicht zögern. Du musst dich entscheiden. Manchmal haben Frauen …« Er hob entschuldigend die Hände. »Nimm es mir nicht übel. Meine Ex hat mal einen Selbstverteidigungskurs für Frauen gemacht. Der Trainer hat ihnen immer wieder eingehämmert, dass Mitgefühl die große Schwäche des weiblichen Geschlechts ist. Es lässt sie zögern, in letzter Sekunde zurückschrecken, weil sie nicht töten wollen.«
    »Damit werde ich keine Probleme haben.«
    Ich hielt die Pistole im Anschlag. Er stützte meinen Arm. Dabei spürte ich die von ihm ausgehende Energie, die auf mich übergriff wie eine lodernde Flamme.
    »Marc, ich …«
    Er sah mir direkt ins Gesicht.
    Ich hatte keine Ahnung, was ich sagen sollte, weil ich gar nicht wusste, was ich empfand. Dann musste ich an Brian denken. Mein Leben war tatsächlich aufregend genug.

    Marc blickte mir tief in die Augen. »Was ist?«
    Ich fasste die Pistole fester. »Hat dei ne Ex sonst noch was in dem Kurs gelernt?«
    Ein, zwei Herzschläge lang blieb er ganz ruhig. Dann löste sich seine Hand von mei nem Arm. »Bei ei ner Entfernung von über drei Metern treffen die meisten Schützen nicht mehr. Wenn du unbewaffnet bist, ergreifst du also am besten die Flucht.«
    »Ich habe nicht vor, unbewaffnet zu sein.«
    »Dann versuch auf unter drei Meter an dein Ziel heranzukommen, damit du auch triffst.«
    »Verstanden.«
    Er deutete auf den Pappkameraden draußen am Schießstand und trat zurück. »Versuch es.«
    Ich zielte auf die menschliche Silhouette, atmete aus und drückte ab. Wieder und wieder.
    Aber es war nur eine Schießübung, keine Lösung. Für nichts und niemanden.

27. Kapitel
    Ich glaube nicht an Glück, höchstens daran, dass uns das Leben immer wieder eine Chance bietet. Ansonsten bin ich der Meinung, jeder ist seines Glückes Schmied. Doch nun sollte ich selbst unverschämtes Glück haben.
    Gegen Ende der Woche ging es mir körperlich besser. Mit Ibuprofen waren die Schmerzen, die mir die gebrochenen Rippen verursachten, ganz gut zu ertragen. Ich konnte meinen Arm problemlos ausstrecken, obwohl ich immer noch die Schlinge benutzte, wenn ich unterwegs war. Mein Gesicht hatte dezentere Braun- und Grüntöne angenommen. Weitere Drohungen von Murphy hatte ich nicht erhalten. Mittlerweile wagte ich mich schon wieder allein in den Garten. Weiter als hundert Meter entfernte ich mich allerdings nicht vom Haus.
    Aber der Identitätsbetrug nahm meine gesamte Zeit und Energie in Anspruch. Ständig trudelten neue Rechnungen ein. Weitere Schecks waren geplatzt. Obwohl ich nicht dafür haftete, musste ich pausenlos neue Gläubiger kontaktieren und eidesstattliche Erklärungen vorlegen, um meine Unschuld zu beweisen. Es sah so aus, als müsste ich bei Gericht eine offizielle Erklärung beantragen, dass ich nichts mit dem Betrug zu tun hatte.
    Ich versuchte, die Schulden zurückzuverfolgen. Die Betrüger - vermutlich das illustre Quartett Brittany, PJ, Sin und
Shaun - hatten immer neue Konten eröffnet und wieder aufgegeben, wenn das Limit voll ausgeschöpft war. Um auf dem Laufenden zu bleiben, musste ich jeden Tag meine Kreditkartenauszüge prüfen. Sobald ich ein Kreditkarteninstitut informierte, wurden die Betrügerkonten geschlossen, aber die Abbuchungen erschienen nach wie vor in der Online-Abrechnung, was mich schier wahnsinnig machte. Bis zum Montag. Er brachte den Durchbruch, auf den ich gehofft hatte.
    Beweise. Einkäufe, die nach Brittany Gaines’ Tod getätigt worden waren.
    Draußen raschelten die immergrünen Eichen im kühlen Wind. Ich beugte mich über mei nen Computer und blätterte nach unten. Noch einmal tausend für einen Wellnesstag im Beverly Hills Spa. Zweitausend für einen Herrenausstatter am Rodeo Drive. Hundert Dollar von einem Laden namens Bloomsberry. Dreihundert bei Coast Medical. Zweitausendachthundert bei Collezioni Benko, ebenfalls in Beverly Hills. Der größte Hammer waren über elftausend Dollar für Tropical Holidays World Travel. Mir blieb die Spucke weg. Die Betrüger reisten offenbar gern. Natürlich erster Klasse. Nach Barbados. Ich dachte an schneeweiße Strände, üppige Orchideen und fruchtige Cocktails mit Papierschirmchen. Alles auf meine Kosten. Ich knirschte mit den Zähnen, hörte aber schnell damit auf, als

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