Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies
el Jefe fluchte, dachte kurz nach und stimmte dann schließlich zu.
Romero, Samad, seine beiden Begleiter und die anderen vierzehn Araber fuhren in drei Autos zum Tunnel. Romero steuerte seinen eigenen Wagen. Neben ihm saß Samad und auf dem Rücksitz seine beiden Unterführer. Dahinter folgten im Auto seiner Frau fünf weitere Männer. Die übrigen neun waren in einem alten Tropic-Traveler-Lieferwagen zusammengepfercht, wo sie den knappen Platz auch noch mit sechs ziemlich großen Reisetaschen teilen mussten, deren rechteckige Form bei Romero Kopfschütteln hervorgerufen hatte. Gewehrbündel? Raketen? Granatwerfer? Auf alle Fälle kein Campingzubehör.
Als sie sich dem Tunnel näherten, dachte Romero dar über nach, was wohl passieren würde, wenn die Araber dessen anderes Ende erreicht haben würden. Er bat Gott, ihm das ewige Heil zu gewähren, und er betete, dass seine Angehörigen verschont blieben. Diese Männer wollten keine Zeugen haben. Sie würden ihn ermorden, wenn er ihnen nicht mehr von Nutzen war. Dieser Tatsache musste er ins Auge sehen. Er hatte in letzter Zeit so viele böse Menschen kennengelernt, dass er verstanden hatte, wie ihr Geist funktionierte.
Er fragte sich auch, was sie tun würden, wenn sie in die Vereinigten Staaten gelangt wären, wie viele Menschen sie töten und was sie alles zerstören würden. Er hasste sie mindestens so sehr, wie es die Amerikaner taten. Trotzdem hielten sie ihn im Moment für eine unbedeutende Schachfigur in ihrem Spiel.
Aber er wusste, dass noch nicht alles verloren war.
Samad und seine fanatischen Begleiter wussten zum Beispiel nicht, dass der Tunnel mit C 4 -Sprengladungen gespickt war, damit er jederzeit zerstört werden konnte. Man konnte sogar dafür sorgen, dass jeder, der gerade darin war, verschüttet wurde. Dies hatte man Romero bereits zu Beginn der Bauarbeiten klargemacht. Corrales hatte ihm erklärt, dass seine Chefs befürchteten, der Tunnel könnte eines Tages von ihren Feinden oder sogar von Terroristen benutzt werden. Deshalb werde man ein Sicherungssystem einbauen. In einem Bauwagen gegenüber dem Eingang des Lagerhauses saßen ständig drei Sicarios , die den Tunnel mithilfe der Sicherheitskameras überwachten. Es waren insgesamt neun Männer, die in Schichten arbeiteten. Im Notfall konnten sie die Ladungen ferngesteuert zünden. Allerdings würden sie den Tunnel nur auf den direkten Befehl von Corrales oder anderer Kartell-Größen in die Luft jagen. Auf einem Regal im Elektro-Schaltraum lagerten für alle Fälle jedoch auch mobile Reservezünder. Romero musste sich nur einen von ihnen beschaffen, bevor er die Araber in den Tun nel ließ.
Und dann wäre irgendwann er am Zug.
R ueben nahm seinen schweren Rucksack ab und ließ ihn auf den Boden fallen. Die anderen Mulos taten es ihm nach. Bevor sie sich jedoch auf den Boden setzen konnten, um auf die für Mexiko bestimmte Lieferung zu warten, kam der Sicario , der von allen verlangte, dass sie ihn El Jefe nennen sollten, aus dem Tunnel heraus und befahl ihnen, sofort das Gelände zu verlassen. Die obersten Bosse hätten ihm diesen Befehl gegeben.
»Und was ist mit der anderen Lieferung?«, fragte Rue ben. »Ich dachte, sie brauchen unsere Hilfe. Sie meinten, wir bekämen auch eine Extraprämie.«
»Vergiss es. Verschwinde!«
Rueben legte die Stirn in Falten. »Und was ist mit unseren Rucksäcken? Wer wird die holen?«
»Ich weiß es nicht.«
»Stimmt etwas nicht?«
»Hör mal, ich muss dafür sorgen, dass jeder das Tunnelgelände verlässt. Und zwar sofort! So lauten meine Befehle.«
»Dann komme ich mit Ihnen auf die andere Seite zurück«, sagte Rueben. »Dort wartet meine Rückfahrgelegenheit auf mich.«
El Jefe schüttelte den Kopf. »Verschwinde von hier! Heute muss jeder selbst sehen, wie er nach Hause kommt.«
Jetzt meldete sich ein anderer Kurier, wahrscheinlich der älteste, auf dessen Schläfen bereits die ersten grauen Haare zu sehen waren, zu Wort: »Wir können nicht alle zur selben Zeit hier rausgehen. Das erregt zu viel Aufmerksamkeit. Das haben Sie uns auch immer wieder eingebläut.«
»Das spielt jetzt keine Rolle mehr! Raus mit euch!«
Die anderen drückten sich auf dem Weg zur Vordertür an Rueben vorbei. Der älteste Kurier hielt sie auf.
El Jefe stürzte auf ihn zu und hielt ihm seine Pistole an die Stirn. »¡Váyanse!«
Der Mann schaute den jungen Schnösel ein paar Sekunden lang böse an, dann nickte er langsam und machte sich zur Tür auf. Die anderen
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