Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies
einen Kinnriemen bildeten, den Wartungsraum.
»Hey, was zum Teufel …?«, rief er und schaute Moore fassungslos an. »Wer sind Sie?«
»Wir gehören zu den Lieferanten«, erwiderte Moore schnell.
»Schwachsinn!« Der Kerl drehte sich blitzschnell zu seinen Begleitern um und schrie aus Leibeskräften: »José!«
In diesem Augenblick begann Moores Handy zu vibrieren und Ansara rief: »Towers hat angerufen. Draußen steht ein Haufen Männer!«
Moore jagte dem Schreihals eine Kugel in den Rücken, dann schaute er zu Ansara hinunter. »Lauf!«
J osé beobachtete, wie Tito, einer seiner Männer, zusammenbrach. Hinter ihm befand sich der Tunneleingang. Er konnte zwar nicht sehen, wer seinen Mann erschossen hatte, aber er vermutete, dass der Täter aus dem Tunnel gekommen war.
Er brüllte den drei Männern an dem Ford Explorer zu, sie sollten ihm folgen, dann stürzte er in den Wartungsraum und suchte hinter den Pumpen, bis er den Einstieg in den Tunnel gefunden hatte. Inzwischen trafen auch völlig außer Atem die anderen ein.
José deutete mit seiner Pistole auf die Tunneltreppe. »Steigt hinunter. Ich will den Wichser haben, der einen von uns umgelegt hat.«
Alle drei zogen ihre Matas policía und kletterten die Leiter hinunter.
Mit heftig klopfendem Herzen lief José zu den anderen zurück und rief ihnen zu, sie sollten die Waffen möglichst schnell einladen. In einer Minute komme er zurück, und dann müssten sie fertig sein.
Ganz ruhig atmen , befahl er sich selbst, während er sich ein paar Schritte von der Gruppe entfernte. Er holte den Zünder aus der Tasche und schaltete ihn ein. Das grüne Lämpchen warf einen seltsamen Glanz auf sein Gesicht. Einige Sekunden lang starrte er wie hypnotisiert auf die LED .
Als er annahm, dass das Waffen-Team inzwischen etwa 300 Meter weit in den Tunnelschacht vorgedrungen war, verschaffte ihm die Macht über Leben und Tod, die er da in den Händen hielt, ein solches Hochgefühl, dass er vor Behagen zu glucksen begann.
Villa Rojas
Cuernavaca, Mexiko
90 km südlich von Mexico City
S onia wartete an der Tür, während Miguel das Arbeits zimmer seines Vaters betrat und sich räusperte. Sein Vater blickte kurz von seinem Schreibtisch auf und sagte: »Miguel, es tut mir leid, ich arbeite heute bis spät in die Nacht und bin im Moment sehr beschäftigt. Stimmt etwas nicht?«
»Ich möchte gerne den Gewölbekeller besichtigen«, brach es aus ihm heraus.
»Wie bitte?«
»Bring mich jetzt sofort in diesen Keller. Zeige mir, was du dort unten aufbewahrst.«
Sein Vater sah ihn an und runzelte die Stirn. »Weshalb sollte ich das tun?«
Miguel schaffte es nicht, ihm die Wahrheit zu sagen. »Ich … ich bin nur noch nie dort gewesen. Ich dachte, ich könnte es Sonia zeigen. Aber da unten steht ein Wächter – immer, rund um die Uhr.«
»Also gut. Gehen wir.«
»Wirklich? Du hast es doch bisher immer abgelehnt. Ich habe dich schon so oft gefragt? Zwanzigmal in all den Jahren?«
»Okay, dann zeige ich es dir eben jetzt sofort.« Er schoss aus seinem Stuhl hoch, stürmte an Miguel vorbei und riss die Tür auf. Sonia, die ihrem Vater auf ihrem Smartphone gerade eine SMS schrieb, schreckte zusammen.
»Sie möchten doch auch die Führung mitmachen, oder?«, blaffte der alte Rojas sie an.
»Es tut mir leid, Señor. Wir wollten Sie nicht bei der Arbeit stören.«
Rojas hob eine Hand und stürmte den Flur entlang.
Miguel schaute Sonia besorgt an, dann rannte er seinem alten Vater hinterher.
Als sie die Doppeltür erreichten, die zu dem breiten Treppenhaus führte, befahl sein Vater dem Wachmann, die Tür aufzuschließen und sie alle passieren zu lassen. »Schalten Sie auch die Alarmanlage ab«, befahl er.
Er schaute Miguel scharf an. »Ich weiß, um was es hier geht. Und ich bin bitter enttäuscht.«
Miguel biss sich auf die Lippen und wich seinem Blick aus. Sein Vater stapfte durch die Tür, die der Wachmann offen hielt. Miguel und Sonia folgten ihm dichtauf.
Die Treppenstufen waren mit einem burgunderroten Teppich belegt. Sie mussten zwei Stockwerke hinuntersteigen, bis sie im untersten Geschoss ankamen. In die Decken waren Lampen eingelassen, die von Bewegungs meldern automatisch eingeschaltet wurden. Ganz unten erwartete sie ein kunstvoll verlegter Ziegelboden. Hinter ihnen lag eine Garage, die Miguel ebenfalls noch nie gesehen hatte. Darin standen mindestens zehn Oldtimer. Es gab sogar einen Lift, der diese zu einer Rampe emporhob, über die sie nach draußen gefahren
Weitere Kostenlose Bücher